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Polizisten stehen im Hausflur eines Mehrfamilienhauses und vor der Eingangstür. Bei einem Polizeieinsatz im brandenburgischen Senftenberg war hier in der vorletzten Woche ein Mann durch Schüsse von Beamten tödlich verletzt worden. Er soll sie mit einem „axtähnlichen Gegenstand“ angegriffen haben. Die Ermittlungen laufen.

© dpa/Robert Michael

War der Treppensturz ein Unfall?: Ermittlungen zu Kriminalfällen in Senftenberg laufen noch

Zwei Tote und einen Schwerverletzten gab es in der vorletzten Woche bei drei Vorfällen in der brandenburgischen Stadt. Und vieles ist nach wie vor unklar.

Von Sandra Dassler

Der Tod eines 64-jährigen Senftenbergers, der in der vorletzten Woche nach einem Streit eine Treppe hinabstürzte, könnte auch eine „Verkettung unglücklicher Umstände“ gewesen sein: „Zumindest deuten unsere bisherigen Ermittlungen darauf hin“, sagte eine Sprecherin der zuständigen Polizeidirektion-Süd jetzt dem Tagesspiegel.

Offenbar keine Tötungsabsicht

Wie berichtet, hatte sich der Mann mit einem 42-jährigen Nachbarn zunächst in einer Wohnung heftig gestritten. Die zunächst verbale Auseinandersetzung wurde dann im Treppenhaus fortgesetzt, wobei es auch zu Handgreiflichkeiten gekommen sein soll. In der Folge stürzte der 64-Jährige die Treppe hinunter und verstarb trotz sofort eingeleiteter Reanimationsversuche. Sein Widersacher wurde kurze Zeit später vorläufig festgenommen und äußerte sich zu dem Vorgang. Eine Tötungsabsicht hatte die Polizei von Anfang an nicht gesehen und deshalb wegen Verdachts auf Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt.

Der Fall hatte auch deshalb besondere Aufmerksamkeit erlangt, weil es in der gleichen Woche bereits einen weiteren Toten und einen Schwerverletzten in Senftenberg gegeben hatte: Bei einem Polizei-Einsatz war ein 34-Jähriger erschossen worden, als er laut Polizei „mit einem axtähnlichen Gegenstand“ auf die Beamten losging.

Diskussion um Schusswaffen-Einsatz

Weil diese in Notwehr offenbar mehrere Schüsse abgaben, war in Senftenberg und in den sozialen Netzwerken eine Diskussion über die „Verhältnismäßigkeit des Schusswaffeneinsatzes“ entbrannt. Neue Erkenntnisse, etwa zum Obduktionsbericht, gibt es zwar, sie werden aber erst öffentlich gemacht, wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Cottbus.

Auch in einem dritten Fall laufen die Ermittlungen. Hierbei war – ebenfalls in der vorletzten Woche – ein 19-Jähriger angeschossen und schwer verletzt worden. Die Polizei hatte zunächst einen 31-jährigen Mann mit albanischer Staatsangehörigkeit als Schützen in Verdacht. Weil man ihm aber bisher nicht nachweisen konnte, dass er geschossen hat, ist er auf freiem Fuß. Offenbar waren also weitere Personen am Tatort, von der Tatwaffe fehlt immer noch jede Spur.

Senftenberg ist nicht das „Chicago der Lausitz“

Hinweise auf einen Zusammenhang zur organisierten Kriminalität gebe es bislang nicht, hieß es bei der Polizei. Die drei Vorfälle in einer einzigen Woche seien Zufall. „Senftenberg wurde deshalb schon als Chicago der Lausitz“ bezeichnet“, sagte die Polizeisprecherin: „Aber davon kann glücklicherweise keine Rede sein.“

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