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Waldbrände: Brandenburgs Langsamkeit

Es sind Bilder riesiger Waldbrände, die man bislang eher von anderen Teile dieser Erde kannte. Die Politik in Brandenburg muss reagieren. Ein Kommentar. 

Schon wieder. Erst Fichtenwalde, nun Treuenbrietzen. Innerhalb kürzester Zeit wird Brandenburg wiederholt von großen Waldbränden erschüttert, die Dörfer bedrohen. Vor ein paar Wochen nahe der Autobahn in Fichtenwalde ging es glimpflich aus. Jetzt, bei Treuenbrietzen, ist die Gefahr bislang nicht gebannt. Und der Feuerwehreinsatz, womöglich der größte in der jüngeren Geschichte des Landes, ist nicht zu Ende. Fast sechshundert Feuerwehrleute, aus ganz Brandenburg herangezogen, ringen bis zur Erschöpfung mit den Flammen. Es sind Bilder riesiger Waldbrände, die man bislang eher von anderen Teile dieser Erde kannte. Doch es ist Brandenburg. Was ist plötzlich los?

Nun hat es Waldbrände, auch große, in diesem Landstrich immer gegeben. Die Mark ist mit ihren Kiefern, die wie der Sand das Land prägen, auch besonders anfällig dafür. Und auf den Dörfern musste und wusste man sich selbst zu helfen. So war es zu Fontanes Zeiten, so ist es heute. Was sich verändert? Eigentlich ist alles bekannt: Extreme Witterungslagen nehmen zu, ob es nun Jahrhundert-Hochwasser im Zwei-Jahres-Takt sind oder extreme Hitzemonate wie jetzt. Nur Unbelehrbare behaupten noch, dass es keinen Klimawandel gibt. Und gleichzeitig stößt das System der Brandbekämpfung in diesem Flächenland, das bis auf ein paar Berufsfeuerwehren der großen Städte wie Potsdam, bis auf ein paar Werkfeuerwehren, auf einem Netz von freiwilligen Feuerwehren beruht, immer mehr an seine Grenzen. Bei Großfeuern ist man schnell am Limit, wie auch Treuenbrietzen zeigt.

Feuerwehren in Brandenburg brauchen dringend mehr Personal

Das Problem? Seit Jahren schlagen die Fachleute Alarm. Die Zahlen sprechen für sich. Hatten die Freiwilligen Feuerwehren 2010 noch 60 000 Mitglieder, sind es jetzt noch 38 000. Und in ein paar Jahren werden es nur noch 25 000 sein. Schon heute sind die Freiwilligen Feuerwehren, wenn tagsüber die Sirene losheult, oft nur bedingt einsatzbereit – trotz meist neuer Technik und sanierter Gerätehäuser: Die Männer und Frauen arbeiten im Pendlerland eben nicht selten anderswo als in ihrem Heimatort. Und auch sonst haben die Feuerwehren Mühe, Nachwuchs zu finden.

Was zu tun ist? Es wird nicht reichen, höhere Prämien für freiwillige Feuerwehrleute zu zahlen. Mehr Brände, weniger Feuerwehrleute. Das kann nicht lange gut gehen. Hier geht es um Daseinsvorsorge, um eine Aufgabe des Staates. Brandenburg wird nicht umhinkommen, im Land – über die Berufsfeuerwehren der großen kreisfreien Städte hinaus – ein Netz an Stützpunktfeuerwehren aufzubauen, mit hauptamtlichen Feuerwehrleuten. Ja, das wird teuer. Die Pläne und Konzepte gibt es. Es scheitert bislang am Geld, obwohl die Kassen von Land und Kommunen nie so voll waren wie jetzt.

Und es scheitert daran, dass dieses Land sich mit Reformen schwer tut. Mal werden sie vermurkst oder kommen zu spät wie die gescheiterte Kreisreform, oder alles dauert zu lange. Wie oft gab es die Sonntagsreden nach gebannten Katastrophen. Und dann? Wo bleiben die großen Überflutungsflächen an Oder und Elbe? Und was ist mit den Kiefernwäldern, Monokulturen, nicht artenreich, die so schnell abfackeln? Warum geht der Waldumbau zu Mischwäldern, das Anpflanzen von Laubbäumen, so schleppend voran? Es gibt kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Politik ist zu langsam. Wenn es brennt, kann das irgendwann zu spät sein.

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