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Potsdams Stadtverordneten haben mehrheitlich gegen das Mercure-Hotel votiert.

© J. Bergmann/Montage: A. Klaer

Chronologie zum Hotel Mercure: Vom Prestigebau zum „Missstand“

Vor fast 50 Jahren wurde das Mercure-Hotel als Interhotel gebaut und entsprach damals internationalen Standards. Wie das Mercure-Hotel dann zum "städtebaulichen Missstand" wurde.

Von Katharina Wiechers

- Gebaut wurde das Hotel im Potsdamer Lustgarten vor fast 50 Jahren als Interhotel. Geplant hatte es ein Architektenkollektiv unter der Leitung von Sepp Weber, die Fertigstellung war 1969. Der Prestigebau sollte höchsten internationalen Standards entsprechen – tatsächlich war es das erste komplett mit Fernsehern ausgestattete Hotel in der DDR.

- Nach der Wende übernahm die Mercure-Kette das 17-stöckige Hochhaus, sanierte es und nahm einige Umbauten vor – zum Beispiel wurde die Zimmerzahl verringert. Heute verfügt das Vier-Sterne-Hotel über 210 Zimmer und 13 Konferenzräume.

- Die Abrissdebatte begann mit dem Neubau des neuen Landtags in Gestalt des ehemaligen Stadtschlosses vis-à-vis des Hotels. Als dann 2012 der Softwaremilliardär und Potsdam-Mäzen Hasso Plattner anbot, am Standort des Hotels eine Kunsthalle zu bauen, schien das Ende des Mercure bereits besiegelt. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und die Mehrheit der Stadtverordneten waren von der Offerte begeistert, doch nach einigem Hin und Her nahm Plattner von seinen Plänen Abstand – auch weil die Pläne für Protest bei der linken Opposition im Stadthaus sorgten. Nun sollen Plattners Werke im rekonstruierten Barberini-Palast am Alten Markt gezeigt werden.

- Im Rathaus hielt man trotzdem an den Plänen fest, vor allem Oberbürgermeister Jakobs und der mittlerweile abgewählte Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) setzten sich weiter für einen Abriss ein. 2013 präsentierte Klipp seinen lange ausgearbeiteten Schlachtplan zur Beseitigung des „städtebaulichen Missstands“: Die Stadtverordneten sollten die Sanierungsziele für den Lustgarten konkretisieren und wertsteigernde Sanierungs- oder Umbaumaßnahmen an dem Hochhaus so unmöglich machen. Das Gebäude würde in der Folge zunehmend verfallen und könnte dann zu einem günstigen Preis von der Stadt erworben und anschließend abgerissen werden. Auf Kritik stießen die Pläne erwartungsgemäß vor allem bei den Linken.

- Im November 2013 stand in der Stadtverordnetenversammlung die entscheidende Abstimmung über die Pläne der Rathausspitze an. Doch eine Mehrheit war nicht zu bekommen, nur ein Kompromissvorschlag der FDP kam knapp durch. Dieser sah vor, eine Planungswerkstatt zum Thema Lustgartengestaltung durchzuführen.

- 2014 startete das aufwendige Werkstattverfahren, zunächst mit einer Info-Box am Lustgarten, einem Online-Forum für die Bürger und öffentlichen Werkstattgesprächen. Parallel dazu erarbeiteten sieben Planungsteams Vorschläge für eine Umgestaltung des Lustgartens. Im Frühsommer 2015 wurden die Ergebnisse offiziell vorgestellt: Alle sieben Teams sahen einen Abriss des Hotels vor, der Siegerentwurf plante an seiner Stelle eine „Wiese des Volkes“. Das Verfahren kostete insgesamt über eine halbe Million Euro. Kritiker bemängelten, dass der Mercure-Abriss zu den Vorgaben des Verfahrens gehört habe – die Stadtspitze hat diese Vorwürfe mehrfach zurückgewiesen.

- Am gestrigen Mittwoch standen die Sanierungsziele nun zur Abstimmung im der Stadtverordnetenversammlung – und wurden mit großer Mehrheit angenommen

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