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Im Dezember ereignete sich bei Henningsdorf ein tödlicher Unfall.

© dpa / Philipp Neumann

Rund 71.400 Unfälle im Vorjahr: Zahl der Unfalltoten in Brandenburg auf Rekordtief

Im Vorjahr kamen auf den Straßen im Land 112 Menschen ums Leben. Nach Angaben von Innenminister Michael Stübgen (CDU) handelt es sich um den niedrigsten Wert aller Zeiten.

In Brandenburg gab es noch nie so wenig Verkehrstote wie 2022. Insgesamt starben 112 Menschen auf den Straßen des Landes. 2021 waren es noch 127. Damit ist das Land mittlerweile weit von den Horrorwerten aus den 1990-er Jahren entfernt: 1992 etwa kamen noch 876 Menschen auf den Straßen der Mark ums Leben. Das geht aus der Verkehrsunfallbilanz hervor, die Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU), Polizeipräsident Oliver Stepien und Verkehrsstaatssekretär Rainer Genilke (CDU) am Montag in Potsdam präsentierten.

„Es gibt 2022 mehr Licht als Schatten in der Verkehrsunfallbilanz“, sagte Stübgen. Allerdings ist die Zahl der Menschen, die im Straßenverkehr verletzt wurden, leicht gestiegen. Sie liege aber noch unter dem Niveau, das es vor der Corona-Pandemie in Brandenburg gab. 2022 wurden demnach 10.538 Menschen im Straßenverkehr verletzt, 479 mehr als im Jahr zuvor.

Hauptursachen für Verkehrsunfälle waren auch 2022 das Nichteinhalten des Sicherheitsabstands, überhöhte Geschwindigkeit und Verstöße gegen die Vorfahrtsregeln. Tödliche Unfälle ereigneten sich vor allem außerhalb geschlossener Ortschaften.

Polizei will mehr Blitzer außerorts einsetzen

Polizeipräsident Oliver Stepien kündigte deswegen an, dass die Blitzer der Landespolizei 2023 verstärkt in der Fläche des Landes und außerhalb von Ortslagen aufgebaut würden. Denn die Kontrollen der Polizei seien im letzten Jahr erfolgreich gewesen. „Wir haben fast 1,2 Millionen Geschwindigkeitsübertretungen festgestellt“, sagte Stepien. Dank einer Verschärfung des Bußgeldkatalogs steigerten sich auch die Bußgeldeinnahmen der Polizei um gut 20 Prozent auf nun rund 58,5 Millionen Euro.

„Jeder schützt sein Handy vor dem Herunterfallen, aber nicht den Kopf bei einer Fahrt mit dem Elektrofahrrad. 

Rainer Genilke (CDU), Verkehrsstaatssekretär in Brandenburg

Gestiegen sind in Brandenburg die Unfälle unter Beteiligung von Radfahrern und Senioren. So gab es im vergangenen Jahr 17.267 Unfälle, an denen Menschen der Altersgruppe 65+ beteiligt waren. In mehr als 71 Prozent der Fälle waren sie auch die Unfallverursacher.

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Radunfälle nehmen deutlich zu

Auch die Unfälle mit Radfahrern sind gestiegen: von 3626 Unfällen 2021 auf 3879 Unfälle im Jahr 2022. Und mehr als die Hälfte dieser Unfälle wurde durch die Fahrradfahrer selbst verursacht. „Wir müssen uns vor allem die Frage stellen, wie wir mit elektrisch angetriebenen Fahrrädern umgehen“, sagte Genilke. Wichtig sei die Benutzung von Fahrradhelmen: „Jeder schützt sein Handy vor dem Herunterfallen, aber nicht den Kopf bei einer Fahrt mit dem Elektrofahrrad.“ Dabei seien Fahrradhelme Lebensretter. „Ich kann nur appellieren, gerade auch unseren Kindern hier ein Vorbild zu sein.“

Erst auf Nachfrage konnte das Polizeipräsidium dagegen einige andere Zahlen mitteilen: 2022 war an etwa 88 Prozent aller Verkehrsunfälle im Land Brandenburg, nämlich an insgesamt 61.179 Unfällen, mindestens ein Pkw beteiligt. Und bei etwa 83 Prozent dieser Unfälle war der Verursacher der Pkw-Fahrer.

Mehr Geld für die Sicherung von Schulwegen

„Insgesamt sind die Nachrichten vielversprechend“, sagte Infrastrukturstaatssekretär Rainer Genilke. Doch von der „Vision Zero“, also einer Zeit ohne jeden Verletzten oder Toten im Straßenverkehr, sei man noch sehr weit entfernt. Genilke kündigte an, die Fördermittel für die Schulwegsicherung von 600.000 auf 800.000 Euro erhöhen zu wollen. Zudem erarbeite man derzeit ein neues Alleenkonzept. „Wir wissen, dass wir mit unseren Alleen ein hohes Kulturgut haben“, sagte Genilke. „Wir haben aber auch dafür zu sogen, dass niemand an einem Baum stirbt oder verunfallt.“

ADFC fordert Tempolimit für Straßen ohne Radweg

Von „besorgniserregenden Unfallzahlen“ sprach am Montag auch der Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), Stefan Overkamp. „Mit 19 getöteten Radfahrern und einer Zunahme von vier bis sechs Prozent bei Getöteten und Schwerverletzten ist Brandenburg von der ,Vision Zero’ noch Meilen entfernt.“ Die Unfallzahlen änderten sich im langfristigen Trend kaum. „Wer mehr Menschen aufs Rad bringen will, muss die Sicherheit von Fahrradfahrern gewährleisten“, sagte Overkamp. „Auf Zahlen müssen endlich Taten folgen, die dauerhaft wirken.“

Overkamp forderte am Montag ein Tempolimit für Straßen, an denen es keine eigenen Radwege gibt: Es sollte bei 30 Stundenkilometern innerorts und 70 Stundenkilometern auf Landstraßen liegen. „Sicherheit muss vor Schnelligkeit gehen“, sagte Overkamp. „Außerdem müssen gefährliche Kreuzungen, an denen sich Unfälle häufen, umgebaut werden und Abbiegeassistenzsysteme für alle Kraftfahrzeuge ab 3,5 Tonnen verpflichtend werden“, so seine Forderungen.

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