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Illegal abgelegt. Bauschutt an einer Landstraße nahe Birkholz.

© Patrick Pleul/dpa

Müllsünder in Berlin und Brandenburg: Sauerei im Speckgürtel

Die Kreise östlich und nördlich um Berlin haben ein Problem mit illegal entsorgtem Abfall. Der Barnim reagiert jetzt mit Müllstreifen.

Bernau - Ein riesiger Dreckhaufen liegt an der Landstraße nahe des Bernauer Ortsteils Birkholz (Barnim). Bauschutt wie Mauerreste, Dachpappe, Dämmmaterial sowie ausrangierte Möbelteile wurden hier, ganz in der Nähe des Berliner Rings, gleich tonnenweise illegal abgeladen. Und dass nicht zum ersten Mal. „Das ist schon der fünfte Riesenhaufen, den wir genau an dieser Stelle finden“, sagt Joachim Hoffmann, Leiter des Bodenschutzamtes im Landkreis Barnim.

Das Problem sei nicht neu, sondern ein Phänomen seit dem vergangenen Jahr. Rings um das Autobahndreieck Barnim wird Bauschutt und Sperrmüll illegal entsorgt. „15 Fälle hatten wir im vergangenen Jahr, in diesem sind es bereits 40“, macht Hoffmann deutlich. Seinen Beobachtungen nach sind die professionellen Müllsünder nachts unterwegs. „Die kommen von der Autobahn und suchen sich eine einsame Landstraße, um den Dreck in Windeseile abzukippen und wieder zu verschwinden.“

Müllhalden im Speckgürtel hinter Berlin

Seinen Angaben nach haben auch die angrenzenden Landkreise Oberhavel und Märkisch-Oderland mit diesen Straftaten zu tun – in den Gebieten, die an Berlin grenzen. „Bei uns betrifft das den Bereich um Altlandsberg und Werneuchen, immer direkt an abgelegenen Straßen“, bestätigt Thilo Brünn vom Kreis-Umweltamt Märkisch-Oderland.

Seit Jahresbeginn habe es 25 Fälle gegeben, knapp 300 Kubikmeter Bauschutt und Abrissmüll musste die Kreisverwaltung bisher entsorgen. Auch im Süden des Landkreises Oberhavel, der an Berlin grenzt, seien illegale Abfallentsorgungen vor allem gefährlicher Stoffe wie Teer oder Asbest ein Thema, sagt Sprecherin Constanze Gatzke. „In diesem Jahr haben wir gegenüber den Vorjahren einen Zuwachs von 20 Prozent“, sagt sie.

Illegaler Privatmüll in Märkisch-Oderland hat 2017 bereits 100 000 Euro gekostet

Die Vorliebe der Täter für den Speckgürtel lege den Verdacht nahe, dass die Müllsünder aus Berlin kommen, sagt Hoffmann. „Vielleicht gibt es Abrissfirmen, die Kunden suggerieren, den Abfall regulär zu entsorgen und die sich dann aber auf diese Weise die Kosten dafür sparen – eine „Riesensauerei“. Diesen Verdacht bestätigt auch Brünn für Märkisch-Oderland.

Allein der aktuelle Müllberg bei Birkholz würde bei ordnungsgemäßer Entsorgung rund 1800 Euro kosten, schätzt Jürgen Rohrbeck von der Barnimer Dienstleistungsgesellschaft, der den riesigen Dreckhaufen mit dem Bagger aufnimmt. „Der Abfall muss sortiert werden, da ist viel Sondermüll dabei.“ Rund 100 000 Euro hat den Landkreis allein in diesem Jahr die Beräumung illegalen Mülls bereits gekostet.

Täter konnten bislang nicht ermittelt werden

Der Kreis Barnim reagiert seit Oktober mit verstärkten Müllstreifen. „Wir kooperieren mit den betroffenen Ordnungsämtern, mit der Polizei, dem Landeskriminalamt in Eberswalde (Barnim), mit Baufirmen und mit Forstarbeitern. Zudem haben wir sämtliche Jäger in der Region um Mithilfe gebeten. Denn die sind meist nachts unterwegs.“ Auch die Bevölkerung solle die Augen offen halten.

„Am besten wäre es, wenn wir die Täter auf frischer Tat ertappen könnten“, meint Hoffmann. Nach seinen Angaben drohen Müllsündern Geldstrafen bis zu 50 000 Euro. Doch bislang wurde noch niemand erwischt. Demnächst sollen auch Privatdetektive eingeschaltet werden. Personal für eine Müllstreife gebe es in Märkisch-Oderland nicht, sagt Brünn. Gesetzt werde auf mehr Öffentlichkeitsarbeit, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Verstärkte Aufklärungsarbeit sei auch in Oberhavel geplant, ergänzt Gatzke.

Der Barnimer Bodenschutzamtsleiter Hoffmann will hingegen bei der gezielten Tätersuche nicht locker lassen. „Wir haben schon mehrfach Hinweise auf Verursacher gefunden, so auch in diesem aktuellen Abfallberg“, sagt er und zieht Rechnungen und Briefköpfe aus dem Schutt. Rohrbecker packt deshalb den Müll nicht mehr auf seinen Lkw, sondern in einen mitgebrachten Container. Der soll den Ermittlern von Polizei und Staatsanwaltschaft zur Beweissicherung übergeben werden. (dpa)

Jeanette Bederke

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