zum Hauptinhalt
Domstraße 4: Aus einem Offiziersbungalow des VEB Spezialbau Potsdam aus dem Jahre 1975 wurde durch Umbau und Aufstockung ein modernes Einfamilienhaus.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Eigenheim passiv heizen

Großes Interesse für energiesparendes Bauen beim gestrigen Tag der Architektur

Babelsberg - „Das ist ein Passiv-Haus“ erklärt Martin Weiß zu seinem Zweifamilienhaus, in das er mit Frau Kathrin und drei Kindern sowie einer Mietpartei in Kürze in die Steinstraße 8 einziehen will.

„Im günstigsten Fall brauchen wir gar keine Heizung“, sagt er und zeigt auf die aus der Wand ragenden Rohre im Wohnbereich. Frischluft gelangt durch diese in den Raum, in Toiletten und Bad saugen andere Rohre hingegen die Raumluft ab. Das Energie-Geheimnis ist im großen Keller des Zweifamilienhauses verborgen: Belüfter, Wärmepumpe und Wärmetauscher. Aus einer achtzig Meter tiefen Bohrung nimmt eine Flüssigkeit die Temperatur des Erdreiches auf und bringt sie durch Kompression auf 50 Grad Celsius. Große Speicher horten das warme Wasser für den Verbrauch.

Die Architekten Gerd Gutheil und Markus Kuhn haben das Haus entworfen. Für einen Mitarbeiter der Umweltkommission in Brüssel, der Martin Weiß derzeit ist, scheint eine solch energiegünstige Bauweise standesgemäß. Von außen fallen an dem modernen Bau die riesigen Fensterflächen auf. Dreifachverglasung und Außenjalousien sind eine wichtiger Bestandteil der passiven Heizung und Temperaturregulation. Die große Wohnungstür ist ein Wunderwerk der Wärmedämmung: drei Glasschichten und ein gedämmter Rahmen. 21 Grad beträgt die Lufttemperatur konstant in den Räumen; zur Sicherheit und zum Wohlfühlen gibt’s eine Fußbodenheizung.

Groß war das Besucher-Interesse am gestrigen Tag der Architektur für das Passiv-Haus von Familie Weiß, aber auch in der nahen Domstraße 4 stand um 13 Uhr die erste Menschentraube im Garten, um das Haus von Nikolaus Böhning, der mit seiner Familie seit Januar hier wohnt, zu bestaunen. Architekt Dirk Bobst erklärt, dass es sich um einen aufgestockten „Offiziersbungalow“ aus der DDR-Zeit handelt. In der Nachbarschaft, in der Karl- Marx-Straße 63, sei das Original noch zu besichtigen. Böhning erzählt, dass die Mitarbeiter im Bauamt erst gar nicht verstehen konnten, dass er die alte Bausubstanz in den Neubau integrieren wollte. „Wir wollten die Geschichte des Hauses nicht völlig vergessen machen“, sagt er. So bleibe die Erinnerung wach, dass neben Filmgrößen noch andere Menschen in Neubabelsberg gewohnt haben. Auch die Kosten hätten eine Rolle gespielt. „Einen Neubau mit dieser Raumkonzeption zu entwerfen, wäre erheblich teurer geworden“, erklärt der Architekt.

Energiesparen war beim Umbau des Bungalows eine der wichtigsten Auflagen. Denn nur dadurch konnte der Bauherr einen Öko-Plus-Kredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Anspruch nehmen. So gelang es dem IT-Unternehmer, über den Weg einer „CO2-Sanierung“ seine Baukosten erschwinglich zu halten. Optimale Dämmung von Fenstern und Wänden war dabei ein wichtiger Punkt. „Später kommt noch die Nutzung von Erdwärme hinzu“, kündigt er an. G. Schenke

G. Schenke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false