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Battle für Demokratie. Am Freitag messen sich auf dem Bassinplatz die Breakdancer. Am Mittwoch machte sich schon mal der Nachwuchs warm.

©  Andreas Klaer

Breakdance-Projekt in Potsdam: Demokratisch tanzen im T-Werk

„Schöner leben ohne Nazis“ startet in Potsdam. Teil davon ist auch der Breakdance-Battle, der in diesem Jahr wetterbedingt im T-Werk stattfindet.

Potsdam - Die Aufkleber, Sonnenbrillen und Fächer sind beliebt: Um den niedrigen Tisch mit den Gadgets mit dem Slogan „Schöner leben ohne Nazis“ auf dem Bassinplatz hat sich eine ganze Gruppe Jugendlicher gesammelt. „Die sind ja cool“, kommentiert ein Junge und angelt sich gleich mehrere der runden Sticker. Ein Strand mit rotem Schirm in Comicoptik ist darauf zu sehen, vorne der türkisfarbene See, dahinter Wald unter leuchtend blauem Himmel mit dem verschnörkelten, knallig pinken Slogan. Dann ziehen die Jungs weiter, schnappen sich an der langen Tafel nebenan eine Kiste mit Farbdosen und fangen an, das bei Skatern besonders beliebte Podest zu besprühen. Manche experimentieren das erste Mal mit Graffiti, andere gehen öfter zum Sprühen. „Das ist mein Hobby“, erzählt der 15-jährige Toralf, während er gekonnt seinen Künstlernamen „Noro“ in Grün und Gelb sprüht.

Potsdam ist die erste Station der Sommertour von „Schöner leben ohne Nazis“ durch zehn Städte in Brandenburg. Der Landesjugendring und das Aktionsbündnis Brandenburg organisieren diese mit Unterstützung der F.C. Flick-Stiftung, die in diesem Jahr 44 000 Euro zuschießt. Ins Leben gerufen wurde die Aktion vor fünf Jahren im Rahmen der Bundestagswahl. „Damals wollten wir niedrigschwellig vor allem Erstwähler erreichen, damit sie nicht der NPD oder DVU ihre Stimme geben“, erzählt Anna Spangenberg vom Aktionsbündnis Brandenburg.

Ein schwarz-weißer Anzugträger aus dem ein Blumenstraß sprießt: „Bunt statt Grauland“ steht darüber

Nun stehen wieder Wahlen ins Haus und die Kampagne geht ins fünfte Jahr. Die beiden Parteien spielen nun eine eher untergeordnete Rolle, aber „die rassistische oder rechtspopulistische Stimmung bleibt“, so Spangenberg. Auf dem aktuellen Plakat ist ein schwarz-weißer Anzugträger zu sehen, aus dessen Ausschnitt ein bunter Blumenstrauß sprießt. „Bunt statt Grauland“ steht darüber. Eine Anspielung auf den AfD-Spitzenkandidaten Alexander Gauland? „Das könnte man so sehen“, sagt Spangenberg mit einem schelmischen Lächeln.

Susanne Krause-Hinrichs, Geschäftsführerin der Flick-Stiftung, findet es besonders positiv, dass die Jugendorganisationen der Parteien von den Jungen Linken, Grüner Jugend, JuSos, Junge Union bis zu den Jungen Liberalen dabei sind. Um möglichst viele Jugendliche zu erreichen, suchen die Initiatoren lokale Partner in den Städten. Dann hängen sie sich an bestehende Veranstaltungen, die unter dem Label laufen. Bei der aktuellen Ausgabe sind das vor allem Hip-Hop- und Breakdance-Veranstaltungen, manchmal ergänzt durch Fachvorträge über Rechtsextremismus oder Fremdenfeindlichkeit. „In diesem Jahr hatten wir viel mehr Anfragen von Städten, als wir aufnehmen konnten“, berichtet Melanie Ebell vom Landesjugendring. Aber aus einigen Orten im ländlichen Raum im Norden und Süden Brandenburgs, in die sie gerne gehen wollten, sei nicht nur positive Resonanz gekommen, so die Organisatoren.

In diesem Jahr wurde die Veranstaltung wetterbeding ins T-Werk verlegt

In Potsdam umfasst die Kampagne neben der Sprühaktion am gestrigen Mittwoch den jährlich stattfindenden PDM Concrete-Battle am heutigen Freitag im T-Werk in der Schiffbauergasse: Wegen der schlechten Wetteraussichten wurde die Veranstaltung kurzfristig vom Bassinplatz in die Halle in der Schiffbauergasse verlegt. Je zwei Tänzer treten gegeneinander an und versuchen, eine Jury zu überzeugen. Breakdancer reisen nicht nur aus allen Ecken Deutschlands an, sondern sogar aus Italien, Brasilien, Japan oder den Niederlanden. 500 Zuschauer kamen im vergangenen Jahr.

„Für mich ist das auch ein Ort der Demokratie“, betont der Potsdamer Breakdancer Robert Segner, der den Battle schon seit fünf Jahren organisiert. „Die Tänzer kommen aus so vielen Ländern, haben so unterschiedliche Lebensrealitäten, aber hier auf dem Asphalt sprechen wir alle die gleiche Sprache und verstehen uns.“ Bei der Veranstaltung gehe es um mehr als nur den Wettbewerb. Das Ziel sei es vielmehr, sich mit den unterschiedlichsten Ausdrucksformen den Ort anzueignen, mit Graffiti und Pinsel, mit Tanz und Musik. „Wenn alles gut läuft, passiert hier auf dem Platz ganz viel, was ich nicht geplant habe“, so Segner. Ein farbenfrohes Wabern. Ein gutes Beispiel dafür, was die Initiatoren von „Schöner Leben ohne Nazis“ bezwecken wollen: Zu zeigen, dass Brandenburg bunt und vielfältig ist.

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