zum Hauptinhalt
Gut heißt regional. Christa Hasselhorst in ihrem Garten.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Ein Kuckuck zum Tee

Christa Hasselhorst liebt Gärten und schreibt darüber. Jetzt erschien ein neues Buch über Küchengärten

Bloß nicht ungeduldig werden. „Wenn noch mal trockener Frost kommt, ohne Schnee, das wäre ganz schlecht“, sagt Christa Hasselhorst. Wer unbedingt vor dem verlässlichen Frühling gärtnern will, der muss sich mit der Aussaat in Töpfen oder Blumenkästen auf der Fensterbank begnügen, sagt die Autorin zahlreicher Gartenbücher. Auf ihrem eigenen Fleckchen Grün auf der Insel auf Hermannswerder kämpfen sich lediglich die gelben Winterlinge durch, mit Hunderten kugeligen Blütenköpfchen, daneben blasslila Krokusse und wolkenweiße Schneeglöckchen. „Von denen gibt es zig verschiedenen Sorten, ich war sogar einmal auf einer Schneeglöckchen-Messe.“

Das ist kein Scherz, Christa Hasselhorst nimmt alles, was mit Garten und Natur zu tun hat, sehr ernst. Gerade ist ihr neuntes Gartenbuch erschienen: „Geliebte Küchengärten. Eine Reise durchs Schlaraffenland“. Dafür reiste die Autorin monatelang durch Deutschland, Österreich und die Schweiz, besuchte 25 Privatgärten, der nördlichste auf Sylt, der südlichste in der Steiermark. Die Besonderheiten eines jeden Gartens und seiner Besitzer werden im Buch mit Fotos, Text und Basisdaten zu Lage, Größe und Besuchszeiten beschrieben, denn Gäste, sagt sie, sind fast überall willkommen.

Ihr eigener Garten hält jetzt im Februar noch Winterschlaf – altes Laub und abgeblühtes Pflanzwerk bietet Schutz für all das, was darunter schlummert. Und selbst das kann schön aussehen, findet die Gartenbesitzerin. „Eine trockene Hortensienblüte mit Schneehaube, das ist doch hübsch.“ Dass sie über Gärten schreibt, ist Zufall: Viele Jahre arbeitete sie als Journalistin und Kulturredakteurin, war Pressesprecherin für die Hamburger Staatsoper und schrieb seit 1997 für Berliner Medien. 2000 zog sie nach Potsdam, wohnte zunächst in der Lennéstraße direkt am Park Sanssouci. „Kaum einer, der mich dort besuchte, wusste, wer Lenné war“, sagt sie leicht entrüstet. Das Thema Park und Gartenkunst lag praktisch vor der Haustür, sie musste es nur aufgreifen. 2004 erschien ihr erstes Buch: „Meister der Gartenkunst“. Viele Bücher folgten, 2012 eins über den Park Sanssouci. Dreimal wurde sie bisher mit dem Deutschen Gartenbuchpreis ausgezeichnet.

In ihrem neuen Buch legt sie den Fokus wieder anders: Küchengärten, das seien Paradiese für Menschen, die gern kochen und sich dabei selbst versorgen wollen. Die es genießen, im Frühjahr anzupflanzen, auszusäen, Monate später zu ernten und alles womöglich nur wenige Meter weiter in der Küche zuzubereiten. Gärten, die jedoch keine reinen Gemüseplantagen sind, sondern in denen auch Gemüse wächst, sich mit Bäumen und Blumen zu einem ökologischen und ästhetischen Miteinander verbindet. Da steht der Grünkohl mitten im Blumenbeet, dazwischen Kräuter, alles überdacht von einem Obstbaum. Bio ist natürlich Pflicht, eine Selbstverständlichkeit für die Küchengärtner. Manche der Gärtner, die Christa Hasselhorst besuchte, betreiben den Anbau im großen Stil verarbeiten die Ernte im Hofladen, im Restaurant. Der Berliner Sternekoch Michael Hoffmann betreibt gleich zwei Küchengärten vor den Toren der Hauptstadt. Bei ihm wächst weit mehr, als man aus dem Supermarkt kennt: Hoffmann baut alte Sorten wie Haferwurzel und Pastinaken sowie violett marmorierte Stangenbohnen an. Im südlichen Deutschland wachse sogar die Artischocke, sagt Christa Hasselhorst. Auf den wunderbaren Bildern der Fotografin Ursel Borstell ist zu sehen, wie schön auch Nutzpflanzen im Garten aussehen können.

Christa Hasselhorst ist keine leidenschaftliche Köchin, sagt sie, aber sie liebe gutes Essen. Gut heißt für sie regional, was die Heimat und die Saison hergeben. In ihrem eigenen Garten hatte sie ein Eckchen Frühkartoffeln angebaut und freute sich im Sommer über deren außergewöhnlichen Geschmack. Gemüse im Garten – das muss gar nicht aufwendig sein, sagt sie, eine Zucchinipflanze wächst fast von allein, ist sehr ergiebig und sieht, wenn sie blüht, auch noch schön aus. Kräuter und Tomaten wachsen auch auf einem Balkon. Bei der Gartengestaltung denkt Christa Hasselhorst aber nicht nur an sich. Insekten sollen sich dort wohlfühlen, Bienen, Schmetterlinge, Vögel und Igel Nahrung finden. Im Frühling erfreut sie sich an den schönen Blüten der Felsenbirne, im Herbst an der spektakulären Laubfärbung, im Winter sind die Früchte Vogelfutter – wie die roten Beeren der Eberesche.

Dieser Stil setzt sich im Haus der Gartenbuchautorin fort. Der Geruch des erloschenen Kaminfeuers liegt noch in der Luft, auf dem Tisch liegen pastelrote Granatäpfel aus der Weihnachtszeit, Tee bekommen Besucher aus einem englischen Porzellan-Service gereicht, Blümchendekor mit Kuckuck auf Bone China, weißem Knochenporzellan. „Ob ein Garten schön ist, hängt nicht von seiner Größe ab“, zitiert Christa Hasselhorst eine berühmte englische Gartenarchitektin.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false