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Brandenburg: Städte bitten um Spenden für Denkmale

Brandenburgs Bürger und Touristen sollen Geld für wertvolle Gebäude geben / Kritik an Landesplanung

Potsdam - Mit der bundesweit einmaligen Aktion „Bürger retten ihre Denkmale“ sollen in Brandenburg wertvolle Bauten vor dem Verfall gerettet werden. Einwohner und Touristen können sich mit Spenden an der Sanierung bestimmter Objekte beteiligen. Gestern stellten die Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in Potsdam die ersten drei Vorhaben vor. 80 Prozent der jeweiligen Sanierungskosten tragen zwar Bund und Land, doch viele kleinen Orte können den notwendigen Eigenanteil an der Gesamtsumme nicht aufbringen. Da hoffen sie jetzt auf die Spendenfreudigkeit ihrer Bürger und ihrer Gäste.

In Wusterhausen an der Dosse möchte die Stadt das leer stehende große Fachwerkhaus der Kaufmannsfamilie Herbst am Marktplatz zu einer Bibliothek, einem Museum und Veranstaltungsräumen umbauen. Dafür werden rund 1,5 Millionen Euro gebraucht. Bislang weist das Spendenkonto 9000 Euro auf. In der alten Festungsstadt Peitz bei Cottbus soll die vom Anfang des 16. Jahrhunderts stammende Malzhausbastei, in der einst Bier gebraut und Schwarzpulver gelagert wurde, für fast 200 000 Euro als Museum wieder begehbar werden. Altlandsberg schließlich will die ehemalige Schlosskirche für rund 1,5 Millionen Euro sanieren.

„Jeder Betrag zählt“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Gottfried Kiesow. „Schließlich sollen sich die Bürger ihre Denkmale zu eigen machen, buchstäblich.“ Bisher stammten 90 Prozent der 170 000 Dauerspender seiner Stiftung aus dem Westen, sagte Kiesow. Aber 80 Prozent des Geldes seien bis 2004 in den Osten gegangen, wo sich die meisten historischen Denkmale in wirtschaftlich schwachen Regionen befänden. Kiesow lobte die Lobby-Arbeit der derzeit 31 Mitglieder zählenden Arbeitsgemeinschaft der Städte mit historischen Stadtkernen als „einmalig in Deutschland“. Seit 1992 wurden rund eine halbe Milliarde Euro öffentliche Mittel in die Sanierung der Zentren gesteckt. Bis 2016 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Die Städte-Arbeitsgemeinschaft kritisierte gestern die Landesregierung. Der Entwurf für den neuen Landesentwicklungsplan sehe erheblich weniger zentrale Orte als bisher vor, sagte der Vorsitzende Harry Müller. Dadurch verlören viele Städte ihre historisch gewachsene Bedeutung. Zwar laufe die Städtebauförderung weiter. Doch nützten attraktive Baudenkmale und instandgesetzte Straßen nur etwas, wenn auch die örtliche Versorgung und Voraussetzungen für eine weitere wirtschaftliche Entwicklung gewährleistet werden. Deshalb müsse die Landesregierung eine Strategie für die Städte entwickeln, die ihren Status als Zentrum verlieren. Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD) erwiderte, durch die neue Struktur werde keine Gemeinde oder Region abgehängt, die betroffenen Gemeinden erhielten weiter EU-, Bundes- und Landesmittel.

Auskünfte zur Spendenaktion unter

www.ag-historische-stadtkerne.de

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