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Auswahl. In der roten Infobox auf dem Alten Markt werden am heutigen Samstag von 11 bis 17 Uhr die überarbeiteten Entwürfe für das Wohn- und Geschäftskarree gezeigt. Mitte März entscheidet eine Jury über die Vergabe der Grundstücke.

©  Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Der Countdown für die Mitte läuft

Entscheidung über Grundstücksvergabe am Alten Markt steht bevor. Entwürfe werden in Infobox gezeigt

Innenstadt - Es dauert nur ein paar Minuten, bis der nächste Besucher kommt. In einer halben Stunde ist es fast ein Dutzend. Jeder zieht rasch die Glastür hinter sich zu, um die Kälte auszusperren. Draußen, auf dem Alten Markt, ist es am Freitagnachmittag eisig kalt. Doch was die Menschen in dem roten Container neben der Nikolaikirche suchen, ist keine Wärmestube, sondern die Infobox des Sanierungsträgers zum Umbau der Potsdamer Mitte.

Der rote Kubus zeigt am heutigen Samstag von 11 bis 17 Uhr die erneut überarbeiteten Entwürfe der Bieter für die Grundstücke auf dem Areal der früheren Fachhochschule – wie bisher sind sie auch diesmal anonymisiert. 23 Entwürfe sind für die neun Grundstücke noch im Rennen, nachdem im Dezember schon einmal ausgesiebt wurde. Seitdem hatten die Architekten Gelegenheit, ihre Entwürfe zu überarbeiten. Was nicht mehr zur Auswahl steht, ist mit einem dicken roten Strich markiert.

Die verbliebenen Entwürfe werden als kleine quadratische Visualisierungen gezeigt. Wer wissen will, was sich im Vergleich zur vorherigen Version verändert hat, muss in den Prospekt schauen, der jeweils im Fach dahinter bereitsteht. Das entpuppt sich in den meisten Fällen als Fehlerbildspiel. Denn verändert haben sich allenfalls Nuancen: Mal gibt es im Erdgeschoss statt eines großen Schaufensters wie Am Alten Markt 16 drei kleine oder man entdeckt in der Schwertfegerstraße 12 statt eines durchgängigen Geländers vor einer Reihe bodentiefer Fenster nun einzelne Balustraden. Da fällt es schon vergleichsweise stark ins Auge, wenn in einem Entwurf statt Kippfenstern im Dachgeschoss auf einmal Erker auftauchen.

Der Gesamteindruck hat sich durch die Überarbeitungen kaum verändert. Das ist auch nicht verwunderlich, schließlich gab es für die vier prägenden Eckgebäude Gestaltungsvorgaben. Sie bekommen im Wesentlichen die Fassaden ihrer historischen Vorbilder – die sogenannten Leitfassaden. Die fünf übrigen Lose sind vergleichsweise klein. So gesehen erfüllen die Entwürfe die Vorgaben der Wiederannäherung an das historische Stadtbild – der entsprechende Beschluss der Stadtverordneten steht auch außen an die rote Infobox geschrieben.

Die größten Hingucker sind mit den Entwürfen für die Schwertfegerstraße 11 noch im Rennen – allerdings ist das mit Abstand das kleinste Grundstück. Zwei von drei Entwürfen für diese Parzelle bescheren den Potsdamern ein Wiedersehen mit den sternförmigen Fassadenelementen, die bis zum vergangen Jahr das Fachhochschulgebäude schmückten. Der dritte Entwurf sieht eine Glasfassade vor.

Da nun alle überarbeiteten Entwürfe vorliegen, läuft für die Potsdamer Mitte der Countdown: In zwei Wochen wird so gut wie feststehen, wie das Areal der bisherigen Fachhochschule am Alten Markt künftig aussehen und wer es bebauen darf. Am 15. März entscheidet eine Jury aus Stadtverordneten und Bauexperten. Leiter der 14-köpfigen Kommission ist der renommierte Architekt und Stadtplaner Uli Hellweg, der bereits mehrmals den Deutschen Städtebaupreis gewonnen hat. Einen Tag später sollen die Ergebnisse öffentlich vorgestellt werden.

Bis zum 24. März sollen die Entwürfe dann wieder in der Roten Infobox und anschließend nochmals für längere Zeit in der Pro Potsdam-Zentrale in der Pappelallee gezeigt werden. Dann wird man auch wissen, wer hinter den Gewinnerentwürfen steckt. Klar ist bisher nur, dass es großes Interesse gab. Ursprünglich hatten 82 Bewerber 220 Interessenbekundungen beim Sanierungsträger abgegeben.

Einen Bieterwettstreit wird es nicht geben. Die Grundstücke werden zum Festpreis verkauft. Es gibt Gestaltungs- und Nutzungsvorgaben. So sind für das Haus am sogenannten Achteckenplatz 50 Prozent Sozialwohnungen vorgeschrieben – für 5,50 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter könnte man dann in Potsdams Mitte wohnen. Auch Bewerber um die anderen Parzellen können Pluspunkte sammeln, wenn sie günstigen Wohnraum oder öffentliche Nutzungen anbieten.

Für dieses Vergabeverfahren hatte sich die Stadtspitze nach den Protesten gegen den FH-Abriss entschieden. Bei den vorigen Vergaben an der Alten Fahrt waren die Baugrundstücke noch zum Höchstpreis verkauft worden. Formal vergeben werden die Grundstücke freilich erst, wenn die Stadtverordneten zustimmen. Damit wird noch vor der Sommerpause gerechnet. Im kommenden Jahr könnten sich dann schon die ersten Baukräne drehen.

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