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Brandenburg und Berlin nach dem Sturm: Nichts geht mehr!

„Xavier“ verursacht noch Tage danach Chaos im Bahnverkehr und auf den Straßen in der Region Berlin-Brandenburg. Tausende Bäume sind umgestürzt, die Feuerwehren weiter im Dauereinsatz.

Von Andreas Oswald

Potsdam/Berlin - Das Sturmtief „Xavier“ hat Nord- und Ostdeutschland mit solcher Wucht getroffen, dass auch am Freitag zahlreiche Bahnstrecken und Straßen nicht befahrbar waren. Feuerwehren und technische Dienste waren in der Nacht und am folgenden Tag pausenlos im Einsatz. In Brandenburg waren fast alle Regionallinien stillgelegt. Die Reparatur- und Aufräumarbeiten sollen teils über das Wochenende hinaus andauern. So lange ist im Bahnverkehr noch mit schweren Behinderungen zu rechnen.

„Xavier“ war am Donnerstag über die Nordhälfte Deutschlands gezogen. Besonders schwer betroffen von dem Unwetter waren Berlin, Brandenburg, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Sieben Menschen wurden getötet.

Führungskräfte der Bahn sagten, sie könnten sich nicht erinnern, dass jemals ein Sturm die Bahn derart behindert hätte. Am Freitag waren unter anderem noch die wichtigen Fernstrecken zwischen Hamburg und Berlin, Hamburg und Hannover, Berlin und Dresden, Berlin und Leipzig sowie Berlin und Hannover gesperrt. Starke Einschränkungen gab es auch im Regionalverkehr und bei der S-Bahn. Zwar verkehrten bei der S-Bahn auf fast allen Strecken Züge, viele Linien blieben aber unterbrochen und wurden teils durch Bussen ersetzt, so etwa auf der Strecke zwischen Potsdam und Berlin. Dutzende Bäume waren in die Gleise gestürzt.

Feuerwehren nach Sturmtief "Xavier" in Potsdam und Brandenburg weiter im Dauereinsatz

„Xavier“ war mit Windgeschwindigkeiten von weit mehr als hundert Kilometern in der Stunde über die Nordhälfte Deutschlands gezogen. In Böen erreichte er bis zu 180 Kilometern die Stunde. Es handelt sich bei „Xavier“ um einen relativ neuen Typ von Sturm, der von Wissenschaftlern „Shapiro-Keyser-Zyklon“ genannt wird und besonders tückisch sein kann.

In einem breiten Streifen von Niedersachsen und Hamburg bis Brandenburg, Berlin und Sachsen richtete der Sturm schwere Verwüstungen an. Er entwurzelte Bäume, wirbelte Äste sowie Dachziegel durch die Luft und beschädigte Gebäude. Am schlimmsten war Brandenburg betroffen. Dort starben vier Menschen infolge des Sturms. Nicht nur die Bahn stand still, auch die Stromversorgung war noch am Freitag in Teilen des Landes ausgefallen. Die Arbeit der Feuerwehren ist wie auch in Potsdam und den anderen betroffenen Gebieten noch lange nicht erledigt. Überall müssen Gleise und Straßen geräumt werden. Das Ausmaß der Schäden ist nicht abzusehen.

Warnung vor ausgebrochenen Kühen und Schafen

Die Polizei Brandenburg berichtete von ausgebrochenen Kühen, freilaufenden Schafen und beschädigten Wildzäunen. Die Arbeiten zur Beseitigung der Schäden sollen noch Tage andauern. Eine Schätzung der Kosten war laut Innenministerium zunächst nicht möglich.

Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) warnte vor weiteren Schäden. Äste von Bäumen könnten noch herabstürzen. Rehe und anderes Wild könnte zudem ungehindert über die Fahrbahnen wechseln. Landesweit seien Straßenwärter dabei, Warnschilder aufzustellen und Zäune wieder aufzurichten. Mit Straßensperrungen aus Verkehrssicherheitsgründen sei auch am Wochenende zu rechnen.

Tausende Bäume in Brandenburg und Berlin umgestürzt

In Brandenburg und Berlin sind tausende Bäume umgestürzt. Experten führen das in erster Linie auf das Extremereignis zurück. In der jüngsten Zeit hatte sich die Qualität des Baumbestandes verbessert, das bestätigen auch Umweltschützer. Demnach seien Bäume nicht generell geschwächt.

Bei dem Sturm in Berlin ist auch die Journalistin und Politikexpertin Sylke Tempel, Chefredakteurin der Zeitschrift „Internationale Politik“ und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, ums Leben gekommen. Nach Angaben der Feuerwehr war Tempel, die auch für den Tagesspiegel schrieb, aus ihrem Auto gestiegen, um ein Hindernis aus dem Weg zu räumen. Dabei wurde sie von einem umstürzenden Baum getroffen. mit AFP /dpa

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