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Landeshauptstadt: Der Fluch der guten Tat

Plattner, Jauch und andere gaben in Potsdam Millionen aus und ernteten häufig Widerspruch

Potsdam und seine Mäzene – eine schwierige Verbindung. Seine Gönner gaben in Potsdam Millionensummen aus – für öffentliche und private Gebäude, für Wissenschaft und Kultur. Andernorts hätte man das auch gern. Doch in Potsdam lösen die großzügigen Gaben regelmäßig Diskussionen oder sogar Widerstand aus.

Jüngstes Beispiel war 2012 der Wirbel um eine von Software-Milliardär Hasso Plattner geplante Kunsthalle in der Potsdamer Mitte. Eingefädelt hatte das Projekt die Stadtverwaltung, um auf diesem Weg das von ihr als städtebaulichen Missstand ausgemachte Hochhaus des Hotels Mercure an der Langen Brücke zu planieren und gleichzeitig Potsdam eine Kunstausstellung von Weltrang zu verschaffen. Alles auf Kosten Plattners. Doch der mögliche Hotelabriss provozierte Konflikte in der Stadt. Die Linke lehnte den Abriss ab. Plattner wurde mehrfach aufgefordert, einen Architektenwettbewerb auszuloben. Trotz einer Demonstration auf dem Alten Markt mit etwa 1000 Teilnehmern, die Plattner unterstützten, riss die Diskussion nicht ab. Bis Plattner schließlich hinwarf. „Dieses Trauerspiel samt der verheerenden Außenwirkung wird die Stadt noch lange verfolgen“, sagte damals der TV-Journalist und Potsdamer Günther Jauch. Verbittert ist der Mäzen darüber nicht: „Mein Verhältnis zu Potsdam ist überhaupt nicht belastet“, sagte er im Juli in einem Interview mit den PNN. Ganz von seinem Trau einer Kunsthalle hatte er ohnehin nicht lassen können. Plattner tat sich mit dem Berliner Unternehmer Abris Lelbach zusammen und errichtet das Palais Barberini an der Alten Fahrt. Ende 2016 soll es fertig sein. Im Kunstmuseum Barberini sollen neben Plattners Sammlung ostdeutscher Kunst internationale Ausstellungen von Weltgeltung zu sehen sein.

Schon vorher hat Plattner hohe Beträge in Potsdam investiert. Weit mehr als 200 Millionen Euro sollen bereits in den Betrieb des zur Universität Potsdam gehörenden, aber ausschließlich von Plattner privat finanzierten Hasso-Plattner-Instituts für Softwaresystemtechnik geflossen sein. 20 Millionen Euro spendete Plattner für die historische Fassade des Potsdamer Stadtschlosses.

Auch Günther Jauch hat viel Geld in Potsdam gesteckt, seit er 1995 in die Berliner Vorstadt zog. Er kaufte alte Häuser und richtete sie wieder her, beteiligte sich mit mehreren Hunderttausend Euro an der Renovierung des Marmorpalais und ließ 2002 das Fortunaportal auf dem damals leeren Alten Markt aufstellen – die Initialzündung für den Bau des heutigen Landtags in der Hülle des früheren Stadtschlosses. Millionen steckte auch Rechtsanwalt Jörg Zumbaum 2007 in die Restaurierung der Villa Gericke. Als er fertig war, warf ihm die Denkmalschutzbehörde vor, Bäume gefällt sowie einen historischen Weinberg abgetragen zu haben. Resultat: Zumbaum sagte eine weitere Millioneninvestition in Potsdam ab.

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