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Brandenburg: Stillere Nacht

Dieses Silvester gab es weniger Funkwageneinsätze und Brände – aber einige schwere Verletzungen

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Potsdam/Berlin - Diese Silvesternacht war ruhiger als der Jahreswechsel 2013/14. Sowohl in Brandenburg als auch in Berlin gab es zum Teil deutlich weniger Einsätze – dieses Resümee zogen die Einsatzkräfte am Donnerstag. Allerdings gab es eine Reihe schlimmster Verletzungen durch Pyrotechnik und Fälle schwerer Körperverletzung. In Berlin-Schöneberg griffen zudem Gruppen von bis zu 100 Jugendlichen wie schon im Vorjahr die Polizei an. In Friedrichshain randalierten Linksextremisten, sie zündeten Barrikaden an und warfen Steine und Böller auf Polizisten. Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) verurteilte die Ausschreitungen.

In Brandenburg kam es nach Polizeiangaben innerhalb der 30 Stunden von Silvester 0 Uhr bis zum Neujahrsmorgen 6 Uhr zu insgesamt 1012 Einsätzen. Im Jahr davor waren es noch 1185 gewesen. „Silvester verlief ruhig“, sagte ein Polizeisprecher. In Brandenburg/Havel allerdings schlug ein Unbekannter am Neujahrsmorgen einen 24-Jährigen mit einer Flasche nieder und trat ihm ins Gesicht. Das Opfer wurde mit einer Risswunde im Gesicht in ein Krankenhaus geliefert. Warum es zu dem Vorfall nach einer Silvesterparty in einer Diskothek kam, war zunächst unklar. Zudem kam es Stunden zuvor in der Stadt zu einer Rangelei zwischen mehreren Männern. Laut Polizei begann alles damit, dass sie sich mit Feuerwerkskörpern bewarfen. Ein Mann von ihnen sei mit dem Verdacht auf einen gebrochenen Finger ins Krankenhaus gekommen. In Frankfurt (Oder) wurde eine verletzte 18-Jährige ins Krankenhaus gebracht, weil sie von ihrem Bruder geschubst und getreten wurde. Der 16-Jährige war laut Polizei betrunken. Zu größeren Bränden wegen Silvesterknallern kam es in Brandenburg den Angaben zufolge nicht. Die Feuerwehr musste vor allem brennende Mülltonnen löschen. „Es war relativ ruhig“, sagte ein Sprecher der Leitstelle Lausitz für Südbrandenburg. Gleiches meldete die Leitstelle Nordwest.

In Berlin hatten die Einsatzkräfte dagegen mehr zu tun: So wurde am Tempelhofer Damm ein 27-Jähriger gegen 0.45 Uhr von Unbekannten aus einer Gruppe heraus mit Feuerwerkskörpern beworfen. Nach Polizeiangaben wird der 27-Jährige auf einem Auge erblinden. In Köpenick und Charlottenburg wurden mehrere sogenannte Kugelbomben gezündet, die nur bei professionellen Großfeuerwerken verwendet werden dürfen. In der Köpenicker Bahnhofstraße wurde ein Passant durch Splitter im Gesicht und am Auge verletzt. Der 35-jährige Zündler konnte ermittelt werden. Einen gleichartigen Knallkörper zündeten Unbekannte gegen 0.50 Uhr in der Nürnberger Straße in Charlottenburg. Durch die Detonation wurden mehrere Fensterscheiben von drei Häusern zerstört sowie ein geparktes Auto beschädigt, aber niemand verletzt.

Im Unfallkrankenhaus Berlin wurde eine 16-Jährige eingeliefert, auf die Unbekannte eine Rakete abgefeuert hatten. Sie erlitt Verbrennungen an den Oberschenkeln. Zwei Männern mussten jeweils mehrere Finger und Daumen amputiert werden, weil ihnen Kracher in der Hand explodiert waren. Bis zum Morgen wurden 20 Patienten mit Verletzungen durch Böller und Raketen medizinisch versorgt, sagte UKB-Sprecherin Angela Kijewski. Sie sprach von einer „vergleichsweise sehr ruhigen Silvesternacht“. Im Vorjahr wurden 70 Verletzte behandelt, allein 30 Menschen mit Handverletzungen und 20 mit Verbrennungen.

Bei Polizei und Feuerwehr sank die Zahl der Einsätze im Vergleich zum Vorjahr um jeweils 20 Prozent. Bei der Polizei gingen zwischen 18 und 6 Uhr bei der Einsatzleitzentrale 3285 Notrufe ein (Vorjahr 4109). Um fast 40 Prozent gingen die Funkwageneinsätze zurück: von gut 2000 auf 1243. Auslöser waren unter anderem 52 Schlägereien, es gab zwölf verletzte Personen und 74 Sachbeschädigungen sowie 119 Einsätze wegen Missbrauchs von Pyrotechnik.

Ähnliche Tendenzen vermeldete die Feuerwehr: Die Zahl aller Einsätze ging um 18 Prozent auf 1361 zurück. Die Zahl der Brände sank um 40 Prozent von 450 auf 272. Hier dürfte die vom Landesbranddirektor zuvor erhoffte feuchte Witterung entscheidend gewesen sein.

Die Silvesterparty auf der Straße des 17. Juni verlief störungsfrei. Aufgrund des großen Andrangs schloss der Veranstalter gegen 18 Uhr den ersten Eingang am Brandenburger Tor. Zwischen 21 und 22 Uhr schlossen nach und nach weitere Kontrollstellen – genau wie im vergangen Jahr. In der Folge versuchten einige Gäste die Zäune zu überklettern.

Die traditionell letzte Demo des Jahres verlief nicht friedlich. Beim sogenannten „Knastspaziergang“ der linken Szene zur JVA Moabit warf ein Teilnehmer einem Polizisten eine Flasche ins Gesicht, der junge Mann wurde festgenommen. Ab dem frühen Abend kam es in Schöneberg an der Kreuzung Pallas- und Potsdamer Straße zu längeren Krawallen durch Gruppen arabischstämmiger Jugendlicher, die zum Teil bis zu 100 Personen stark waren. Die Polizei wurde so massiv mit Böllern angegriffen, dass sich die Einheiten vorübergehend zurückzogen. Nur ein Mann wurde festgenommen.

In Friedrichshain randalierten etwa 30 Linksextremisten. Die Vermummten warfen Hindernisse auf die Liebigstraße und zündeten einen geparkten BMW an. Das Auto brannte aus, zwei daneben geparkte Autos wurden beschädigt. Auf einer Baustelle wurde ein Wachmann mit Steinen angegriffen und sein Auto mit Brandsätzen entzündet. Auch ein Baucontainer brannte aus. Später durchschlugen Steine die Scheiben eines Polizeiautos. Niemand wurde festgenommen. „Das Ausmaß dieser Zerstörungswut ist abstoßend“, kommentierte Senator Henkel. Am Kottbusser Damm bewarfen Unbekannte die Feuerwehr mit Böllern und einem Fahrrad. BAHNHOF GOLM]

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