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Landeshauptstadt: Der Kofferfisch spart Benzin

Experimentier-Aktionstag zur Bionik-Ausstellung in der Biosphäre

Bornstedter Feld - Normalerweise würde man nicht an Klebeband denken, wenn man einen Gecko sieht, oder an Helikopter, wenn Ahornsamen durch die Luft fliegen. Wer dies doch tut, hat sich wahrscheinlich schon mal mit Bionik beschäftigt, der Wissenschaft, die versucht, Eigenschaften von Tieren und Pflanzen auf Technik zu übertragen. Unter dem Titel „Inspiration Natur – Patentwerkstatt Bionik“ gibt es noch bis zum 5. Juni eine Sonderausstellung in der Biosphäre im Volkspark Potsdam mit vielen interaktiven Stationen, wie zum Beispiel dem „Delfin-Telefon“. Am Samstag gab es zusätzlich zur Ausstellung einen großen Aktionstag in der Biosphäre, an dem vor allem Kinder und Jugendliche viele spannende Experimente rund um das Thema Bionik machen konnten.

Beim Workshop „Dreierlei Ei“ der Autostadt aus Wolfsburg kann man herausfinden, was eigentlich die Stabilität eines Hühnereis ausmacht: Bei verschiedenen Belastungstests finden die Kinder heraus, dass die Außenhülle der Eier enorm viel Gewicht aushalten kann, nämlich acht bis neun Kilo – das ist auch nötig, um das Küken im Inneren zu schützen. „Danach schauen wir, wo wir Menschen uns das in der Technik abgeschaut haben; zum Beispiel sind Fußbälle oder der Kuppelbau des Reichstages der Kuppelform des Eis nachempfunden“, erläutert Stephanie Froebese von der Autostadt.

Während beim Workshop fleißig Schildkröten-Stifthalter gebastelt werden, kann man beim Café „Tropencamp“ eine Fischflosse nachbauen, die als Vorbild für flexible Sitzmöbel dient, oder den Lotoseffekt untersuchen. Wenn man etwas Wasser auf die samtigen Blätter der Lotospflanze träufelt, perlt es völlig ab – eine Eigenschaft, die mittlerweile auf Wandmalfarbe oder Badfliesen übertragen wurde, zum einen um Graffitis, und zum anderen um Kalkablagerungen zu verhindern.

Nicht nur für kleine Dinge wie Badfliesen ist Bionik anwendbar, auch für große Fahrzeuge ist das Lernen von der Natur unverzichtbar: Der Kofferfisch diente dank seiner „windschnittigen“ Körperform bei der Konstruktion neuer Mercedes-Modelle, die dadurch mehr Benzin sparen sollten. Auch von Haien kann man in Punkto Energieeinsparung etwas lernen: Ihre Haut hat nämlich kleine längsgezogene Rillen, dank denen sich an ihnen keine Muscheln festsetzen können. Genau das wollen natürlich auch Schiffsbauer vermeiden, denn je stärker der Muschelbesatz an der Außenhaut des Schiffes, desto höher der Strömungswiderstand, desto langsamer die Fahrt und desto höher der Treibstoffverbrauch. Deshalb konnte man bei der Experimetierstation der Schiffbau Versuchsanstalt Potsdam (SVA) verschiedene Schiffsbeschichtungen und natürlich auch eine Haihaut – buchstäblich – unter die Lupe nehmen.

Von der Natur lernen ist aber gar nicht einfach: Ulf Barkmann, Project Engineer der SVA, erzählt von einer Schiffsoberfläche, die nach neuen bionischen Erkenntnissen konstruiert worden war, um Seepockenbesatz zu vermeiden: „Die Seepocken setzten sich tatsächlich nicht mehr an, aber dafür ostasiatische Seescheiden – zehnmal schlimmer als Seepocken!“ Daher seien die Oberflächen, die in der Biosphäre gezeigt werden, auch noch weit davon entfernt, eine solche Qualität wie Haifischhaut zu besitzen, meint Barkmann.

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