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Mit vereinten Kräften. 70 alte Stühle bekommt die Suchtberatungsstelle der Awo – Mitarbeiter holten sie am Mittwoch ab.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Die letzten Möbel aus dem „Kreml“

Vereine holen Tische, Regale, Lampen aus dem alten Landtag ab. Ende 2014 könnte das Haus verkauft sein

Von Katharina Wiechers

Templiner Vorstadt - Warum gerade die Arbeiterwohlfahrt die Stühle aus dem alten Landtag dringend braucht, kann Daniel Zeis gut erklären: „Sitzen ist unser Job.“ Zeis leitet die Suchtberatungsstelle der Awo in Potsdam, regelmäßig werden dort Beratungsgespräche und Gruppenstunden abgehalten – im Sitzen. Doch die Stühle in den Räumen in der Großbeerenstraße sind durchgesessen und alt, wie Zeis sagt. Deshalb freut er sich, dass er nun Sitzgelegenheiten bekommt, die etwas weniger alt und etwas weniger durchgesessen sind. Sie stammen aus dem alten Landtag auf dem Brauhausberg – am gestrigen Mittwoch wurde mit dem Ausräumen der letzten Möbel begonnen.

5 000 Tische, Regale, Lampen, Mülleimer und eben Stühle waren im „Kreml“ zurückgeblieben, als die Abgeordneten und die Mitarbeiter der Landtagsverwaltung das Gebäude im Dezember verließen und in das neue Landtagsschloss am Alten Markt zogen. Ein Teil der Möbel wurde auf die verschiedenen Gebäude der Landesverwaltung verteilt, doch gut 2 000 Stücke wurden als nicht mehr tauglich eingestuft und ausgesondert – und kostenlos an gemeinnützige Vereine vergeben. 43 Anträge habe es gegeben, sagte Brandenburgs Finanzminister Christian Görke (Linke) am Mittwoch. Alle seien zum Zuge gekommen. Neben der Potsdamer Awo sind zum Beispiel das Klosterstift Neuzelle, ein Berufsqualifizierungsverein aus Bad Freienwalde und der Anglerverein Phöben unter den Empfängern.

Sie alle werden in den kommenden Tagen und Wochen mit ihren Lieferwagen vor dem Landtag vorfahren und die vorgemerkten Möbel abholen. Organisiert wird die ganze Aktion vom Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen, der die Stücke zum 1. Januar übernommen hat – genauso wie die ganze Immobilie.

Das Areal oberhalb des geplanten Schwimmbads mit dem markanten Backsteingebäude, dem großen Parkplatz und mehreren Garagen- und kleineren Nebengebäuden soll nach dem Wunsch der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung mehrere Nutzungen vereinen. So ist ein Mix aus Wohnen, Gewerbe und Beherbergungseinrichtungen vorgesehen – im hinteren Teil sind außerdem Neubauten für wissenschaftliche Einrichtungen geplant. Gleichzeitig soll die historische Fassade der einstigen Reichskriegsschule erhalten bleiben. „Dementsprechend wird die Immobilie vom Landesbetrieb ausgeschrieben“, kündigte Minister Görke am Mittwoch an.

Eine Kommission werde dann entscheiden, welcher Investor oder welche Investoren das Gelände erwerben dürfen. Nicht der Meistbietende, sondern der mit dem besten und nachhaltigsten Konzept bekomme den Zuschlag, versprach der Finanzminister. Er gehe davon aus, dass Ende des Jahres beziehungsweise im ersten Quartal 2015 eine Entscheidung fallen werde. Im zweiten Quartal könnte dann der Landtag sein Ok geben und die Bauarbeiten beginnen, so Görke. Er zeigte sich optimistisch, dass der Verkauf ein Erfolg wird. „Die Investoren stehen Schlange. Es gab schon viele Anfragen“, sagte er.

Derzeit werde noch an dem Exposé für die Ausschreibung gearbeitet, sagte derGeschäftsführer des Liegenschaftsbetriebs, Volker Bargfrede. Mitte September soll sie in mehreren Zeitungen sowie auf einer Internetplattform präsentiert werden. Außerdem wird das 25 000 Quadratmeter große Objekt auch in den aktuellen Katalog der Stadt Potsdam aufgenommen, der für die diesjährige Immobilienmesse Expo Real in München vom 6. bis 8. Oktober erstellt wird.

Die Expo Real gilt als größte Messe für Immobilien und Investitionen in Europa. Auch das geplante Wohngebiet für rund 3 800 Menschen auf dem ehemaligen Kasernengelände Krampnitz will die Stadt bei der Gelegenheit erstmals vorstellen – auch dafür werden noch potenzielle Investoren gesucht. Katharina Wiechers

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