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Nach dem Sturm. Orkan Xavier knickte deutschlandweit unzählige Bäume um, sieben Menschen starben. Die Leitstellen setzten alle verfügbaren Ersthelfer ein.

© Jens Büttner/dpa

Todesopfer durch Sturm in Brandenburg: Orkan Xavier bringt Tod und Verwüstung

Sturmtief fordertsieben Todesopfer, vier davon in Brandenburg. Schwere Schäden brachte Xavier vor allem in Brandenburg, Berlin und Norddeutschland. Chaotische Zustände herrschten auf Straßen und im öffentlichen Nahverkehr.

Potsdam - Der Orkan Xavier hat am Donnerstag eine Spur der Verwüstung durch den Norden Deutschlands geschlagen und sieben Todesopfer gefordert, vier davon in Brandenburg. Jeweils ein Todesopfer meldeten die Behörden aus Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg. Bis Redaktionsschluss hatte sich die Lage beruhigt, ob es weitere Todesopfer gab, war bis dahin unklar.

In Brandenburg fielen in zwei Fällen Bäume auf fahrende Autos, wie das Innenministerium am Donnerstagabend mitteilte. Einmal schlug ein Ast in die Windschutzscheibe ein. In einem besonders tragischen Fall, wurde ein Senior beim Aufräumen von einem Baum getroffen. Im Landkreis Oberhavel fiel nach der ersten Bilanz des Ministeriums ein Baum auf das fahrende Auto einer Frau, die ihren schweren Verletzungen erlag. Nicht weit davon entfernt – allerdings nach jüngsten Angaben schon im Landkreis Ostprignitz-Ruppin – stürzte ein Ast in die Frontscheibe eines Autos und tötete einen Mann. Im Kreis Oder-Spree fiel zudem ein weiterer Baum auf einen fahrenden Wagen und tötete einen Menschen. Auf der B1 zwischen Müncheberg und Hoppegarten (Märkisch-Oderland) wurde ein 72 Jahre alter Mann von einem Baum erschlagen, als er Äste von der Straße entfernen wollte. Auch in Berlin starb eine Frau, als ein Baum in Tegel auf ihr Auto stürzte. Zudem wurden mehrere Menschen bei Unfällen in der Bundeshauptstadt verletzt.

Trauer über die Todesopfer in Brandenburg

Zwei weitere Todesopfer forderte der Sturm am Donnerstag in Norddeutschland: In Hamburg wurde eine 54-jährige Frau getötet, als ein Baum auf ein Auto fiel. Das Opfer hatte als Beifahrerin im Wagen gesessen. In der Nähe von Schwerin wurde ein Lastwagenfahrer von einem umstürzenden Baum erschlagen. In großen Teilen Nord- und Westdeutschlands stellte die Deutsche Bahn den Betrieb am Donnerstagnachmittag ein.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) reagierte mit Bestürzung auf die Todesfälle. „Meine Gedanken sind bei den Opfern und den Angehörigen. Ich hoffe, es kommt zu keinen weiteren Opfern und großen Schäden.“ Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) äußerte sich betroffen. Er könne sich nicht an einen so starken Sturm erinnern mit so vielen Todesopfern. Offenbar habe der Sturm seinen Höhepunkt früher erreicht als prognostiziert. „Viele dachten, sie kommen noch nach Hause“, so Schröter.

Xavier in Brandenburg: Bahngleise und Straßen blockiert

Das Orkantief „Xavier“ ließ in zahlreichen Orten im ganzen Land Bäume umstürzen, sagte ein Polizeisprecher. Straßen und Bahngleise waren blockiert. In Nauen deckte der Sturm das Dach eines Supermarktes ab, dort kamen aber keine Menschen zu Schaden, wie Augenzeugen berichteten. In der Prignitz wurden ein Supermarkt und eine Schule abgedeckt sowie viele Häuser beschädigt.

Auch im Potsdamer Stadtgebiet gab es Schäden überwiegend durch umgestürzte Bäume. Die Feuerwehr sprach wegen der Vielzahl der Einsätze von einem Ausnahmezustand. Bis zum Abend gab es jedoch keine Mitteilungen über Verletzte. Allerdings sorgten die Sturmschäden für ein stundenlanges Verkehrschaos: Straßen waren blockiert, Oberleitungen beschädigt. Der Verkehrsbetrieb stoppte sämtliche Busse und Bahnen. Auch die Zugverbindungen nach Berlin waren unterbrochen. Am Potsdamer Hauptbahnhof strandeten Hunderte Menschen. Auch im Landkreis Potsdam-Mittelmark fiel der gesamte Busverkehr aus, wie die Regiobus Potsdam Mittelmark mitteile.

Parks in Berlin und Potsdam geschlossen

Das Innenministerium in Potsdam aktivierte wegen des Unwetters das Koordinierungszentrum Krisenmanagement (KKM). Dieses werde bis auf Weiteres tätig sein, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Der öffentliche Verkehr kam zeitweise zum Erliegen. Neben Regional- und Fernbahnen waren auch Straßenbahnen, Busse und Fähren betroffen. Auch die Berliner S-Bahnen fuhren nicht mehr. Am Flughafen Schönefeld wurde nach Angaben des Unternehmens zeitweise die Vorfeldabfertigung gestoppt. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg schloss alle Gärten und Parks in Potsdam und Berlin. Erst am Abend gab es Entspannung. Die ersten Flugzeuge konnten in Schönefeld wieder starten, in Potsdam fuhren wieder Trams.

Allein die Brandenburger Polizei zählte in der Kernphase zwischen 15 und 19.30 Uhr rund 500 Einsätze wegen des Sturms. Bei der Polizei gingen zwischen 14 und 20 Uhr 4500 Notrufe ein, ansonsten sind es pro Tag 1000. Überall waren Feuerwehren im Dauereinsatz. „Da glühen bei uns die Drähte“, sagte ein Sprecher. Die Polizei riet allen Autofahrern per Twitter, vorsichtig zu fahren oder zu Hause zu bleiben. Berufspendler sollten mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen. Dennoch meldete die Brandenburger Polizei am Abend zahlreiche Verkehrsunfälle, 22 davon mit Personenschaden, 122 mit Sachschaden. Der Deutsche Wetterdienst hatte in Brandenburg vor orkanartigen Böen mit bis zu 115 Stundenkilometern gewarnt. Der Sturm war aus Richtung Nordwesten nach Brandenburg gekommen und zog am Abend Richtung Polen und Tschechien weiter. (mit dpa)

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