zum Hauptinhalt
In alter Schönheit zeigt sich die restaurierte Wagner Orgel im Dom St. Peter und Paul in Brandenburg an der Havel (Brandenburg) am 19.09.2014. Der Abschluss der Restaurierungsarbeiten wird am 21.09.2014 mit der Aufführung des Oratoriums "Saul" von Georg Friedrich Händel gefeiert. Foto: Bernd Settnik/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

© dpa/Bernd settnik

Wie zu Zeiten Bachs : Die bedeutendste Orgel Brandenburgs wird 300 Jahre alt

Die Wagner-Orgel im Brandenburger Dom ist noch immer weitgehend in ihrem Originalzustand. Und das nach nunmehr drei Jahrhunderten.

Als Johann Sebastian Bach einst am preußischen Hof in Potsdam war, hat er auf Orgeln von Joachim Wagner musiziert. „Wir wissen, dass Bach in der Garnisonkirche und in der Waisenhauskirche auf Wagner-Orgeln spielte“, sagt Marcell Fladerer-Armbrecht. Der Kirchenmusikdirektor ist Kantor am Brandenburger Dom, zuständig für die gesamte Kirchenmusik in der wichtigsten Kirche der Mark Brandenburg.

Und er spielt ebenfalls regelmäßig an einer Wagner-Orgel: Das Instrument im Brandenburger Dom wird in diesem Jahr 300 Jahre alt. Mit einem zweitägigen Symposium, das am Donnerstag beginnt, einem Musikfest am Wochenende und zahllosen über das ganze Jahr verteilten Konzerten wird das Jubiläum begangen.

„Wenn man die Orgel hört, merkt man: Das ist irgendwie alt“, sagt Fladerer-Armbrecht. „Da atmen die Jahrhunderte durch den Klang.“ Tatsächlich ist die Wagner-Orgel im Brandenburger Dom noch weitgehend im Originalzustand erhalten. Von ihren ursprünglich 33 Registern sind im Laufe der Jahrhunderte nur sechs ausgebaut worden. „27 Stimmen klingen immer noch wie zu Zeiten Bachs“, sagt Fladerer-Armbrecht. „Das ist ein sehr hoher Anteil: So viel Originalsubstanz ist sonst kaum noch vorhanden.“

Natürlich wurde auch die Brandenburger Domorgel im Laufe der Zeit restauriert. Die „Windversorgung“ des Instruments etwa, also der Blasebalg, der die Pfeifen mit der nötigen Luft versorgt, wird heute elektrisch betrieben. „Aber man kann die Orgel auch noch treten und auf traditionelle Weise mit Luft versorgen“, sagt Fladerer-Armbrecht.

Wer besucht noch Orgelkonzerte?

Doch wer hört heute eigentlich noch Orgelkonzerte? „Die Orgel im Dom ist in der Stadt Brandenburg fest verankert“, sagt der Kirchenmusikdirektor. An Silvester etwa würden 600 bis 800 Menschen in den Dom kommen. Das hänge damit zusammen, dass sich die Oppositionsbewegung zu DDR-Zeiten im Dom traf. Dadurch kam man auch mit der dortigen Kirchenmusik in Kontakt: Die Konzerte seien einst wichtige Treffpunkte gewesen. „Die Orgelkonzerte werden in Brandenburg von 70 bis 80 Menschen besucht“, sagt Fladerer-Armbrecht. In mancher Berliner Gemeinde sei die Zahl der Besucher bei solchen Veranstaltungen dagegen einstellig.

Und auch Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) ist ein Fan der Wagner-Orgel im Brandenburger Dom. Die auf alte Musik spezialisierte Musikwissenschaftlerin engagiert sich als Domherrin am Brandenburger Dom besonders für die Kirchenmusik. „Die Wagner-Orgel ist authentisch“, sagte Liedtke. „Der Klang dieser Orgel ist noch fast wie vor 300 Jahren – schon in meiner Studienzeit war sie ein Geheimtipp.“ Persönlich würde sie sich wünschen, dass man sich in Brandenburg der Orgel im Dom stärker bewusst werde. „Vor allem aber sollte man hingehen, wenn dort Konzerte stattfinden.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false