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Alexander Mommert, Regionalgeschäftsführer der Alexianer Potsdam.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Update

Verbund christlicher Kliniken in Brandenburg: Kleine Häuser wegen Krankenhausreform besonders bedroht

Brandenburgs christliche Krankenhäuser fürchten die Folgen der Reform von Karl Lauterbach. Die freigemeinnützigen Häuser können ihre Defizite nicht etwa mit Steuergeldern ausgleichen.

| Update:

Das Potsdamer St. Josefs-Krankenhaus gehört dazu, ebenso wie das Lutherstift in Frankfurt (Oder) oder das Evangelische Krankenhaus in Ludwigsfelde (Teltow-Fläming). Insgesamt 14 konfessionelle Krankenhäuser in Brandenburg, die über 4650 Mitarbeiter verfügen und jährlich 73.000 Patienten stationär behandeln, haben sich 2010 im „Verbund christlicher Kliniken Brandenburg“ zusammengeschlossen. Am Montag waren sie zu Gast in der Potsdamer Landespressekonferenz. Denn die oft kleinen Häuser fürchten die Folgen der Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

„Brandenburgs christliche Kliniken stehen derzeit massiv unter Druck“, sagte der Geschäftsführer der Christlichen Kliniken Potsdam, Alexander Mommert. Hohe Energiekosten und eine steigende Inflationsrate hätten dazu geführt, dass die Schere zwischen Erlösen und Kosten der freigemeinnützigen Häuser immer weiter aufgehe. „Wir können unsere Defizite nicht wie kommunale Kliniken mit Steuergeldern ausgleichen oder wie private Träger aus anderen Geschäftsbereichen refinanzieren“, sagte Mommert.

Zudem habe man mit einer Abwanderung von Personal zu kämpfen. Immer öfter würden Ärzte und Pflegekräfte in die Schweiz oder nach Skandinavien abwandern, oder ganz aus dem Beruf aussteigen. Denn die Belastungen für die Mitarbeiter seien seit der Covid-Pandemie immer größer geworden. „Wir müssen es schaffen, junge Menschen dafür zu begeistern, wieder einen helfenden Beruf zu erlernen.“

Behandlung seltener Krankheiten künftig nur noch an der Berliner Charité?

Die Geschäftsführerin des Immanuel Klinikums Bernau im Landkreis Barnim, Verena Plocher, warnte davor, dass gerade für kleinere Kliniken die immer höheren Anforderungen in Bezug auf Fallzahlen und Mindestmengen nur schwer zu bewältigen seien. Die christlichen Häuser bemühten sich hier um stärkere Kooperation. Dies geschehe sowohl untereinander als auch mit niedergelassenen Fachärzten.

Wir können unsere Defizite nicht wie kommunale Kliniken mit Steuergeldern ausgleichen oder wie private Träger aus anderen Geschäftsbereichen refinanzieren.

Alexander Mommert, Geschäftsführer der Christlichen Kliniken Potsdam

Bedroht seien Perinatalzentren im Land, so Lothar Ausserfeld. Ausserfeld ist kaufmännischer Geschäftsführer des Evangelischen Diakonissenhauses Berlin Teltow Lehnin, zu dem etwa die Krankenhäuser in Ludwigsfelde und Luckau gehören. Speiseröhrenkrebs könne derzeit nur in einem Haus im Land Brandenburg behandelt werden.

Es bestehe die Gefahr, dass künftig auch andere seltene Krankheiten in der Region nur an der Berliner Charité behandelt würden. Bauchspeicheldrüsenkrebs kann dagegen noch an mehreren Orten im Land behandelt werden – auch am St. Josefs-Krankenhaus. Die Angabe, Bauchspeicheldrüsenkrebs könne nirgendwo mehr behandelt werden, wurde korrigiert.

Zudem forderten die Klinikvertreter am Montag eine deutliche Reduzierung der Bürokratie. Denn dies hätte ein weiteres Aufwachsen von Verwaltungspersonal zur Folge, sagte Plocher. „Die Mittel, die zu dessen Finanzierung eingesetzt werden, stehen dann nicht für die Versorgung von Patienten zur Verfügung.“

Ein deutliches Lob ging am Montag allerdings an die Adresse von Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne): Das Land habe die Investitionsmittel für die Krankenhäuser deutlich gesteigert und liege damit auch bundesweit an der Spitze. Allerdings könnten diese Gelder nicht zur Finanzierung der Betriebskosten der Kliniken genutzt werden. Hier helfe nur ein Übergangsfonds auf Bundesebene, bis die Krankenhausreform in Kraft trete. 

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