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Ein Tesla-Manager erläutert die Giga-Pläne für Grünheide

© Thorsten Metzner

Teslas Charme-Offensive in Grünheide: Andrang bei Infotag zur Erweiterung der Gigafabrik in Brandenburg

Vom Votum des Ortes Grünheide hängt ab, ob die Gigafabrik für einen neuen Güterbahnhof erweitert werden kann. Noch wächst dort Wald.

Für den Weltkonzern Tesla hängt nun alles vom Votum einer kleinen märkischen Gemeinde ab. Ehe ab Montag (15.1.) in Grünheide (Kreis Oder-Spree) die mit Spannung erwartete Einwohnerbefragung zu Teslas Erweiterungsplänen beginnt, hat der US-Elektroautobauer am Sonntag in seiner Gigafactory auf einer Informationsveranstaltung für sein Vorhaben geworben. Das Interesse und der Andrang waren groß. Allein in den ersten vier Stunden kamen über tausend Leute.

Nun läuft der Countdown. Bis zum 15. Februar können 6700 Grünheider - alle über 16 - schriftlich ihr Ja- oder Nein-Kreuz zu folgender Frage abgeben: „Sollen weitere 100 Hektar Wald (im Landschaftsschutzgebiet) in der Gemarkung Grünheide (Bebauungsplan Nr. 60) in eine Industriefläche umgewandelt werden, die für Logistik, Lagerhaltung und soziale Gebäude genutzt werden?“

Andrang bei Tesla

© Thorsten Metzner

Das Werk (bisher 11.500 Jobs, geplant 22.400, Jahresproduktion bisher rund 250.000 Autos) ist erst 2022 eröffnet worden. Das 300-Hektar-Areal soll nun nach Osten um weitere 110 Hektar vergrößert werden, um dort einen 36 Hektar großen Güterbahnhof, Logistikflächen und eine Betriebskita zu errichten. Tesla argumentierte am Sonntag, dass mit der Verlagerung auf die Schiene täglich tausend LKW weniger durch Grünheide und seine Ortsteile fahren würden. Umstritten ist vor allem die geplante Rodung. Der Ersatzwald ist in diesem Winter bereits gepflanzt worden. „Ein Mischwald, auf 120 Hektar, südlich von Beeskow“, erläuterte Anne Schöps am Stand der Flächenagentur Brandenburg, die Ersatz-Aufforstungen im Land managt.

1000 LKW weniger pro Tag in Grünheide

Die Pläne haben plötzlich an Aktualität gewonnen. Gerade hat Tesla angekündigt, die Produktion in Grünheide ab Ende Januar zwei Wochen weitgehend einstellen zu müssen. Der Grund ist, dass Schiffe aus Asien - mit Batterieteilen - von Huthi-Rebellen gekapert wurden, weltweit erneut ein Lieferkettenchaos droht. Genau für solche Szenarien wolle man durch die Erweiterung besser gewappnet sein, hieß es. Das Timing, wenn auch ungeplant, ist perfekt.

Die Atmosphäre am Sonntag war entspannt, Proteste gab es nicht. Es war mehr der Tag der Neugierigen, der Befürworter. „Wir sind leider in einer Meckergesellschaft gelandet“, sagte etwa Bernd Kutz, 78 Jahre, der mit Frau Angela vor Ort war. „Grünheide hat doch jetzt schon enorm profitiert. Die Busse fahren öfter, es gibt jetzt einen Optiker, einen Augenarzt, einen Orthopäden. Und die, die im Werk arbeiten, verdienen gutes Geld.“ Beide sind für die Erweiterung. Es gehe nicht anders, man könne doch jetzt nicht plötzlich bremsen, sagte ein älterer Mann. „Man sieht doch am Reifenwerk in Fürstenwalde, dass der Trend nicht überall so ist wie hier.“

Das jetzige Werk ist groß genug.

Stephanie Seehaus, Bürgerinitiative Freienbrink

Viele hatten auch die Shuttlebusse genutzt, die Tesla im 15-Minuten-Takt durch die Ortsteile hatte fahren lassen, um den Besuch der Infoveranstaltung zu erleichtern. Die Stände, auf denen Tesla, aber auch die Deutsche Bahn über die Verlegung des Bahnhofes Fangschleuse und der Landkreis über das neue Radwegekonzept um die Gigafactory informierten, waren dicht umringt. Es gab Schlangen an Glücksrad, Kaffee-Roboter oder den Ständen für Grillwurst, Punsch und „Giga-Love“-Lebkuchen, alles gratis, Tesla auf Charme-Mission. Ebenso gefragt auch die Möglichkeit, sich im Model Y hiesiger Produktion mal um die Fabrik kutschieren zu lassen.

Aber auch Kritiker waren vor Ort. „Das jetzige Werk ist doch groß genug“, sagte etwa Stephanie Seehaus von der Interessengemeinschaft Freienbrink. Sie erinnerte daran, dass der Güterbahnhof und Sozialgebäude schon im bisherigen Bebauungsplan 13 vorgesehen gewesen seien. „So hat man doch damals schon argumentiert.“ Überhaupt sei es befremdlich, wie sich Landkreis, Deutsche Bahn und Bürgermeister auf der Werbeveranstaltung eines privaten Investors präsentieren würden. Die Befragung ist rechtlich nicht bindend. „Wir befürchten, dass sich die Gemeindevertretung bei einem negativen Ausgang darüber hinwegsetzt“, sagte Seehaus.

„Ich bin sehr zufrieden“, sagte Bürgermeister Arne Christiani (parteilos) zur Resonanz der Veranstaltung. Er hoffe nun auf eine möglichst hohe Beteiligung bei der Einwohnerbefragung.

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