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Blick aus der Luft auf den im Bau befindlichen denkmalgeschützten Lokzirkus.

© Lutz Hannemann

Ein Denkmal für den Zoll: Babelsbergs historischer Lokschuppen wird saniert

Der Umbau des markanten Baus geht voran. Ende 2023 sollen 500 Zollmitarbeiter einziehen.

Potsdam - Vom Dach ist nur noch ein Stahlskelett übrig, Kräne stehen neben dem markanten Sechs-Ecken-Bau: Sanierung und Umbau des denkmalgeschützten Lokzirkus zum neuen Sitz des Hauptzollamts sind in vollem Gange. „Aktuell sind wir im Zeit- und Kostenplan“, sagte Horst Weis, Finanzgeschäftsführer des für das Großvorhaben zuständigen Berliner Projektentwicklers Driven Investment, jetzt auf PNN-Anfrage.

Wegen der allgemeinen Schwierigkeiten im Baustoffhandel habe der Projektentwickler allerdings neu justieren müssen. Die Ertüchtigung des Mauerwerks des Industriedenkmals sei vorgezogen worden. In dieses würden aktuell Stahlpfähle hineingetrieben, um es dann mit Hilfe eines Gemischs aus Beton und Sand weiter auszusteifen. „Damit wollen wir die Fundamente stabilisieren“, so Weis.

Sanierung der Stahlkonstruktion der Kuppel wurde verschoben

Zunächst verschoben worden ist die Sanierung der Stahlkonstruktion der Kuppel, weil diese dafür mit einer eigens angefertigten Holzkonstruktion gestützt werden muss. Angesichts der wieder deutlich gesunkenen Holzpreise könne dieser Bauabschnitt nun begonnen werden, sagte Weis. Bei dieser und anderen Baumaßnahmen sei das Unternehmen jedenfalls schon sehr fortgeschritten mit der Vergabe, um die geplante Fertigstellung im vierten Quartal 2023 zu halten.

Horst Weis, Finanzgeschäftsführer des für das Großvorhaben zuständigen Berliner Projektentwicklers Driven Investment.
Horst Weis, Finanzgeschäftsführer des für das Großvorhaben zuständigen Berliner Projektentwicklers Driven Investment.

© promo

Mehr als 500 Mitarbeiter:innen sollen dann dort ihre Büros beziehen. Bisher ist der Zoll, eine Bundesbehörde, in Potsdam auf verschiedene Standorte verteilt. Als besonderen Vorteil der neuen Zentrale im Lokschuppen wurde die Nähe zur Autobahn genannt. Weis hatte bereits erklärt, das Gebäude mit rund 16.000 Quadratmetern Nutzfläche werde auf die Bedürfnisse der Behörde abgestimmt, zum Beispiel muss eine Waffenkammer eingeplant werden. 

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Auch eine Tiefgarage ist am Standort vorgesehen – und ein Neubau mit circa 3000 Quadratmetern Nutzfläche. Zugleich laufen den Angaben nach weiterhin konstruktive Abstimmungen, unter anderem laut Weis mit der Denkmalbehörde, „zwecks Optimierung des Projekts“. PNN-Informationen, wonach zum Beispiel noch die Frage zu klären sei, ob Solarpaneele auf dem Dach installiert werden könnten oder das Ganze lichtdurchlässiger gestaltet werden müsse, bestätigte er nicht. Solche Konflikte zwischen Denkmal- und Klimaschutz gibt es bei mehreren Bauvorhaben in der Stadt.

Projekt nahm schon viele Wendungen

Die lang angekündigte Arbeiten an dem Bau hatten im vergangenen Herbst begonnen. Damals war auch bekannt geworden, dass sich der Projektinitiator Jürgen Wowra neue Partner ins Boot geholt hat – allen voran den Projektentwickler Driven, der nun die Finanzierung des knapp 70 Millionen Euro schweren Gesamtvorhabens absichert und Potsdam über sein Großprojekt Think Campus am Jungfernsee schon kennt.

Das Projekt hatte vorher viele Wendungen genommen. Ursprünglich hatte der Unternehmer Wowra seine Firma Paranet dort ansiedeln wollen, einen international tätigen Anbieter von Traglufthallen, etwa für Flüchtlingsunterkünfte. 2016 war jedenfalls die Erleichterung über diesen Investor besonders im Rathaus groß, hatte doch zuvor jahrelang sogar ein Abriss des maroden Baus zur Debatte gestanden, weil sich niemand gefunden hatte, der das Industriedenkmal übernehmen wollte. Doch auch die ersten Pläne Wowras zerschlugen sich, ebenso die Nutzung als Hotel – bis der Zoll als neuer Mieter gewonnen werden konnte.

Bis zum Start der Sanierung hatte sich der Zustand des Denkmals so verschlechtert, dass aus Verkehrssicherheitsgründen sogar Anfragen von Filmemachern abgelehnt werden mussten, die die Halle als Kulisse nutzen wollten. Noch 2007 war der Lokzirkus der filmische Schauplatz für eine spektakuläre Schießerei im Politthriller „The International“ von Tom Tykwer und mit Clive Owen: Handwerker von Studio Babelsberg bauten im Lokzirkus damals das New Yorker Guggenheim-Museum nach.

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