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Das alte Potsdam: Linke Grüße aus Laberhausen

Meine Güte, so viel Macht sollen die Betonköpfe noch haben? So viel, dass sie mit ihrer Kleinbürgerlichkeit und ihrer Rückwärtsgewandtheit, mit ihrer ideologisch verbrämten Bauchnabelpopelei und pseudo-ossinesischer Politikfolklore weiter die Potsdamer Mitte verschandeln können? Das darf doch nicht wahr sein!

Natürlich muss man die politische Diskussion über die Kunsthalle nicht nur am scheuen Mäzen ausrichten. Und natürlich: Für Potsdamer Verhältnisse hat hier ja wirklich fast schon absolute Eintracht geherrscht in Sachen Kunsthalle. Und natürlich kann man sich fragen, ob Hasso Plattner überreagiert. Das kann man. Es gibt aber Dinge, die man einfach nicht tun muss, die sich nicht gehören. Man unterstellt dem Schenkenden nicht ungeprüft und öffentlich unlautere Absichten und den Unterstützern nicht, dass sie sich in den Staub werfen. Man nimmt Angestellte eines ohnehin bald geschlossenen Hotels nicht als Geisel für Klientelpolitik.

Es geht um ein Geschenk, das diese Stadt, dieses verputtete und stuckrosettete Potsdam auf ganz einzigartige und historische Art bereichern kann. Und dabei noch eine Wunde schließt. Es geht um die Rettung der Mitte am Landtagsschloss. Es geht um den Eingang zur historischen Mitte. Es geht um einen modernen Kontrapunkt. Es geht um eine historische Entscheidung – torpediert von Linken und einigen anderen.

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Gegenwarts- und zukunftsbezogen haben sich die Linken unter Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg und Kreischef Sascha Krämer mit ihrer Art der Kritik am Standort in die politische Unzurechnungsfähigkeit verabschiedet. Wer Krämer zuhörte in seinen Auslassungen zur Kunsthalle, der hörte die Alten reden. Krämer hat in kleinen Runden zugegeben, dass er meinte, reine Klientelpolitik machen zu müssen. Aber für wen? Für 15 vertrocknete SED-Altkader, die glauben, der Hotelabriss sei Zeugnis der Konterrevolution? Meine Güte! Selbst die Linke-Landesspitze konnte den Potsdamern da nicht folgen. Destruktion aus Prinzip. Kaputt! Weit vorbei an den Interessen dieser Stadt und auch des Großteils der Linke-Wähler.   Aber auch diese dürfen ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl oder auch nur ein Minimum an Nichtrealitätsverweigerung erwarten. Der Rest der Stadt ohnehin. Stattdessen: Rückwärtsgewandte, die Gegenwart wahrnehmen und sich deshalb schon für weitsichtig halten.

Ein ganz spezieller Fall in der Gruppe der Kaputtlaberer ist der Chef der Tourismus Marketing Brandenburg, Dieter Hütte. Der verstieg sich zu Quatsch im Quadrat: Er beklagt in einer Stadt mit Hotelbettenüberkapazität den Verlust von Betten, wenn das – notorisch unausgelastete! – Mercure abgerissen wird. Geht’s demagogischer? Das Mercure wird ohnehin kein Hotel bleiben, Accor zieht sowieso aus, das Haus hält keine 20 Jahre mehr. 

Was aber noch schlimmer ist: In dieser Stadt wird immer wieder mit Ressentiments gearbeitet. Auch in Sachen Kunsthallen-Standort. Hier wird so getan, als gäbe es eine Grenze zwischen „Alt-Potsdamern“ und „Zugezogenen“. Die einen dürfen wollen und meinen, bei den anderen will’s wunderlich erscheinen? Wo aber zieht man die Grenze? Und wer? Wer darf sich Potsdamer nennen und eine Meinung haben? Der, der schon immer hier lebt – mindestens aber 40 Jahre?

Meinungsquarantäne für Neubürger! Das ist aller tiefster Provinzialismus, der denen, die zuziehen, üble Absichten oder zumindest Ahnungslosigkeit unterstellt. Bezahlen aber durften Hasso Plattner Schlossfassade und Kupferdach und Günther Jauch das Fortunaportal. Und Matthias Döpfner darf die Villa Schöningen retten. Und für die Arche dürfen alle zahlen. Und bei Babelsberg Fußball gucken, ins Theater gehen und VWs designen, studieren und forschen und Filme drehen … Aber nicht mitreden? Sich nicht Potsdamer nennen? Das ist fremdenfeindlich. Das ist Chauvinismus. Das ist nicht Potsdam.

Und nun? Zeigen, dass diese Stadt so nicht denkt, dass die Menschen hier moderner sind als die Verquersumme der Dauerfrustrierten. Egal, wen sie wählen und woher sie kamen: Die Potsdamer müssen deutlich machen, dass sich das neue Potsdam der Moderne öffnet. Warum soll die Stadt sich immer von den Geistern irgendeiner ihrer Vergangenheiten regieren lassen? Die Kunsthalle gehört – radikal modern – neben das Schloss! In die Mitte der Potsdamer. Letzte Rettung: Ein Aufstand der Vernunft! Raus damit! Laut!

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