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Innere Einkehr. Meditation steht im Mittelpunkt des Buddhismus.

© T. Reichelt

Landeshauptstadt: Der Weg der Erleuchtung

Seit drei Jahren machen sich Potsdamer auf die Suche nach Buddha – jetzt in einem neuen Zentrum

Thomas Dobrzinski zögert nicht. Gezielt geht er auf den Gong zu, der am Kleiderständer neben der Eingangstür zum Buddhistischen Zentrum in Potsdam hängt. „Das ist eine Erfahrungsreligion“, sagt der 46-jährige Sozial-Pädagoge und reicht Gong samt Klöppel herüber. „Einfach ausprobieren, das ist nicht wie in der Kirche“, sagt Dobrzinski. Als der langgezogene metallische Ton durch den Flur wabert, lächelt er. Der Potsdamer mit Rundbrille auf der Nase ist einer von 20 Personen, die in der Stadt der Lehre Buddhas nachgehen. Die jüngsten sind 18 Jahre, die ältesten 80. Zweimal in der Woche treffen sie sich in der Jägerallee 26, um zu meditieren, zu kochen, zu reden oder um anderen die Religion näher zu bringen – sei es auch nur zunächst mit Klöppel und Gong.

Vor rund drei Jahren haben drei Potsdamer die Arbeit im Buddhistischen Zentrum aufgenommen. Seit Anfang des Jahres ist die gewachsene Gruppe in ihrem neuen Zentrum gegenüber des Landgerichts untergebracht. Finanziert wird es durch die Mitglieder selbst. Zwar sind Teller, Tassen und Gläser schon in den Küchenschränken verstaut und im Schrank stapeln sich Bücher, doch hier und da stehen noch Bilder am Boden und auch der Gong hängt noch nicht dort, wo er hin soll. Trotzdem strahlen die hellen Räume eine Gemütlichkeit aus, die mit sparsamen Mitteln hergestellt wurde.

Was es hier nicht gibt, sind Prunk und Gold. Es wehen auch keine farbenfrohen Fahnen, wie man sie vielleicht aus dem Urlaub in Thailand kennt. Dafür gibt es Pantoffeln in lila und grün. Auch das Herz des Zentrums, der Meditationsraum, die sogenannte Gompa, ist schlicht eingerichtet. „Hier sind die Buddhas zu Haus“, sagt Sabine Flores. Die 46-Jährige hat es sich auf ein paar Matten am Boden bequem gemacht – im Schneidersitz. „Die richtige Haltung ist wichtig“, sagt sie. „Wirbelsäule gerade, Knie auf den Boden, das rechte Bein vor dem Linken, das Kinn eingezogen.“ Vom Fensterbrett blicken Buddha-Zeichnungen auf die 46-Jährige hinab. Auf dem weißen Altar stehen vier kleine Buddha-Figuren. Darüber hängt ein Foto vom Oberhaupt der Karma Kagyü Linie, einer der Lehrer dieser in Deutschland nicht anerkannten Religion. Daneben lächelt ein Däne von der Wand. Im Auftrag von Lama Ole Nydahl haben die Potsdamer das Zentrum gegründet. Seine Texte werden während der Meditation gelesen. „Er zeigt uns, wo wir stehen“, sagt Flores. Nydahls Rolle kann hier jeder übernehmen. „Es gibt keinen Personenkult“, erklärt Thomas Dobrzinski. „Später sieht man in den Fotos ein Licht oder ein Energiefeld.“

Etwa eine halbe Stunde meditieren die Buddhisten. Ihr Atem wird langsamer, ihr Blick leer. Sie konzentrieren sich auf die Worte, die in Deutsch vorgetragen werden. Jeder mache sich auf die Suche nach der Erleuchtung, sagt Anna Schelter. Die 44-Jährige gehört zu den Initiatoren des Potsdamer Zentrums. „Wir praktizieren hier Laienbuddhismus.“ Niemand trage Roben oder müsse sich in ein Kloster zurückziehen. Im Gegenteil: Alle Mitglieder seien frei, zu kommen oder zu gehen. Schelter ist vor Jahren zum Buddhismus gekommen – sie nahm den Weg über asiatische Kampfsportarten. „Es gibt keine Gebote“, erklärt sie, aber Regeln. Stehlen, Töten, Lästern, das sorgt für schlechtes Karma und kann sich in diesem oder im nächsten Leben auswirken – die Buddhisten glauben an die Wiedergeburt.

Thomas Dobrzinski nickt: „Karma ist das Prinzip von Ursache und Wirkung.“ Gibt man etwas schlechtes hinein, wird es irgendwann wieder herauskommen, in diesem oder im nächsten Leben. Das gleiche gelte für Gutes, sagt er. Einen Gong zu schlagen, versichert er, sei auf jeden Fall gut für das Karma.

Das Buddhistische Zentrum lädt immer Donnerstags um 19 Uhr in die Jägerallee 26 zu Vortrag und Meditation ein. Am 28. April gibt es zudem einen Tag der offenen Tür von 12 bis 19 Uhr. Infos im Netz unter www.buddhimus-ost.de/potsdam

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