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Brandenburg: Perlebergs Bürgermeister mag kein Sozi mehr sein …

… und keiner weiß, warum: Der Stadtregent selbst ist abgetaucht, der SPD-Landesvorstand vermutet „Amtsmüdigkeit“, die CDU will sich nicht einmischen

Perleberg. Ausgetreten und abgetaucht: Nach seinem Abschied von der SPD ist der Bürgermeister von Perleberg, Dietmar Zigan, gestern auf Tauchstation gegangen. Er war den ganzen Tag im Rathaus nicht zu sprechen. Als der 61-Jährige am Nachmittag dann doch in sein Amtszimmer zurückkehrte, wehrte seine Sekretärin alle Anfragen ab: „Herr Zigan will keine Erklärung mehr abgeben. Er äußert sich nicht. So bleiben die wahren Gründe für den Schritt unklar.

Er könne die Politik der rot-grünen Bundesregierung nicht mehr vor seinen Bürgern vertreten, hatte Zigan in einem Brief an den Kreisverband Prignitz der SPD schon im November vergangenen Jahres mitgeteilt. Fast zwei Monate blieb die Entscheidung in der rund 14 000 Einwohner zählenden Stadt auf halbem Weg zwischen Berlin und Hamburg geheim. Selbst beim Neujahrsempfang Anfang Januar wurde nichts bekannt. Zigan ließ seine Wähler, die ihn im November 2001 im Amt des Bürgermeisters mit einer deutlichen Mehrheit bestätigten, im Ungewissen. Erst bei der Diskussion über einen Antrag an die Stadtverordnetenversammlung offenbarte sich der Bürgermeister der SPD-Stadtfraktion, hieß es in Perleberg.

In Potsdam zweifelte gestern SPD-Landesgeschäftsführer Klaus Ness an Zigans Begründung: „Ich vermute, dass hinter dem Parteiaustritt persönliche Motive stehen. Möglicherweise fühlt sich Zigan amtsmüde.“ Ein klärendes Gespräch hat auch die Landes- SPD mit Zigan nicht geführt. Man konnte ihn auch nicht erreichen. Auch im Prignitzer SPD-Kreisverband ist man ratlos: Es sei niemand da, der etwas sagen könne, erklärte eine Mitarbeiterin.

Selbst die bei der Bürgermeisterwahl unterlegene CDU verhielt sich einsilbig. Sie will demnach aus Zigans Austritt kein politisches Kapital schlagen „Wir halten uns mit einem Kommentar zurück“, hieß es gestern vom Kreisverband der Union. „Das ist eine persönliche Angelegenheit des Bürgermeisters“, sagte ein Sprecher. Auf kommunaler Ebene spiele die Auseinandersetzung zwischen den Parteien ohnehin keine große Rolle. Da ginge es in den Diskussionen meist um Sachthemen – unabhängig vom Parteibuch.

Laut seiner Internet-Homepage arbeitet Dietmar Zigan seit 1991 in der Stadtverwaltung, im Januar 1993 wurde er erstmalig zum Bürgermeister gewählt. „Da ich meine Stadt Perleberg liebe und die positive Entwicklung fortsetzen möchte, stelle ich mich zur Wiederwahl als Bürgermeister“, hatte er vor der Abstimmung im November 2001 geschrieben. Der Diplomingenieur für Wasserwirtschaft und Tiefbau hatte Anfang der 90er Jahre wesentlichen Anteil an der Entscheidung, den Verwaltungssitz des neuen Großkreises Prignitz nach Perleberg zu verlegen. Die Stadt stach damit Wittenberge und Pritzwalk als Konkurrenten aus. Das sicherte zwar zahlreiche Arbeitsplätze, doch viele gingen durch das gleichzeitige Ende der jahrhundertelangen Tradition als Garnisonstadt verloren.

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