zum Hauptinhalt

Brandenburg: Polizei fahndet nach Azubis

Zu ungebildet, zu unsportlich – und zu wenig: Berlin und Brandenburg finden nur schwer Bewerber

Potsdam/Berlin - Die Zahl der Bewerber für den Beruf des Polizisten ist in Brandenburg und Berlin drastisch zurückgegangen. „Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich die Zahl der Bewerber um zwei Drittel reduziert“, sagt Andreas Schuster, Chef der Gewerkschaft der Polizei in Brandenburg am Mittwoch den PNN. Um noch an genügend Nachwuchs für die Polizei zu kommen wirbt Brandenburgs Polizei nicht nur an Schulen, sondern inzwischen auch um ältere Auszubildende ab 22 Jahren, die bereits einen Beruf erlernt haben, – und um Ex-Soldaten: „Die Polizei hat auch die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr intensiviert, um Zeitsoldaten und Feldjäger für den Polizeiberuf zu gewinnen“, sagt Susann Fischer, Sprecherin des Innenministeriums auf PNN-Anfrage.

Weil sich auch in Berlin zu wenige Bewerber gemeldet haben, wurde dort die Bewerbungszeit abermals verlängert – bis Mitte August. In großen Anzeigen wirbt sie für ihre Ausbildung zum mittleren oder gehobenen Dienst. Die Berliner Polizei überlegt nun, die Altersgrenze der Bewerber heraufzusetzen. Auch in Brandenburg wurden die Fristen angepasst und die Nachwuchswerbung verstärkt.

In Brandenburg wird sich – auf Druck der GdP – die Zahl der Ausbildungsplätze in den Jahren 2013/2014 von 350 auf 480 erhöhen. Noch ist unklar, wie sich die zusätzlichen Stellen zwischen Gehobenen und Mittleren Dienst verteilen. Die Position, dass es in Brandenburg nicht genügend Bewerber für den Polizeidienst gebe, teilt das Innenministerium nicht. „Der Bedarf konnte stets gedeckt werden“, heißt es. Das wird nach Einschätzung des Ministeriums auch bei mehr Ausbildungsplätzen der Fall sein.

Für den diesjährigen Jahrgang an der Polizeifachhochschule in Oranienburg haben sich laut Innenministerium für den Gehobenen Polizeivollzugsdienst 1971 Kandidaten für 125 Stellen beworben. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 waren es 2539 Bewerber. 2033 Interessenten gab es für eine Ausbildung im Mittleren Dienst. „Von den Bewerbern tritt aber letztlich nur die Hälfte zum tatsächlichen Auswahlverfahren an“, sagt Gewerkschafter Schuster.

Für den nächsten Ausbildungsjahrgang im Mittleren Dienst, der am 1. März 2014 beginnt, haben sich rund 2050 Kandidaten für die nun 200 bis 300 Plätze beworben. Im vorherigen Jahrgang waren es noch 2360 Bewerber für 140 Stellen. Auch am gehobenen Dienst sinkt das Interesse: Lediglich 650 junge Leute wollen sich zum Kommissar ausbilden lassen, im vorigen Jahr waren es 1000. Diesmal stehen jedoch 150 Plätze statt 90 zur Verfügung. In Brandenburg stieg die Zahl der Ausbildungsplätze von 175 auf 240. Etwa 2000 Bewerber wurden hier in diesem Jahr gezählt. „Von den Bewerbern tritt letztlich nur die Hälfte zum tatsächlichen Auswahlverfahren an“, sagt Gewerkschafter Schuster.

Berlins Polizeisprecher Stefan Redlich berichtet noch von weiteren Schwierigkeiten. „Die Bewerber heute haben eine hohe IT-Kompetenz, können gut mit Computern und Kommunikationsmedien umgehen.“ Doch schwach seien viele Kandidaten in Deutsch, im strukturellen Erstellen von Texten – und im Sport.„Das ist ein bundesweiter Trend“, ergänzt der Brandenburger Polizeigewerkschafter. Auch hier erfüllten immer weniger Bewerber die Anforderungen. Aber auch die Frage der Bezahlung spielt eine zentrale Rolle. Laut Gewerkschafter Schuster sind Berlin und Brandenburg die Bundesländer, die ihre Polizisten am schlechtesten bezahlen: „Die Kollegen in Bayern verdienen 16 Prozent mehr als hier, in anderen Bundesländern sind es zehn Prozent mehr.“

Tatsächlich ist eine Polizeiausbildung in Brandenburg für junge Menschen aus anderen Bundesländern wenig attraktiv. Die Mehrzahl der Anwärter, die an der Fachhochschule der Polizei in Oranienburg ausgebildet werden, stammt aus Brandenburg und Berlin, während in den vergangenen beiden Jahren aus Bayern, Baden-Württemberg oder Hessen jeweils nur ein Anwärter für den Mittleren sowie Gehobenen Dienst in Oranienburg ausgebildet wurde. Erschwerend komme die Konkurrenz der in Berlin angesiedelten – und besser bezahlten – Bundespolizei hinzu. Die habe zwar auch Probleme, biete aber immerhin eine kostenlose Unterbringung ihrer Auszubildenden an, so Schuster. Polizeischüler an der Fachhochschule in Oranienburg müssten pro Monat 200 Euro für Internatskosten zahlen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false