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Der Potsdamer Klimaforscher Peter Hoffmann im PNN-Interview: „Die Dauer der Hitze ist das Problem“

Der Potsdamer Klimaforscher Peter Hoffmann spricht im PNN-Interview über steigende Temperaturen und ihre Risiken.

Herr Hoffmann, Potsdam ächzt unter der Hitze, wird es in unserer Region perspektivisch immer wärmer?

Ja, in diese Richtung zeigen die Beobachtungsdaten des Deutschen Wetterdienstes ganz eindeutig. Seit Beginn der Aufzeichnungen ist die Jahresmitteltemperatur um 1,4 Grad gestiegen. Und in den letzten Jahrzehnten sieht man sogar eine Beschleunigung dieser Erwärmung. Alle 30 Jahre kommt ein Grad Temperatur-Erhöhung hinzu. Die Tage mit mehr als 30 Grad werden häufiger: Während wir in den 60er- bis 90er-Jahren im Schnitt noch sieben Hitzetage in Brandenburg hatten, sind es mittlerweile zwölf.

Wie ungewöhnlich ist die derzeitige Hitze für unsere Region? Seit gefühlt drei Monaten hat es nicht mehr geregnet.

Zumindest haben wir in diesem Sommer nicht wie in anderen Jahren extrem hohe Temperaturen jenseits der 35 Grad. Es ist also nicht wirklich ein extremer Hitze-Sommer, vielmehr ist die Dauer der Hitze das Problem. Es begann schon mit den Rekordtemperaturen im April und Mai. Unter dem Klimawandel verstärken sich zwei Tendenzen: dass wir zum einen Wetterlagen haben, die ortsfest länger verweilen können, und so entweder Hitze und Trockenheit begünstigen. Oder zum anderen Starkregenereignisse, die nicht nur lokal fallen, und am Ende auch ein Risiko für Hochwasser schaffen.

Steht uns das Schlimmste in diesem Jahr also noch bevor?

Das kann man jetzt noch nicht sagen. Man kann bloß hoffen, dass es nach dieser Hitzewelle in eine gemäßigte Phase überläuft, dass wir den Temperatur-Höhepunkt jetzt also erreicht haben. Bei dieser Abkühlung wäre dann Regen eine erfreuliche Begleiterscheinung, die auch wirklich notwendig ist.

Müssen wir auch in Potsdam mit heftigeren Gewittern rechnen?

Mit den Beobachtungsdaten kann man nicht immer schon eindeutige Trends vorhersagen. Die Physik dahinter ist aber relativ eindeutig: Wärmere Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen, sodass die Regenfälle hinterher intensiver ausfallen. Je nachdem, wo sie auftreten, können diese Regenmengen dann auch die Kanalisation überlasten. Unter dem ungebremsten Klimawandel werden die Gewitter auf jeden Fall intensiver.

Welche gesundheitlichen Folgen hat die zunehmende Hitze?

In erster Linie sind es die Hitzebelastungen, die jeden betreffen. Diese wirken sich am Ende auch auf die Arbeitsproduktivität aus. Aber auch chronisch Kranke haben viel stärker zu leiden. Dazu, wie sich die Hitze auf Infektionskrankheiten auswirkt, ist man erst am Beginn der Forschung.

Droht Teilen Brandenburgs die Versteppung?

Das war lange Zeit die Tendenz. Mittlerweile hat man aber viel mehr Klimamodelle zur Verfügung, als es noch zu Beginn der 2000er-Jahre der Fall war. Von Versteppung kann man nicht reden. Einzeljahre wie jetzt können natürlich extrem trocken ausfallen. Davon, dass es auch langfristig so trocken sein wird, gehen die regionalen Klimamodelle aber nicht aus.

Das Interview führte René Garzke.

Peter Hoffmann, 43, ist Meteorologe am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Er analysiert das Klima auf globaler sowie regionaler Ebene und forscht zu Klimafolgen.

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Es ist heiß, trocken und ein Ende der Hitze nicht absehbar: Ganz Potsdam hat mit den hohen Temperaturen zu kämpfen. Die PNN geben einen Überblick, was die aktuelle Hitze-Welle in der Stadt verändert und was beachtet werden muss: Potsdams Supersommer.

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