zum Hauptinhalt
Blick über den Brauhausberg: Nach aktuellen Planungen der Stadt soll die Schwimmhalle (Bildmitte) zugunsten von Wohnhäusern weichen. Das will die Initiative „Pro Brauhausberg“ verhindern. Ein Workshop am Samstag brachte keine Annäherung.

© Lutz Hannemann

Debatte um Bebauung: Verhärtete Fronten am Potsdamer Brauhausberg

Im Streit um die Bebauung des Brauhausberges streiten Bürgerinitiative und die Stadt weiter: Auch eine Ideenwerkstatt brachte am Wochenende keine Annäherung im Zwist um einen Bad-Abriss und Wohnungsbau. Nur für das „Minsk“ könnte sich etwas tun.

Teltower Vorstadt – Im Konflikt zwischen der Bürgerinitiative „Pro Brauhausberg“ und der Rathausspitze um die Zukunft des Hügels gegenüber dem Hauptbahnhof ist keine einvernehmliche Lösung erkennbar. Auf einer mehrstündigen Ideenwerkstatt am Samstag im HumboldtGymnasium erhielt der Bürgerverein aber Rückenwind für den Erhalt der Schwimmhalle – und inbesondere für die Sanierung des früheren „Minsk“-Terrassenrestaurants. Dem bisherigen Plänen der renommierten Architekten Christoph Kohl und Rob Krier für eine dichte Wohnbebauung auf dem Brauhausberg erteilten die Werkstatt-Teilnehmer eine Absage.

Das Rathaus war unter anderem mit Stadtplanungschef Andreas Goetzmann und am Nachmittag mit Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) vertreten. „Das ist der Beginn einer notwendigen Diskussion“, urteilte Klipp über die Ideenwerkstatt. Er sehe die „Qualifizierung“ der Kohlschen Planungen im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens als nächste Aufgabe. Und: „Es gibt im Moment keinen besseren Plan.“ Ein Familien- und Sportbad im Bornstedter Feld zu bauen, sei – auch nach dem am Freitag von der Stadtverwaltung vorgelegten Kostenberechnungen – die richtige Entscheidung. Diese sei zugleich die Voraussetzung, um „den Brauhausberg einer neuen Nutzung zuzuführen.“ Zum „Minsk“ fügte er hinzu: „Wenn sich hierfür ein Investor findet, ist das wunderbar.“ Projektentwickler Michael Hoier-Schönbeck, der in Potsdam mehrere alte Konsumhallen saniert hat, deutete zuvor schon an, dass er sich die Übernahme des „Minsk“ vorstellen könne.

Zur künftigen Bebauung des Brauhausberges kündigte Klipp an, die Grundstücksvergabe werde „kleinteilig“ erfolgen, das heiße verschiedene Bauherren und Architekten. Die Qualitätskriterien seien die selben wie im Bereich der Potsdamer Mitte. Für die Flächen auf dem Brauhausberg rechnet die Stadt mit bis zu 12 Millionen Euro Einnahmen, die für das neue Bad an der Biosphäre gebraucht werden. Laut Stadtplanungschef Goetzmann gehe es beim engeren Brauhausberg um 400 Wohnungen. Die oft kolportierte Zahl von 6000 Wohnungen beziehe sich auf den weiten Bereich der Teltower und Templiner Vorstadt.

Nach Veranstalterangaben nahmen an der Ideenwerkstatt 150 Interessierte teil. Die fünf Arbeitsgruppen leiteten Experten wie der Vorstandschef der Bundesstiftung Baukultur, Michael Braum, oder der Vorsitzende des Wettbewerbsausschusses der Brandenburgischen Architektenkammer, Andreas Elz. Baukultur-Vorstand Braum erläuterte, dass von „Baukultur“ dann zu sprechen sei, wenn sowohl das Abbild der Geschichte als auch das der Veränderung in der Stadt zu erkennen sei. Das „Minsk“ gehöre zu den besonderen Bauwerken der DDR-Architektur. Auch „im Sinne der Versöhnung“ sollte es daher erhalten und funktionell umgestaltet werden. Der „Minsk“-Architekt Karl-Heinz Birkholz erklärte, dass in den Stahlbeton-Skelettbau jede andere Funktion eingebracht werden könne. Denkbar seien eine Stadtgalerie mit Café oder eine Verbindung mit der Schwimmhalle für Sport und Fitness. Der Architekt Andreas Elz benannte als Ursache für den jetzigen Konflikt das Fehlen eines Wettbewerbes. „Da dieser versäumt wurde, ist das Ergebnis verheerend“, sagt er. Bei allen Überlegungen sei die Bevölkerung nicht einbezogen worden. Die Schwimmhalle sei bei den Planungen 2009 „überhaupt nicht mehr auf dem Schirm“ gewesen. Das bestätigte der Manager des damaligen Workshopverfahrens, Klaas Vollbrecht.

Der Diplom-Ingenieur sagte, dass am Ende alle Beteiligte, selbst der Potsdamer Gestaltungsrat, der Landesdenkmalpfleger und die Vertreter der damaligen Stadtfraktionen dem Entwurf von Kohl/Krier zugestimmt hätten. Lediglich Die Linke habe sich in einem zweiten Workshop gegen die Verlagerung der Schwimmhalle ins Bornstedter Feld ausgesprochen. Über den Schwimmhallen-Standort sollen nun die Potsdamer abstimmen. Am Sonntag kritisierte die Linke, mit der Vorfestlegung des Rathauses auf ein Bad bei der Biosphäre werde „manipulierend“ auf die Meinungsbildung eingegriffen.

Der Vorsitzende des Vereins „Pro Brauhausberg“, Thomas Hintze, zeigte sich über den Verlauf der Ideenkonferenz sichtlich zufrieden. Die Ergebnisse werde der Verein den Stadtverordneten für die Entscheidungsfindung zusenden. Zu den jüngsten Berechnungen der Verwaltung über die Schwimmbad-Varianten kündigte er an: „Wir werden alles nachrechnen und das Ergebnis öffentlich machen.“

Günther Schenke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false