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Landeshauptstadt: Die Wiederauferstehung des Spartacus

Ein monumentales Wandfries ist wieder in der Bibliothek zu sehen – wenn auch in drei Teile zerlegt

Der Eindringling war ausgerechnet über Spartacus eingebrochen. Wie auf einem See mit zu dünnem Eis. Im Herbst 2010 war die Spezialfirma Wandwerk aus Berlin gerade dabei, das in der Potsdamer Stadt- und Landesbibliothek angebrachte Wandfries „Die Erben des Spartacus“ fachgerecht abzumontieren, als das von Kurt-Hermann Kühn (1926-1989) geschaffene Kunstwerk Opfer eines vandalistischen Aktes wurde. Der Baustellen-Einbrecher turnte nachts auf dem sich gerade in der Horizontalen befindlichen Bildsegment herum, das unter seiner Last nachgab und in über einhundert Teile zerbrach. Nun ist es wieder heil und das Fries wieder in die neugestaltete Bibliothek integriert. Dass Spartacus wieder zusammengepuzzelt wird, war selbstverständlich: „Das ist unsere Job“, erklärte Wandwerk-Geschäftsführer Eberhard Taube am Montag bei der Präsentation des Frieses vor Journalisten. „Man wird keine Bruchspuren sehen.“

4,90 Meter hoch und 16,25 Meter breit war das Wandfries und in fünf Bildfelder unterteilt. Von links beginnend werden der Spartakusaufstand 73 bis 71 v. Chr., der Bauernkrieg 1524 bis 1526, ein lesender Arbeiter, die Französische Revolution 1789 bis 1792, die deutsche Märzrevolution 1848 sowie die russische Oktoberrevolution 1917 dargestellt. Replatziert wurde das Bild jedoch nicht mehr in einem Stück, sondern in drei Teile zerlegt an drei verschiedenen Orten im Erdgeschoss der Bibliothek. Im künftigen Bibliothekscafé ist der „lesende Arbeiter“ zu sehen, einst Mittelteil des Großfrieses. Im sogenannten Auditorium, einem Veranstaltungsraum, ist die Frühgeschichte zu sehen. Dargestellt sind der Bauernführer Thomas Münzer (1489-1525) mit einem Schwert in der Hand und natürlich Spartacus, gestorben 71 vor Christus, ein seinerzeit berühmter Gladiator und Anführer des nach ihm benannten Sklavenaufstandes. Der dritte Teil ist nunmehr im rückwärtigen Bereich des Erdgeschosses angebracht und zeigt bolschewistische Revolutionäre und ein an den Vorderläufen einknickendes Pferd. Bernd Richter, Chef des Kommunale Immobilien Service (KIS) und Bibliotheksbauherr, hofft, dass dieser Fries auch eines Tages gut vom Sonnenlicht belichtet sein wird. Das ist spätestens dann der Fall, wenn auch der Verbindungsbau zur benachbarten Fachhochschule abgerissen werden kann. Richter hofft, dass dies im Februar 2013 der Fall sein wird.

Richter zeigte sich beeindruckt von der Arbeit der Firma Wandwerk. Er selbst hätte vermutet, dass unter Denkmalschutz stehende Gemälde samt der Mauer verschieben zu müssen. Weit gefehlt: Wie Tauber erläuterte, wurde der Putz, auf das „Die Erben des Spartacus“ aufgemalt wurde, von der tragenden Mauer abgelöst. „Seit dem 16. Jahrhundert kennt man sich damit aus“, erklärte der Fachmann. Zunächst wurden Rigipsplatten mit einem Spezialwachs auf das Bild aufgeklebt. Dann wurde von der Rückseite das Mauerwerk entfernt, das Bild in zahlreiche, transportfähige Segmente zerschnitten und diese nach vorn in die Horizontale gekippt, um sie dann zur Zwischenlagerung abzutransportieren. KIS-Chef Richter: „Wir waren völlig überrascht, dass sich die Restauratoren durch die Ziegelwand bis zur Putzschicht durchknabbern.“ Die Kosten für die Bewahrung des Wandgemäldes bezifferte Richter mit einem „überschaubaren Betrag innerhalb des Gesamtprojekts“. Die Sanierung der im August 2013 wiedereröffnenden Bibliothek kostet 11,25 Millionen Euro.

Wie Richter weiter erklärte, liege der Mietvertrag mit der Universität Potsdam nun „ausverhandelt, aber noch nicht unterschrieben“ vor. Die oberste Etage der Bibliothek soll Präsenz und „Schaufenster der Wissenschaft“ in Potsdam werden. Dem KIS-Chef zufolge beginne der Ausbau der 1600 Quadratmeter Bruttogeschossfläche unmittelbar nachdem die der Mietvertrag unterschrieben worden ist. Richter rechnet damit, dass dies im Januar 2013 der Fall sein wird. Lediglich haushaltsrechtliche Gründe verhinderten den Vertragsabschluss noch 2012. Wenn alle Rechnungen aufgehen, werde die Wissenschaftsetage Ende 2013 fertig sein. Guido Berg

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