zum Hauptinhalt
Brandenburg gilt als das Alleen-Land Nummer eins unter den Bundesländern.

© IMAGO/Zoonar/Peter Schmalfeldt/IMAGO/Zoonar.com/Peter Schmalfeldt

Sorge um Brandenburgs Alleen: Grüne und Linke fordern Erleichterungen bei Neupflanzungen

Im vergangenen Jahr wurden 1660 Alleebäume gefällt und 647 gepflanzt. Noch 2023 soll eine neue Alleenkonzeption ins Kabinett eingebracht werden.

Geht es Brandenburgs Alleen besser? Auch im vergangenen Jahr fielen mehr Bäume entlang der Landes- und Bundesstraßen der Motorsäge zum Opfer, als neu gepflanzt wurden. Das geht aus der Antwort des Potsdamer Infrastrukturministeriums auf eine Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten Isabell Hiekel und Thomas von Gizycki (beide Bündnis90/Grüne) hervor, die nun vom Landtag veröffentlicht wurde.

Dennoch gibt sich das Infrastrukturministerium optimistisch: „Die Vitalität der Alleen an Bundes- und Landesstraßen inner- und außerorts entwickelt sich positiv, die vitalen Bestände haben zugenommen“, heißt es in der Antwort auf die Anfrage der Abgeordneten. In den letzten fünf Jahren wurden nach Angaben des von Guido Beermann (CDU) geführten Ministeriums 8,2 Millionen Euro für die Neupflanzung von Alleebäumen aufgewandt. Doch während 2018 noch 1850 Bäume neu gepflanzt wurden, waren es 2022 nur noch 647. Und gleichzeitig wurden 1660 Alleebäume gefällt. 

Beermann hatte in der vergangenen Woche einen Förderbescheid für den Aufbau des „Kompetenzzentrums für Straßenbäume und Alleen“ (Kostba) an die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik (LVGA) am Standort Müncheberg übergeben. Es solle dazu dienen, Alleen für künftige Generationen zu erhalten, sagte Beermann bei diesem Anlass.

 Der Alleenbestand an Bundes- und Landesstraßen ist seit 2006 um mehr als ein Viertel zurückgegangen.

Thomas Domres, umweltpolitischer Sprecher der Linken

Dabei müsse man sowohl Aspekte der Verkehrssicherheit als auch den Schutz dieses Kulturgutes und seine weitere Entwicklung berücksichtigen. „Vor dem Hintergrund des Klimawandels spielt bei der Gestaltung von Alleen auch der Einsatz geeigneter Baumarten eine große Rolle“, so Beermann. Auch solle noch 2023 eine neue Alleenkonzeption ins Kabinett eingebracht werden.

Die Fragestellerin Hiekel machte am Mittwoch indes deutlich, dass eines der größten Probleme beim Erhalt der Alleen die Flächen für Neupflanzungen seien. „Es gibt Vorschriften, dass Alleebäume einen bestimmten Abstand zur Straße haben müssen“, sagte Hiekel. Dies diene der Verkehrssicherheit, führe aber zu Flächenproblemen: Denn hielte man die Abstandsregel ein, stünde der Baum plötzlich auf dem Acker eines Bauern.

Hier müsse man über eine Überarbeitung der einschlägigen Vorschriften nachdenken: Statt einer Abstandsregel sei etwa auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung vorstellbar. Zudem müsse ein Monitoring für den Alleenbestand eingeführt werden, sagte Heikel. „Das müssen wir auch auf Kreis- und Kommunalstraßen ausdehnen: Denn auch dort gibt es erhaltenswerte alte Alleen.“

Der umweltpolitische Sprecher der oppositionellen Linken, der Prignitzer Landtagsabgeordnete Thomas Domres, sprach unterdessen von einer „katastrophalen Alleenbilanz“ der Landesregierung. „Im vergangenen Jahr waren es noch 647 Bäume statt der 5.000, die nach der noch gültigen Alleenkonzeption eigentlich hätten gepflanzt werden müssen“, sagte Domres. „Der Alleenbestand an Bundes- und Landesstraßen ist seit 2006 um mehr als ein Viertel zurückgegangen.“

Das Naturschutzgesetz sehe ausdrücklich vor, gefällte Alleebäume nachzupflanzen. Und auch Domres forderte, Alleen an Kreis- und Gemeindestraßen in die Alleenkonzeption einzubeziehen und neue Regelungen zum Flächenerwerb und zum Abstand der Pflanzungen vom Straßenrand einzuführen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false