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Landeshauptstadt: Die papageienbunte Fassade fällt

Dem denkmalgeschützten, barocken Typenhaus in der Dortustraße 8 droht der endgültige Verfall

Innenstadt - Kürzlich stürzte ein Teil der Hinterfront des baufälligen Hauses Dortustraße 8 in den Hof ab. Ist damit das Schicksal des Baudenkmals besiegelt? Auf einem Bauschild kündigt Eigentümer Klaus Engel seit Jahren die Sanierung an, geschehen ist bisher so gut wie nichts. Die von Hausbesetzern als letzten Bewohnern papageienbunt bemalte Fassade bröckelt weiter vor sich hin.

Auf PNN-Nachfrage erklärte Engel, er wolle an der Sanierung festhalten, doch seien ihm sämtliche von der Stadt zugesagte Fördermittel gestrichen worden: „Von Potsdam habe ich null Cent bekommen, obwohl die Förderanträge bereits abgestimmt waren und unterschriftsreif vorlagen.“ Die treffe sowohl auf die Investitionszulage wie auch auf die Hüllenförderung zu. Dieser Darstellung widerspricht Rolf Zurkuhlen, der für das Sanierungsgebiet zuständige städtische Denkmalpfleger. Hauseigentümer der Innenstadt hätten ausreichend Zeit gehabt, sich Fördermittel zu sichern. Für die Dortustraße 8 habe Herr Engel aber die Fristen dafür verstreichen lassen. Inzwischen wurde die Hüllenförderung für die Innenstadt gestrichen, in der die Häuser weitgehend saniert sind, und auf Babelsberg und andere Ortsteile verlagert. Für den Sanierungsträger Potsdam ergänzt Geschäftsführer Erich Jesse, dass zudem Bund-Länder-Programme wie die Investitionsförderung für solche Vorhaben wegen der prekären Haushaltslage eingestellt oder nach unten gefahren wurden.

Klaus Engel wehrt sich dagegen, als schwarzes Schaf hingestellt zu werden. „Warum wird wegen eines kleinen Hauses solch ein Aufstand gemacht?“, fragt er. „Schauen Sie in die Zeppelinstraße, wie viele größere Gebäude dort verfallen, ohne dass die Eigentümer öffentlich angeschwärzt werden.“ Das kann Zurkuhlen nicht gelten lassen. „Bei der Dortustraße 8 handelt es sich nicht um ein beliebiges Haus, sonder um ein hochwertiges Baudenkmal“, erklärt er. „Dies erlegt dem Eigentümer auch rechtlich eine besondere Verantwortung auf.“

Das Gebäude war 1738 während der zweiten barocken Stadterweiterung für den Hutmacher Friedrich Brendel errichtet worden. 1755 wurde es von einer Familie Brasche erworben und ein Jahrhundert lang als Fleischerei genutzt. Im 20. Jahrhundert diente es unter anderem der Schlosserei Grünert und dem Uhrmacher Dechow. Beide werden noch im Adressbuch von 1949 erwähnt. Leider hätten Gespräche und Vororttermine mit Engel keine Ergebnisse erbracht, erklärte Zurkuhlen. Der Denkmalbehörde bliebe der Weg, ein mit einer Sanierungsverpflichtung verbundenes Zwangsgeld zu verhängen. Der Denkmalpfleger befürchtet dann allerdings eine lang dauernde juristische „Schlammschlacht“. Auch Erich Jesse sieht die Chancen einer solchen Maßnahme eher skeptisch: Wenn der Eigentümer Dach und Straßenfassade des Gebäudes sichert und keine akute Gefahr für die Passanten besteht, dürfte schwer etwas auszurichten sein. Der Sanierungsträger besitze „keine andere Macht als die des Wortes“. Letzte Möglichkeit wäre ein Verkauf. Davon haben in der Innenstadt schon einige Eigentümer Gebrauch gemacht, die in Finanzierungsschwierigkeiten geraten waren. In diesem Fall sind allerdings oft unterschiedliche Preisvorstellungen von Verkäufer und Käufer das Problem. E. Hohenstein

E. Hohenstein

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