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Brandenburg: Öfter krank, weniger fit und immer gestresster

Laut Studie häufen sich Fehltage in Brandenburg und Berlin – konträr zum Bundestrend

Berlin - Ein Angestellter der Region ist an 17,3 Tagen krankgeschrieben. Mit diesem Durchschnitt liegen die Beschäftigten in Berlin und Brandenburg deutlich über dem aller Bundesbürger. Und nicht nur das: Während der bundesweite Krankenstand seit einigen Jahren stetig zurückgeht und bei 3,4 Prozent liegt, steigt hier die Zahl der Krankmeldungen seit Jahren an – zwischen 2006 und 2008 von 4,4 auf 4,7 Prozent. Das ist das Ergebnis des ersten Gesundheitsberichts über Arbeitsunfähigkeit in Berlin und Brandenburg, den das Netzwerk Gesundheitswirtschaft Health Capital gemeinsam mit den Krankenkassen AOK und Barmer am Mittwoch veröffentlicht hat. Für den Bericht wurden die Daten von knapp 620 000 freiwillig und Pflichtversicherten ausgewertet, also rund einem Viertel aller Beschäftigten in Berlin und Brandenburg. Er soll Arbeitgeber alarmieren, da die Untersuchung auf „harten Fakten“ basiert, erklärt Rolf Müller von Health Capital, auf ärztlich bescheinigte Fehlzeiten. Die Hauptbotschaft: Jeder Euro, der in die Gesundheit der Mitarbeiter investiert wird, lohnt sich um das Vielfache. Vor allem das Arbeitsklima sei wichtig.

Das Hauptergebnis für die zwei Bundesländer stellt die Krankenkassen jedoch vor ein Rätsel: Normalerweise sinkt die Zahl der Krankschreibungen in wirtschaftlich schwierigen Jahren, Arbeitnehmer gehen aus Angst ihren Job zu verlieren auch dann zur Arbeit, wenn sie krank sind. Warum ausgerechnet die Angestellten im armen Berlin und wirtschaftsschwachen Brandenburg dennoch häufiger krank sind als anderswo, kann Studienleiter Gerd Westermeyer nicht ohne Weiteres erklären.

Seine Vermutung: Menschen können nur eine bestimmte Zeit lang mit Rückenschmerzen oder krankheitsbedingten Stimmungsschwankungen am Arbeitsplatz erscheinen. „Irgendwann kippt die jahrelange Belastung in ernsthafte Krankheiten.“ Das Studienergebnis könne ein erstes Signal dafür sein. In einem Punkt sind sich die Studienmacher einig: Die Krankenversicherten leiden unter einem stetig wachsenden Leistungs- und Zeitdruck. Das erkläre auch, warum die Zahl der psychisch Erkrankten seit 2006 am stärksten angestiegen ist – in Berlin noch dramatischer als in Brandenburg: 15 Prozent aller Krankheitstage in der Hauptstadt sind bei Barmer und AOK auf Depressionen und gravierende Stimmungsschwankungen zurückzuführen.

Der häufigste Grund, warum Ärzte ihre Patienten krankschrieben, waren in den vergangenen Jahren Muskel- und Knochenerkrankungen, fast jeder vierte hatte Gelenk- oder Rückenbeschwerden. Zweithäufigster Anlass waren Erkältungen und Infektionen der Atemwege. Ferda Ataman

Ferda Ataman

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