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Landeshauptstadt: Die „Gartenlaube“ hängt wieder im Neuen Palais

Zur großen Jubiläumsausstellung „Friederisiko“ ist ein einzigartiger Kronleuchter erstmals seit 25 Jahren wieder zu sehen

Von Katharina Wiechers

Als die Restauratoren den unteren Teil des Kronleuchters mit den ausladenden Armen und üppigen Blumenverzierungen vorsichtig an die lange Kette an der Decke hängen, scheint Käthe Klappenbach die Luft anzuhalten. Erst als der Karabiner endlich einrastet, lächelt die Kustodin für Beleuchtungskörper der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zufrieden. Nach 25 Jahren ist das einzigartige Stück aus dem 18. Jahrhundert wieder an seinem Platz im Neuen Palais. Im Rahmen der Ausstellung „Friederisiko“, die am kommenden Samstag eröffnet wird, ist es erstmals wieder zu sehen.

Ein Mitarbeiter der Schlösserverwaltung hatte in den 1980er Jahren unabsichtlich einen gravierenden Fehler begangen: Zur Reinigung der völlig verschmutzten blechernen Baldachine, die zur Verzierung des Kronleuchters gehören, verwendete er das falsche Mittel, wie Klappenbach erzählt. Die Bemalung wurde dabei zerstört, doch für die aufwendige Restaurierung fehlte das Geld. Der Lüster wurde eingemottet und wanderte ins Depot.

Erst jetzt – kurz vor der großen Ausstellung im Neuen Palais – fand sich mit dem Verein Freunde der Preußischen Schlösser ein Geldgeber. Die Einzelteile wurden in die „Münchner Werkstätten für Restaurierung“ gebracht, wo sie in mühevoller Kleinarbeit restauriert wurden. „Das sind die Einzigen, die so etwas können“, sagt Klappenbach und deutet auf Stephan Rudolph und Hans-Jörg Ranz.

„Wir sind Restauratoren unterschiedlicher Fachrichtungen, die sich auf Fälle wie diese spezialisiert haben“, sagt Ranz. Bei der Antiquität aus Potsdam war er für die Keramikblüten und die Bemalungen zuständig, während sein Kollege Rudolph die Metallteile restauriert hat. Nicht nur die Folgen der falschen Reinigung machten ihnen zu schaffen, auch die unter Kaiser Wilhelm II. vorgenommene Elektrifizierung hat viel Ursprüngliches zerstört. Die Glühbirnen und Verkabelungen haben sie nun wieder entfernt – der Kronleuchter soll wieder weitgehend so aussehen wie zu Zeiten Friedrichs des Großen.

Dieser hatte den Lüster für das neu errichtete Neue Palais kaufen und in die Wohnung seines Bruders Heinrich hängen lassen. Entstanden sei er 1745, sagt Klappenbach – laut Schlösserstiftung europaweit die einzige Expertin, die Kronleuchter mit Glas- und Bergkristallbehang erforscht. Der Stil sei eindeutig dem der Madame Pompadour – der Geliebten des französischen Königs Ludwig XV. – nachempfunden.

Bei der „Friederisko“-Ausstellung anlässlich des 300. Geburtstags von Friedrich II. wird der Kronleuchter ausnahmsweise tiefer gehängt als im Original und in Augenhöhe präsentiert. Die Besucher sollen alles aus der Nähe sehen können: die kunstvoll geschwungenen Blätterranken aus goldbemaltem Messing, die rund 230 filigranen Keramikblumen mit bunter Bemalung, die vier chinesischen Figürchen in der Mitte und die drei mit goldenen Glöckchen behangenen Baldachine.

Damit alles wieder dort hinkommt, wo es hingehört, schrauben die Münchner Restauratoren bei der Hängung im Spindlerkabinett des Neuen Palais stundenlang an dem Leuchter herum. Als Vorbild dient ein Foto aus den 1930er Jahren, das einzig existierende bislang. „Jedes Schräubchen hat hier seinen Platz, die Gewinde sind alle unterschiedlich“, sagt Metall-Experte Rudolph, während er eine der Ranken anbringt.

Zum Schluss werden die chinesischen Figuren angeschraubt, die nun inmitten dieser „hängenden Gartenlaube“ sitzen. Klappenbach ist sichtlich gerührt. „Das ist mein Traum seit 25 Jahren.“

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