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Hinter dem Märchen. Adam Zibell, Uwe Fleischer und Stuart Seeger (v.r.) nehmen Szenen mit Schauspieler Stephan Reher in Schloss Moritzburg auf.

© Manfred Thomas

„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“-Ausstellung auf Schloss Moritzburg: Fischmehl statt Schnee

Die Schülerfirma des Babelsberger Filmgymnasiums dreht einen Film zur neuen Aschenbrödel-Ausstellung auf Schloss Moritzburg.

Von Sarah Kugler

Bis heute ist es einer der bekanntesten Defa-Märchenfilme: Jedes Jahr zu Weihnachten wird die deutsch-tschechische Koproduktion „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, die teilweise auch in den Babelsberger Filmstudios gedreht wurde, gleich auf mehreren Sendern ausgestrahlt. Das Schloss Moritzburg zeigt zu dem Kultfilm von 1973 ab November wieder eine Ausstellung, zu der die Schülerfirma des Babelsberger Filmgymnasiums, die bfg filmproductions, einen Kurzfilm produzieren durfte. Für zwei Tage waren Filmkoordinator Uwe Fleischer, Filmgymnasiast Adam Zibell als Kameramann sowie Praktikant Stuart Seeger als Tonmann vor Ort und fingen die bekanntesten Settings des Films ein. Die Moderation des Films übernimmt der als Präzeptor verkleidete Schauspieler Stephan Reher, der auch in der Ausstellung den berühmten Zeremonienmeister des Films mimt. Ein besonderes Highlight während des Drehs war das Interview mit Schauspieler Rolf Hoppe, der in der Märchenverfilmung den König spielte.

„Er wohnt ja ganz in der Nähe, sodass er uns den Gefallen getan hat“, erzählt Fleischer. „Das ist ein ganz sympathischer Typ und er hat schöne Geschichten erzählt.“ So hatte der heute über 80-jährige Darsteller damals beim Filmdreh seine beiden Töchter dabei – denen aber die Rolle ihres Vaters ziemlich egal war. Sie interessierten sich viel mehr für das glitzernde Kostüm von Hoppes Kollegin Karin Lesch, die die Königin spielte. „Sie waren davon so begeistert, dass die Kostümkammer ihnen wohl ein bisschen Glitzerstoff mitgegeben hat“, so Fleischer.

Aber auch andere Insidergeschichten kamen bei dem Dreh zutage. Etwa, dass der Film ursprünglich nicht unbedingt als Wintermärchen geplant war. Als die Tschechen sich aus Geldmangel an das Filmstudio Babelsberg wandten und um Unterstützung baten, hatte das nur noch in den Wintermonaten Kapazitäten frei. Die fertigen Kostüme wurden dann einfach mit Pelzbesätzen versehen und somit in Winterkostüme umgewandelt. Für die passende Schneekulisse sorgte damals unter anderem Fischmehl, das furchtbar gestunken haben muss, wie Fleischer sagt. „Sehr schön ist natürlich auch die Geschichte, dass die Besucher immer enttäuscht sind, wenn sie durch das gleiche Fenster wie Aschenbrödel schauen und dahinter gar keinen Ballsaal erblicken“, sagt Fleischer. Denn eigentlich befindet sich hinter der Scheibe, die Aschenbrödel im Film freikratzt, um einen Blick auf die tanzenden Ballgäste zu werfen, nur ein einfacher Kutschstall.

Schon diese Woche geht das von bfg filmproductions gedrehte Material in die Postproduktion. Dabei sortiert Praktikant Stuart Seeger nicht nur die aufgenommenen Bilder, sondern schneidet auch ältere Interviews mit Prinz-Darsteller Pavel Trávnícek und Filmregisseur Václav Vorlícek mit hinein. „Für uns ist es ja quasi schon eine Tradition, den Film für die Aschenbrödel-Ausstellungen zu drehen“, erklärt Fleischer. So kreierte die bfg filmproductions unter anderem auch den Film „Wo Aschenbrödel wohnte“, wofür sie nach Svihov reiste und das Setting des Hauses zeigten, in dem Aschenbrödel mit ihrer Stieffamilie lebt. Wie in den Jahren zuvor wird der etwa 15-minütige Film des Filmgymnasiums auch in der neuen Ausstellung ab dem 7. November in dem kleinen Ausstellungskino auf Schloss Moritzburg zu sehen sein. Damit er dann auch von tschechischen Besuchern verstanden wird, geht er nach der Postproduktion noch nach Prag – wo er mit tschechischen Untertiteln versehen wird. 

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