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DHL-Erpresser: Spuren mehrerer Täter auf Paketbomben

Die Sonderkommission der Polizei kommt bei der Suche nach den DHL-Erpressern voran. Die Experten gehen inzwischen davon aus: Es waren mehrere Täter am Werk.

Potsdam - Die Zuversicht von Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD), die DHL-Erpresser zu fassen, hat einen Grund. Die Ermittler haben in den nach Potsdam und Frankfurt (Oder) geschickten Paketbomben die Spuren von mehreren Personen entdeckt. 

Denn zwar ist vier Wochen nach dem Fund einer Paketbombe in einer Potsdamer Apotheke am Weihnachtsmarkt in der Brandenburger Straße der Fall noch nicht gelöst. Doch die rund 50 Ermittler der Sonderkommission „Quer“ beim Landeskriminalamt (LKA) arbeiten auch an Wochenenden und Feiertagen – und sie sind entscheidende Schritte voran gekommen. Die Ermittler gehen nach PNN-Informationen inzwischen davon aus, dass hinter den Paketen mehrere Täter stecken. Bislang war stets nur von einem Erpresser die Rede. Zugleich mit Hilfe von Experten anderer Bundesländer lassen die Ermittler mit Hilfe von LKA-Experten anderer Bundesländer tausende Bilder von Überwachungskameras mit Spezialsysteme auf Treffer in Datenbanken prüfen. 

Die Polizei will sich zum Stand der Ermittlungen bei solchen Erpressungs-Lagen grundsätzlich aber nicht äußern. „Wir wollen Täter nicht informieren, sondern inhaftieren“, sagte ein Sprecher.

„In dem Wissen, dass wir ihn kriegen werden, sollte er aufhören, bevor es Verletzte gibt“

Innenminister Schröter hatte sich bereits vor knapp drei Wochen optimistisch gezeigt, dass die Fahnder den Erpresser fassen könnten. „In dem Wissen, dass wir ihn kriegen werden, sollte er aufhören, bevor es Verletzte gibt“, sagte Schröter der Zeitung „Welt am Sonntag“. „Wir sind optimistischer geworden“, so der Minister. Er gehe davon aus, dass der Fall bald aufgeklärt werden könne. Doch seitdem schweigt die Polizei zu dem Fall.

Die Erpresser hatten Anfang November an einen Händler in Frankfurt (Oder) und am 1. Dezember an eine Apotheke in Potsdam Paketbomben verschickt, der Weihnachtsmarkt wurde teilweise geräumt. In beiden Fällen ging es glimpflich aus, die Bomben zündeten nicht. Die Empfänger alarmierten rechtzeitig die Polizei, die die Sendungen unschädlich machen konnte.

Die Paketbomben – Batterie betriebener Zünder, eine mit Nägeln bestückte Metalldose samt Polenböller – hätten bei einer Explosion zu schwersten Verletzungen geführt. Ein beiliegender QR-Code führte zum Erpresserbrief. Die Täter fordern mehrere Millionen Euro vom Paketdienstleister DHL.

Seither gab es keinen weiteren Fall, aber deutschlandweit Fehlalarme: Die Ermittler haben nach eigenen Angaben zuletzt rund 220 Hinweise aus der Bevölkerung bekommen. In den weitaus meisten Fällen wurden allerdings verdächtige Pakete gemeldet, die sich als harmlos erwiesen. So wurde Mitte Dezember im uckermärkischen Schwedt ein Einkaufszentrum für mehrere Stunden geräumt, weil es mutmaßlich aus einem Paket verdächtig gepiepst hatte. Die Entschärfergruppe des LKA entdeckten jedoch nur Bettwäsche – das Piepsen kam aus einer Apparatur unter der Ablage des Pakets. In Bremen wurden nach dem Fund eines verdächtigen Pakets ein Straßenzug und ein Autobahnabschnitt gesperrt, bis Sprengstoff-Spezialisten der Bundespolizei wieder Entwarnung geben konnten. Fehlalarme gab es auch in anderen Bundesländern.

Kurioser Alarm in Oranienburg

Meist ging es aber um alltägliche Fälle wie im uckermärkischen Angermünde: Dort alarmierte ein Bürger die Polizei, weil nach dem Öffnen eines Pakets Kabel zum Vorschein kamen. Die Spezialisten des LKA fanden darin Begrenzungsleuchten für ein Auto, die Angehörige des Mannes bestellt hatten.

Kurios war ein Alarm in Oranienburg (Oberhavel): In einem Mehrfamilienhaus drangen verdächtige Geräusche aus einem Briefkasten im Hausflur. Einige Bewohner hätten sich deswegen nicht mehr aus dem Haus getraut, berichtete die Polizei. Die alarmierten Streifenbeamten entdeckten durch den Briefschlitz einen summenden und vibrierenden Vibrator, der sich beim Einwerfen eingeschaltet hatte.

Der Paketdienstleister DHL will sich wegen der laufenden Ermittlungen zum Erpressungsversuch und zu möglichen Auswirkungen auf den Betrieb nicht äußern. Dem Umsatz habe die kriminelle Erpressung jedoch nicht geschadet. Im Vergleich zum Vorjahr seien die Sendungsmengen im Weihnachtshochbetrieb noch gestiegen, berichtet DHL-Sprecherin Anke Blenn. So habe das Unternehmen Mitte Dezember mit mehr als 10 Millionen Sendungen innerhalb von 24 Stunden einen neuen Rekord bei der Zahl der gelieferten Pakete verzeichnet. Der Jahresdurchschnitt liege bei 4,3 Millionen Sendungen pro Tag. (mit dpa)

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