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Der Waldbrand brach am Mittwoch aus.

© dpa/Fabian Sommer

Update

„Wir lassen es einfach kontrolliert brennen“: Waldbrand-Einsatz bei Jüterbog bleibt zäh – Rückschlag für Wildnisgebiet

Im Laufe des Dienstags könnte das Feuer einen Schutzstreifen erreichen. Der Eigentümer der Fläche sieht einen großen Rückschlag für die Entwicklung des Wildnisgebietes.

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Knapp eine Woche nach Ausbruch des Waldbrandes auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog breitet sich das Feuer am Dienstag noch mäßig aus. Das sagte Feuerwehr-Einsatzleiter Rico Walentin. „Wir lassen es einfach kontrolliert brennen.“ Wegen der Munitionsbelastung können die Einsatzkräfte das Gebiet nicht betreten und kommen aufgrund der Explosionsgefahr nicht direkt an die Brandherde heran.

Die Feuerwehr versuche von den Brandschutzwegen aus zu verhindern, dass der Brand auf weitere Areale überspringe, sagte Walentin. An einigen Flanken sei es bereits gelungen, das Feuer aufzuhalten, das System der Waldbrandschutzwege funktioniere, sagt die Leiterin des Ordnungsamtes, Christiane Lindner-Klopsch. „Ich bin ganz glücklich, dass die Schutzstreifen halten.“ Diese sind frei von Vegetation und sollen brandhemmend sein.

Auffrischender Wind hat den Waldbrand bei Jüterbog südlich von Berlin am Montag angefacht und die betroffene Fläche mehr als verdoppelt. Das Feuer war am vergangenen Mittwoch in dem Naturschutzgebiet ausgebrochen. Am Dienstag steigen an vielen Stellen im Wald noch dicke Rauchschwaden auf. Überall sind verkohlte Bäume zu sehen, es riecht verbrannt. „Das ist alles tot“, meint Lindner-Klopsch und zeigt vom kleinen Einsatz-Stützpunkt der Feuerwehr aus in den Wald.  

Angesichts der besonders hohen Belastung Brandenburgs mit Kampfmitteln und Munition werden aus den Landtagsfraktionen von SPD und CDU Forderungen laut, der Bund solle mehr Geld für die Räumung bereitstellen. Er würde sich freuen, wenn der Bund hier mehr tue, bislang kämen aber keine Rückmeldungen, sagt auch Innenminister Michael Stübgen (CDU) am späten Dienstagnachmittag im Waldbrandgebiet bei Jüterbog.

Seit Montagabend sei die Fläche weitestgehend unverändert. Grund zur Entwarnung gebe es aber nicht. „Die Lage ist weiterhin angespannt, aber kontrolliert“, berichtete Lindner-Klopsch. Gegen 10.00 Uhr ist den Angaben zufolge eine Lagebesprechung vor Ort angesetzt.

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Den Angaben zufolge waren am Montagabend rund 326 Hektar betroffen - eine Fläche so groß wie etwa 457 Fußballfelder. Allerdings steht nicht alles in diesem Gebiet in Flammen.

Der Schutzstreifen im südlichen Bereich wurde am Montag verbreitert, um Ortschaften weiter davor zu bewahren, dass Flammen von einem ehemaligen Truppenübungsplatz auf sie übergreifen, berichtete die Ordnungsamtsleiterin am Montag. Der ehemalige Truppenübungsplatz ist mit Munition belastet. Am Sonntagabend und am Montagmorgen habe es auf der Brandfläche mehrere Detonationen von Munition gegeben, sagte sie.

Rund 326 Hektar waren am Montagabend betroffen.

© dpa/Thomas Schulz

Rückschlag für Wildnis-Entwicklung 

Dort, wo Ranger normalerweise Naturfreunde durchs Gelände führen und den „Urwald von morgen“ erklären, ist die Sorge um die Pflanzen und Tiere groß. „Der Förster hatte Tränen in den Augen“, erzählt Lindner-Klopsch.

Aus Sicht des Eigentümers der Fläche ist der Waldbrand ein großer Rückschlag für die Entwicklung des Wildnisgebietes auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz. „Die Feuer auf den Wildnisflächen vernichten wertvolle Natur“, teilte die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg auf Anfrage mit.

Das ehemalige militärische Areal bei Jüterbog im Eigentum der Stiftung ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Dort soll sich die Natur wieder frei zur Wildnis entwickeln, das bedeutet, es finden auf dem Großteil des Gebietes keine Eingriffe statt.

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Feuer auf Wildnisflächen seien eine Gefahr für die landschaftliche Vielfalt und zerstörten die Lebensgrundlagen vieler Tiere, so die Stiftung. Im Wald würden Wurzeln und Humusschichten verbrennen und mit ihnen darin lebende Würmer und Insekten. „Und selbst wenn Dachse, Füchse, Baummarder und Rehe Glück haben und rechtzeitig flüchten können, hat das Feuer ihren Lebensraum zerstört und unbewohnbar gemacht.“ Langsame Amphibien wie Frösche, Schlangen und Eidechsen würden verbrennen, schilderte die Stiftung. In dem Schutzgebiet leben demnach auch Wölfe, Fischotter, die Bechsteinfledermaus und der Wiedehopf.

„Durch das Verbrennen der Humuslage und des Baumbestands wird das gesamte Waldsystem praktisch auf null zurückgesetzt. Es gehen bis zu 120 Jahre an Wachstumsgeschichte und Wildnisentwicklung verloren“, teilte die Stiftung weiter mit.

Nach eigenen Angaben wurde der Waldbrandschutz auf der insgesamt 7200 Hektar großen Fläche bei Jüterbog ausgebaut. Neue Löschbrunnen, Brandschutzwege und -schneisen seien fertiggestellt worden.

Waldbrandschutzbeauftragter rechnet nicht mit viel Regen

Der Waldbrandschutzbeauftragte des Landes Brandenburg, Raimund Engel, rechnet nicht damit, dass sich trotz eines Tiefdruckgebietes und wechselhafteren Wetters die Waldbrandgefahr im Land deutlich entspannt. Es werde sicher noch manchen Alarm wegen neuer Brandereignisse geben, sagte Engel am Dienstagmorgen.

Wegen der Druckunterschiede zwischen Hochs und Tiefs könne es auch zu stärkerem Wind kommen. „Wind ist für uns der Teufel“, sagte Engel. Mit viel Niederschlag rechne er zudem nicht. Bei Jüterbog brennt es seit vergangenem Mittwoch in einem großen Waldgebiet.

Die aktuellen Waldbrandgefahrenstufen gäben die Lage derzeit nicht realistisch wieder, sagte der Waldbrandschutzbeauftragte. Danach ist Brandenburg zweigeteilt: Im Norden des Landes galt am Dienstag teils die höchste Warnstufe 5 (sehr hohe Gefahr). Ganz im Süden wurde die Kategorie 2 und damit eine geringe Gefahr angegeben. (dpa)

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