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Direktkandidaten für Potsdam und ihre Chancen: Bundestagswahl: Wer macht das Rennen in Potsdam?

Elf Kandidaten stehen am 24. September in Potsdam zur Wahl. 22 000 Potsdamer wollen per Brief wählen - die Online-Plattform Election.de sieht bereits eine leichte Tendenz in der möglichen Stimmverteilung.

Potsdam - Bei der Bundestagswahl am 24. September können genau 132 481 Potsdamer abstimmen – und möglich ist das schon seit Anfang dieser Woche. Denn seit Montag hat das Briefwahlbüro im Stadthaus, Zimmer 1.077, geöffnet, rote Pfeile weisen den Weg in den Raum. Dort kann man direkt seine Stimme abgeben und den Stimmzettelumschlag in die Urne werfen. Man benötigt lediglich seinen Personalausweis. Alternativ können in dem Zimmer auch die Briefwahlunterlagen beantragt werden. Die Briefwahl haben bereits rund 22 000 Potsdamer beantragt – also rund 16,6 Prozent der Wahlberechtigten. Was sonst zur Wahl wichtig ist – die PNN geben einen Überblick.

Elf Direktkandidaten im Wahlkreis

Im Potsdamer Bundestagswahlkreis 61, der neben der Landeshauptstadt noch sieben Gemeinden aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark und die Stadt Ludwigsfelde aus dem Kreis Teltow-Fläming umfasst, treten diesmal elf Kandidaten an – das ist einer mehr als bei der Wahl vor vier Jahren. Das wichtigste Duell fechten dabei die CDU-Kandidatin Saskia Ludwig und ihre SPD-Kontrahentin Manja Schüle aus. Vor vier Jahren hatte die frühere Unionskreischefin Katherina Reiche erstmals den Potsdamer Wahlkreis für ihre Partei gewonnen – gegen die jetzt ausscheidende SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein siegte sie mit 32,6 Prozent, ein Unterschied von nur 0,4 Prozentpunkten. In der Stadt Potsdam hatte Wicklein mit 33,1 Prozent deutlich die meisten Stimmen erhalten, sich allerdings gegen Reiche nicht im traditionell konservativer eingestellten Umland durchsetzen können.

Die Frage ist, ob Schüle den Wahlkreis nun für die SPD zurückerobern kann – die Online-Plattform Election.de, die auch langfristige Wählerpotenziale berücksichtigt, sieht seit Wochen einen leichten Vorsprung für die Union in der Potsdamer Region. Schüle, Büroleiterin von Landesbildungsminister Günter Baaske (SPD), hat zwar die volle Unterstützung vieler Potsdamer Genossen, gilt aber öffentlich weithin als eher unbekannt. Ludwig polarisiert dagegen mit ihrem national-konservativen Kurs auch Anhänger in der Union. Allerdings gilt sie als profiliert, speziell in Potsdam-Mittelmark. Zudem fällt ihre materialintensive Wahlkampagne ins Auge. Und schon bei der Landtagswahl 2014 hatte sich Ludwig im Potsdamer Norden sowie den Umlandgemeinden Werder und Schwielowsee gegen den damaligen Potsdamer SPD-Chef Mike Schubert durchsetzen können – mit mehr als zwei Prozentpunkten lag sie vorn.

Dritter im Potsdamer Wahlkreis war bei der vergangenen Bundestagswahl 2013 Norbert Müller von den Linken, 20 Prozent hatte er damals erhalten – der Bundestagsabgeordnete tritt nun erneut an. Ebenso über ihre Partei sitzt die Grüne-Klimaexpertin Annalena Baerbock bereits im Plenum – sie hatte 2013 als Viertplatzierte 7,2 Prozent erhalten. Auf dem Wahlzettel findet sich ebenso der Einzelkandidat Edmund Müller, der damals für „feminismusfreie direkte Demokratie und Justizreformen“ genau 500 Stimmen erhielt – also 0,3 Prozent. Diesmal tritt der Maschinenbau-Ingenieur aus Werder unter dem Motto „Gerechtigkeit für Trennungsväter und Justizreformen“ an.

Pirat gegen „Verfolgung und Bespitzelung durch den bürgerlichen Staat“

Als neue Kandidatin tritt für die FDP deren Kreischefin Linda Teuteberg an, auch die Spitzenkandidatin der Liberalen im Land Brandenburg. Bei den Wahlen vor vier Jahren hatte die FDP mit der damaligen Kandidatin Jacqueline Krüger nur 1,8 Prozent der Stimmen geholt, auch wegen des damals negativen Bundestrends. Die AfD war damals ohne Kandidaten angetreten, nun geht der Bewerber René Springer ins Rennen. Die Piraten haben sich auf den Rechtsanwalt Andreas Schramm aus Kleinmachnow verständigt, der sich etwa für die fahrscheinlose Nutzung von Bus und Bahn, die Entkriminalisierung von Cannabis-Konsumenten oder ein bedingungsloses Grundeinkommen einsetzt. Vor vier Jahren hatte der Piraten-Kandidat Cornelius Everding mit drei Prozentpunkten den fünften Platz der Direktkandidaten erreicht.

Weiterhin tritt die Bürgerbündnis/FDP-Stadtverordnete Irene Kamenz für die Freien Wähler an. Auch die Deutsche Kommunistische Partei hat mit dem Wildauer Landschaftsarchitekten Mario Berríos Miranda einen Kandidaten aufgestellt – der erklärtermaßen gegen die „Verfolgung und Bespitzelung durch den bürgerlichen Staat“ kämpft, wie es auf seiner Internetseite heißt. Weniger ernst tritt Bettina Franke auf, die Kreischefin der satirischen „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“ (Die Partei). Zur Landtagswahl 2014 konnte sie im Potsdamer Innenstadt-Wahlkreis bereits rund 2,6 Prozent der Stimmen erreichen. Die Wahlbeteiligung lag vor vier Jahren übrigens bei 74,4 Prozent.

Wahlhelfer gesucht

Um die Wahlen ordnungsgemäß durchzuführen, werden rund 1000 Wahlhelfer benötigt. Insbesondere für die Auszählung der Briefwahl werden noch rund 80 ehrenamtliche Helfer gesucht. Je nach Funktion bei der Wahl erhalten Sie ein Erfrischungsgeld zwischen 25 und 50 Euro. Wer Interesse hat, kann sich per Mail unter wahlhelfer@rathaus.potsdam.de oder unter der Telefonnummer (0331) 289 1246 melden.

+++PNN-Serie zur Wahl+++

Wer sind die Menschen auf den Wahlplakaten eigentlich? Auf vielen sind es die Direktkandidaten im Wahlkreis 61, die die Region in und um Potsdam im Bundestag vertreten wollen. Die PNN stellen sie in einer Porträtreihe vor: Welche Ziele haben sie? Wie kamen sie in die Politik? Was bewegt sie? Los geht es am morgigen Freitag mit Irene Kamenz von den Freien Wählern. In der Ausgabe vom Montag, 11. September, lesen Sie ein Porträt über die FDP-Kandidaten Linda Teuteberg. Am Dienstag folgt René Springer von der AfD, am Mittwoch Annalena Baerbock von den Bündnis 90/Die Grünen. Am Freitag, 15. September, stellen wir den Kandidaten der Linken, Norbert Müller, vor. In der Ausgabe vom Montag, 18. September, folgt die Potsdamer SPD-Kandidatin Manja Schüle. Die PNN-Anfrage an Saskia Ludwig (CDU) blieb bis Mittwochabend unbeantwortet. axf

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