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Der 300 Meter hohe Windmessmast ragt auf der Hochfläche in Klettwitz bei Schipkau (Landkreis Oberspreewald-Lausitz) in den Himmel. In einer Höhe von 300 Metern wird in den kommenden 12 Monaten das Windangebot systematisch ermittelt.

© dpa/Patrick Pleul

Selfie in 300 Meter Höhe: Polizeieinsatz am Windmessturm

Ohne jegliche Sicherung sind junge Männer auf den höchsten Windmessturm der Welt geklettert. Das hätte tödlich enden können.

Von Sandra Dassler

In Klettwitz im Landkreis Oberspreewald-Lausitz sind am Donnerstag mehrere Personen auf den mit 300 Meter höchsten Windmessmast der Welt geklettert und haben dabei ihr Leben riskiert. „Die jungen Leute hatten im wahrsten Sinne des Wortes mehr Glück als Verstand“, sagte die Cottbuser Polizeisprecherin Ines Filohn dem Tagesspiegel.

Erst seit Mai im Betrieb

Ein Anwohner hatte kurz nach 11 Uhr die Kletterer beobachtet und die Polizei alarmiert. Die rückte ebenso an wie Krankenwagen und Feuerwehr, denn es bestand – so die Polizeisprecherin – die akute Gefahr, dass es zu Abstürzen kommen könnte, zumal die Kletterer keine Ausrüstung, nicht einmal Sicherungsleinen benutzten.

Der Windmessmast im Klettwitzer Windpark ist erst seit Anfang Mai im Betrieb und soll unter anderem Windgeschwindigkeit, Luftdruck, Temperaturen und weitere Faktoren in großer Höhe erfassen. Es geht dabei vor allem um Erkenntnisse für die Entwicklung von Höhenwindrädern, durch die man sich einen besseren Nutzungsgrad verspricht. Außerdem braucht man für ihre Errichtung keine zusätzlichen Flächen, sondern kann sie sozusagen über den bestehenden Windrädern errichten.

Das Projekt ist nicht unumstritten, doch die jungen Kletterer wollten nicht, wie Zeugen zunächst vermuteten, dagegen protestieren, sondern nach eigenen Angaben lediglich in 300 Meter Selfies machen. Möglicherweise könnte ihnen auch ein derzeit populärer Film auf einem Streaming-Kanal als Vorlage gedient haben. „Jedenfalls haben sie sich ohne Sinn und Verstand in große Gefahr gebracht“, sagt Ines Filohn: „Bei dieser Höhe hätte man sie auch nicht mit dem Sprungtuch auffangen können.“

Vier Personen flüchteten

Beim Eintreffen der Polizei flüchteten vier Personen, die bereits am Boden waren. Von weiteren fünf Personen, die zum Glück ohne Zwischenfälle wieder unten anlangten, nahm die Polizei die Personalien auf. Es handelte sich um drei männliche tschechische Staatsbürger im Alter von 22, 23 und 26 Jahren sowie zwei Deutsche im Alter von 22 und 25 Jahren.

Ihnen droht jetzt eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs. Möglicherweise müssen sie auch den gesamten Rettungseinsatz bezahlen – die Selfies könnten also sehr teuer werden.

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