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Leere Plastikflaschen liegen im brandenburgischen Landkreis Ostprignitz-Ruppin neben einem Baum.

© dpa/Soeren Stache

Immer mehr Müll in Brandenburgs Wäldern: Forstbehörde entsorgte allein elf LKWs mit Bauschutt

Wer die asbesthaltigen Baustoffe im Wald abliefert, bleibt oft unentdeckt. Offenbar stammt der illegale Müll in Brandenburgs Forstgebieten nicht selten aus Berlin.

In Brandenburgs Wäldern landet immer mehr Baustellenabfall aus Berlin. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage des Landes- und Fraktionsvorsitzenden von BVB/Freie Wähler, Péter Vida, hervor. 2021 wurden vom Landesbetrieb Forst in den Wäldern der Mark 274 Tonnen asbesthaltige Baustoffe eingesammelt. 2016 waren es noch 130 Tonnen. Neuere Zahlen liegen der Landesregierung noch nicht vor.

6000 Kubikmeter Müll im Wald gefunden

Um welche Größenordnungen es sich hierbei handelt, wird deutlich, wenn man diese Mengen auf die Ladekapazität eines Sattelzugs mit einem Gesamtgewicht von 40 Tonnen umrechnet. Solche LKWs können in der Regel etwa 25 Tonnen Nutzlast transportieren: Es waren also nahezu elf voll beladene Trucks, deren Ladung Brandenburgs Förster im Wald fanden. Und die asbesthaltigen Baustoffe sind nur ein Teil des Problems: Insgesamt holten die Förster im vergangenen Jahr knapp 6000 Kubikmeter Müll aus dem Wald.

Die Aufklärungsquote illegaler Müllentsorgung im Wald beträgt laut Landesregierung erfreuliche 64 Prozent – doch die Zahl hat einen Haken. Denn viele Forstbehörden nehmen Anzeigen nur auf, wenn es Hinweise auf den Verursacher gibt

Péter Vida, Landes- und Fraktionsvorsitzenden von BVB/Freie Wähler

Einen Schwerpunkt bildete dabei der Berliner Autobahnring nördlich von Berlin. Und da vielfach kein Verursacher feststellbar ist, trägt die Kosten des Vorgehens gegen den illegalen Müll oft die Landeskasse. „Die Aufklärungsquote illegaler Müllentsorgung im Wald beträgt laut Landesregierung erfreuliche 64 Prozent – doch die Zahl hat einen Haken“, so Vida. „Denn viele Forstbehörden nehmen Anzeigen nur auf, wenn es Hinweise auf den Verursacher gibt.“ Damit würden viele nie geklärten Fälle gar nicht erst in der Statistik landen.

„Das Land darf die Ablagerung von gefährlichem Müll in unseren Wäldern nicht länger hinnehmen“, sagte Vida. „Die Behörden müssen die Müllsünder endlich konsequent verfolgen und bestrafen.“ Gefährliche Abfälle müssten nach dem Eingang einer Meldung schnellstmöglich entfernt werden. „Es darf nicht Jahre dauern, ehe die Behörden Asbest aus Wäldern entsorgen.“

Mehr Kontrollen durch Landkreise gefordert

Der Landesvorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), der frühere Landtagsabgeordnete Michael Luthardt, nannte es auf Nachfrage eine Aufgabe der Landkreise, hier mehr Kontrollen durchzuführen. „Es sind ja meist gewerbliche Abfälle, die da im Wald landen“, sagt Luthardt. Wichtig sei, dass auch Spaziergänger, die im Wald unterwegs sind, darauf achteten, wo eventuell frische Ablagerungen seien.

„Wer etwas beobachtet, sollte sich das Nummernschild merken und den Vorgang sofort an die Abfallbehörden melden“, sagte Luthardt. Generell sollte die Bevölkerung aufgerufen werden, hier genauer hinzuschauen. „So ähnlich wie bei Waldbränden, die man ja auch sofort meldet, sollte das auch bei illegalen Müllablagerungen geschehen.“

Laut polizeilicher Kriminalitätsstatistik ist die Zahl aller Umwelt- und Verbraucherschutzdelikte in Brandenburg insgesamt von 1163 im Jahr 2017 auf 1487 im Jahr 2021 gestiegen. 2020 wurde in Potsdam die Schwerpunktstaatsanwaltschaft Umweltkriminalität eingerichtet. Auch das Landeskriminalamt (LKA) hat ein eigenes Kommissariat Schwere Umweltkriminalität mit Sitz in Eberswalde.

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