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Kaum noch Platz. Diese Aufnahme hat das Berliner Tierschutzbüro im November 2014 vom Betriebsgelände der Landkost-Ei EZG GmbH in Bestensee (Dahme-Spreewald) gemacht. Alles gehe rechtens zu, erklären sowohl das Unternehmen als auch die zuständige Tierärztin des Kreises.

© Deutsches Tierschutzbüro e.V

Brandenburg: Nur eng oder zu eng?

Wegen Verdachts der Tierquälerei wird gegen einen Eier-Produzenten aus Bestensee ermittelt. Der zuständige Kreisveterinär sieht allerdings keine Anhaltspunkte für einen Verstoß

Von Matthias Matern

Bestensee/Cottbus – Nach jüngsten Skandalen zur Haltung von Mastenten und Schweinen in Brandenburg ermittelt die Staatsanwaltschaft Cottbus jetzt gegen einen der größten Eier-Produzenten des Landes. Auch hier besteht Verdacht auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Die Vorwürfe richten sich laut Staatsanwaltschaftssprecherin Petra Hertwig gegen die Firma Landkost-Ei EZG GmbH aus Bestensee (Dahme-Spreewald). Anlass seien Videoaufnahmen einer Berliner Tierschutzorganisation, die zeigen, wie in dem Betrieb angehende Legehennen zum Transport bereit gemacht werden, so Hertwig. Den Tierschützern zufolge wurden die Tiere dabei so eng zusammengepfercht, dass sie sich nicht mehr bewegen konnten. In einem der Transportwagen entdeckten die Aktivisten nach eigenen Angaben zudem tote Hühner.

Aufgenommen wurde das Video, das auch auf Youtube zu sehen ist, im November. Über einen Zaun hinweg haben die Tierschützer gefilmt, wie Mitarbeiter der Landkost-Ei mehrere rollbare Transportkäfige aus einer Halle schieben. Die einzelnen Käfigeinheiten sind jeweils mit mehreren Hühnern belegt, die offensichtlich kaum Platz für Bewegung haben. In einem bereits geleerten Käfig ist ein totes Huhn zu sehen. Im Laufe des Drehs kommen Mitarbeiter der Landkost-Ei und versuchen, die Filmer des Platzes zu verweisen. „Wir haben die Mitarbeiter auf den Zustand der Tiere angesprochen, aber sie haben unsere Hinweise nicht ernst genommen“, berichtete der Autor des Videos, Jan Peifer vom Berliner Tierschutzbüro, am Dienstag auf PNN-Nachfrage. Die in Bestensee gefilmten Transportbedingungen seien seiner Meinung nach „ungewöhnlich schlimm“, weil die Käfige aus Tierschutzsicht so viele Tiere gar nicht zulassen, sondern gerade einmal für die Hälfte der dort eingepferchten Hühner ausgelegt seien. „Die Tiere konnten sich nicht mal aufrichten, nicht bewegen, lagen nur sehr gequetscht da. Es sah außerdem so aus, als hätten sich einzelne Tiere die Beine gebrochen“, so Peifer.

Dem Tierschützer zufolge hat es sich bei dem Besuch in Bestensee um eine Routinekontrolle gehandelt. „Aktuelle Hinweise hatten wir nicht. Wir recherchieren immer wieder zu einschlägig bekannten Betrieben.“ Tatsächlich hat die Landkost-Ei bereits vor gut sechs Jahren für negative Schlagzeilen gesorgt. Damals wurde dem Unternehmen vorgeworfen, Eier von Hühnern als Produkte der Freilandhaltung verkauft zu haben, obwohl die betreffenden Tiere gar keinen Auslauf hatten. Die Staatsanwaltschaft Potsdam hatte ermittelt. Der damalige Landkost-Geschäftsführer Heinz Pilz hatte die Vorwürfe allerdings als „ausnahmslos falsch und unbegründet“ bezeichnet.

Auch die aktuellen Vorwürfen wies das Unternehmen am Dienstag zurück. „Die Behauptungen und Vorwürfe entsprechen nicht der Wahrheit und müssen von unserer Seite auf das Schärfste dementiert werden“, heißt es in einer Erklärung. Das zuständige Veterinäramt des Kreises Dahme-Spreewald sieht ebenfalls keine Anhaltspunkte für einen Verstoß. „Aufgrund der Anzeige haben wir umgehend mehrere Kontrollen durchgeführt, die meisten unangekündigt. Tierschutzrechtliche Mängel konnte unsere amtliche Tierärztin nicht feststellen“, sagte Kreissprecherin Heidrun Schaaf auf PNN-Anfrage. Die Hühner in Bestensee würden in den Transportkäfigen lediglich vom Aufzuchtstall in den Legehennenstall verlegt. Dabei handele es sich um eine Entfernung von einem Kilometer, so Schaaf. Außerdem sei in der Tierschutztransportverordnung genau festgelegt, wie viele Tiere je Box transportiert werden dürften. „Gesetzlich sind sieben Hühner je Transporteinheit erlaubt. Nach den Vorwürfen hat der Betreiber die Zahl freiwillig auf vier reduziert“, sagte die Kreissprecherin.

Außer der Anlage in Bestensee gehört zur Landkost-Ei noch ein Standort in Spreenhagen (Oder-Spree). Laut Peifer stünden an beiden Orte jeweils rund 40 Ställe. Erfahrungsgemäß seien in jedem etwa 10 000 Tiere untergebracht, so der Tierschützer. Zu den Abnehmern zählten in der Vergangenheit unter anderem die Lebensmittelkette Kaiser's Tengelmann, der Discounter Netto und der Einzelhändlerverbund Edeka. Den Berliner Tierschützern zufolge hätten Kaiser’s und Netto bereits erklärt, die Zusammenarbeit beendet zu haben. Kaiser's Tengelmann bestätigte gegenüber den PNN am Dienstag, dass man sich von Landkost-Ei getrennt habe. Die Entscheidung sei aber schon vor Bekanntwerden der jüngsten Vorwürfe gefallen. Von den anderen Unternehmen war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu bekommen.

Matthias Matern

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