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Das Dach des Neuen Palais ist ein Sanierungsfall. Insgesamt ist aber der Zustand besser als gedacht, finden Experten.

© Sebastian Gabsch

Dachsanierung am Neuen Palais: Im Himmel über Potsdam

Mammutvorhaben: Zehn Jahre lang saniert die Schlösserstiftung für 23,9 Millionen Euro das Dach des Neuen Palais.

Von Carsten Holm

Potsdam - Stufe um Stufe klettern Journalisten am Donnerstag eine schmale Steige am Gerüst des Neuen Palais hinauf. Als sie aus der schwindelerregenden Höhe von 22 Metern über das Dach des mächtigen Schlossbaus mit Dutzenden Skulpturen zur Tambour-Kuppel hinüberblicken, verdunkeln Regenwolken den Himmel über Potsdam. Gleich gegenüber tauchen ein paar Sonnenstrahlen die Räume der Universität, zu Zeiten König Friedrich II. Wohnräume der Bediensteten, Küchen und Stallungen, in ein warmes Herbstlicht. 

Der Grund für die Mühe: Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) stellt vor, was sie bei der umfangreichen Dachsanierung des Neuen Palais plant. Das Vorhaben wird zehn Jahre dauern, 23,9 Millionen Euro kosten und aus dem Sonderinvestitionsprogramm 2 finanziert. Der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg haben es für die Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft aufgelegt.

Seit 2008 wird früheres Gästeschloss saniert

Nach dem Siebenjährigen Krieg, als Preußen zur fünften europäischen Großmacht aufgestiegen war, hatte sich König Friedrich der Große von 1763 bis 1769 in seinem Park ein repräsentatives Gästeschloss mit 200 Zimmern errichten lassen. Seit 2008 wird der 300 Meter lange Koloss, gegen den Schloss Sanssouci eher zierlich wirkt, aufwendig restauriert. Abgeschlossen sind unter anderem die Arbeiten im unteren Fürstenquartier, im Schlosstheater, beim Fußboden im Marmorsaal und der darunterliegenden Decke des Grottensaals.

Das Schlosstheater im Neuen Palais nach der Sanierung.
Das Schlosstheater im Neuen Palais nach der Sanierung.

© SPSG/Hans Bach

Zunächst haben die Experten der Schlösserstiftung eine sogenannte Erkundungsachse angelegt. Auf einer Breite von zehn und einer Höhe von 25 Metern öffneten sie die Natursteinbauteile, das Gesimse, die Balustrade, überprüften die Skulpturen und die Verankerungen verdeckt liegender Bauteile etwa in der Holzdecke. „Der Zustand ist gerade angesichts der kurzen Bauzeit des rund 250 Jahre alten Gebäudes besser als erwartet“, sagte Dirk Dorsemagen, Referatsleiter Hochbau bei der SPSG, am Donnerstag den PNN, „das gesamte Bauwerk wurde für die technischen Möglichkeiten der Zeit wirklich toll gemacht“. 

Das Gesims hängt mittlerweile teils nur lose am eigentlichen Gebäude.
Das Gesims hängt mittlerweile teils nur lose am eigentlichen Gebäude.

© Sebastian Gabsch PNN

Aber auch zu Zeiten Friedrichs II. habe es „Pfusch am Bau“ gegeben. Der König sei „zu ungeduldig gewesen“, er habe etwa die Decke zwischen dem Grottensaal und dem Marmorsaal mit Holzbalken versehen lassen: „Das ist schon in der Bauzeit durchfeuchtet und hat zu Schwammbefall geführt.“

Gesims hängt „beinahe lose am Dach"

Während einer „gut gemeinten“ Sanierung in den 1970er- und 1980er-Jahren seien, so der promovierte Ingenieur, unter anderem Eisenanker, die das Gewicht des ausladenden Gesimses mit Haken gehalten hätten, abgeschnitten worden. Das Gesims hänge seither „beinahe lose am Dach, die Sicherung fehlt“. Nun werden die Eisenanker neu befestigt.

Würden größere Schäden entstehen, wenn der Bau nicht saniert würde? „Ganz sicher“, sagt Dorsemagen. Er arbeitet seit 18 Jahren für die Schlösserstiftung und hat vier Jahre lang Erfahrungen beim Schloss Rheinsberg gesammelt: „Die Durchfeuchtungsschäden sind eine Herausforderung.“ Oberhalb des Gesimses leite der Sandstein Regen- und Schneewasser ins Mauerwerk ab: „Das modert irgendwann.“ Die Dach- und Deckenkonstruktion leide, der Hausschwamm fresse sich weiter durch, die hochwertig ausgestatteten Holzvertäfelung und die Einbauschränke etwa in der Kleiderkammer der Kaiserin würden angegriffen.

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„Dass das Dach undicht ist, wissen wir schon lange“, sagt Dorsemagen. Bei Schnee laufe Wasser in die Fugen der Kupferdachabdeckung, „aber im Dachraum stehen jetzt mehrere Dutzend Schüsseln, die die Hausmeister entleeren müssen.“ Das Fazit des Experten: „Es ist höchste Zeit, etwas zu tun.“ Für ihn sei es „eines der größten Projekte meines Berufslebens“.

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