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Landeshauptstadt: Der Konsum bleibt

Geigenbauwerkstatt Muthesius im Schweizerhaus

Klein Glienicke - Der Schriftzug „Konsum“ am Bürgerhaus in der Waldmüllerstraße 3 soll bleiben. Zur Erinnerung an die wechselvolle Geschichte des Gebäudeensembles zwischen „Bürgershof“ und Jagdschloss, das Geigenbaumeister Tilman Muthesius aus Babelsberg nun zur noblen Wohnstätte, Werkstatt und Büro gemacht hat. Dabei hatte er den Baustil eines seiner Vorfahren im Auge: Hermann Muthesius, (1861 bis 1927) geschätzter Landhausarchitekt und Kunstschriftsteller, schuf die Villa Guggenheim am Johann-Strauß-Platz und die Seidenweberei Michels an der Nuthe, die sich später zu den Arado-Flugzeugwerken entwickelte.

Er hätte sicherlich auch Klein Glienicke bereichern können, das nun so schön sanierte Haus in der Waldmüllerstraße baute aber Zimmerermeister Blume. 1906 konnte es seine Pforten als „Havelschlösschen“ öffnen. Ein weiteres attraktives Ausflugsziel an der Glienicker Lake, die in jenem Jahr Schlagzeilen machte: Der Teltowkanal, der hier zu Füßen des Schlosses Babelsberg mit der Havel verbunden ist, war fertig und die Ausflugsgäste konnten sich nun auch noch am Schiffsverkehr erfreuen. Der „Bürgershof“ stand lange Zeiten in dem Ruf, weithin das größte Ausflugslokal zu sein und die Nachbarschaft mit dem „Havelschlösschen“ und dem auf dem Böttcherberg gelegenen Gartenlokal „Waldfrieden“ passten gut dazu. Bis der Krieg und das Kriegsende 1945 der Idylle ein bitteres Ende brachten: Klein Glienicke wurde ein streng bewachtes Grenzgebiet mit Stacheldraht und bewaffneten Grenzposten. Das Ausflugsgebiet war gestorben. Geblieben aber waren Bewohner, die ein bisschen „Nahversorgung“ haben mussten. Das war Auftrag für die Konsumgenossenschaft Babelsberg.

Das „Havelschlösschen“ und zeitweilige „Cafe Clärchen“ wurde zur Fleischverkaufsstelle mit Imbissstube. Einbezogen wurde dabei auch das kleine Schweizerhaus gleich neben der Bürgershof-Kegelbahn, das 1874 als Wohnhaus für Ludwig Heck entstand und nun unter Denkmalschutz steht.

Gut bekannt war auch die Bäckerei Mannhöfer, die in der Waldmüllerstraße Nummer 2 die Anwohner mit frischem Backwerk versorgte und ein paar Häuser weiter gab es eine Verkaufsstelle für Textilien und Industriewaren.

Das ist nun Geschichte, und aus dem Havelschlösschen wurde ein Wohnensemble mit saniertem Trakt auf dem Hof, in dem des Geigenbaumeisters Partnerin Christiane Gerhardt Gamben-Schüler unterrichtet und mit dem Ensemble „Celeste Sirene“ Konzerte veranstaltet. Das Schweizerhaus haben sie in eine Werkstatt mit Wohnhaus verwandelt. Mit der aus Süddeutschland nach Potsdam gekommenen Geigenbaumeisterin Christiane Nitschke baut und repariert Tilman Muthesius vornehmlich die Barock- Streichinstrumente Geige, Bratsche, Violoncello sowie die Instrumente der großen „Gamben-Familie“. An Aufträgen mangelt es nicht. „Unsere Kunden kommen aus allen Teilen der Welt, aus England und Frankreich ebenso wie aus Australien und Amerika“, betont der Hausherr. Jo

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