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Brandenburg: Illegaler Müll auf Landesdeponie

Bande betrügt Brandenburgs Müllunternehmen MEAB. 6300 Tonnen illegaler Abfall in Schöneiche

Schöneiche/Potsdam - Der schludrige Umgang mit illegalen Mülldeponien und der nachsichtige Umgang mit kriminellen Banden fällt nun auf das Land Brandenburg selbst zurück. Es ist Opfer der Müllmafia geworden – inklusive Imageschaden. Es geht um die Deponie Schöneiche, der von einer Müllschieber-Bande illegaler Abfall untergejubelt worden ist. Zugleich haben die Kriminellen damit die Länder Brandenburg und Berlin um eine Menge Geld betrogen. Denn den beiden Ländern gehört die Deponie über den Betreiber MEAB, der Märkischen Entsorgungsanlagen-Betriebsgesellschaft mbH.

Bekannt wurde das kürzlich bei einem Prozess vor dem Amtsgericht Potsdam. Drei Männer, die einer kriminellen Gruppe von Müllschiebern angehörten, wurden vom Schöffengericht Potsdam zu Bewährungsstrafen verurteilt. Angeklagt waren auch zwei Mitarbeiterinnen der Deponie.

Die führenden Köpfe der Bande waren zwei Männer im Alter von heute 52 und 53 Jahren. Sie betrieben in Bestensee, Landkreis Dahme-Spreewald, eine illegale Abfallanlage. Dort machten sie das, was viele zwielichtige Müllhändler schon vor und auch noch nach ihnen machten: Sie vermischten Abfälle aus Industrie und Haushalten, deckten ein bisschen Staub und Steine von Abbrüchen darüber und deklarierten das Ganze als harmlosen Bauschutt.

Bauschutt zu entsorgen war und ist deutlich billiger als das, was sich wirklich auf den Lastwagen der Müll-Panscher befand. Dabei handelte es sich laut Staatsanwaltschaft um Verpackungsmüll und um „Material aus dem Innenraum von Autos“, Konsum- und Produktionsreste aus Plastik, Schaumstoff, Gummi, Holz sowie Textilien. Alles zusammengeworfen und kleingeschreddert. Die regulären Entsorgungskosten für dieses Gemisch bezifferte die Anklage auf bis zu 185 Euro pro Tonne.

Die Müll-Ganoven aus Bestensee haben für ihre manipulierten Lieferungen nicht mal zehn Euro bezahlt. Von Oktober 2008 bis August 2009 schoben sie der Mülldeponie in Schöneiche insgesamt rund 6300 Tonnen von ihren Abfallgemischen unter. Nach Berechnung der Staatsanwaltschaft entstanden auf diese Weise dem Deponiebetreiber MEAB und damit auch seinen beiden Gesellschaftern, den Ländern Berlin und Brandenburg, ein Schaden in Höhe von 535 000 Euro.

Zum finanziellen Verlust kommt für das Länderunternehmen MEAB noch der Imageschaden. Denn auf der Anklagebank in Saal 21 des Schöffengerichts saßen auch zwei ihrer damaligen Mitarbeiterinnen. Die beiden Frauen waren auf der Deponie für die Eingangskontrolle zuständig. Bei den Lastwagen aus Bestensee sollen sie absichtlich weggesehen und den Betrug bewusst gedeckt haben. Was diesen Verdacht der Staatsanwaltschaft noch erhärtete: Eine der beiden Frauen ist mit einem der Bandenchefs liiert. Der heute 55-Jährigen wurde im Dezember 2015 von der MEAB die Kündigung ausgesprochen. Nun verurteilte sie das Schöffengericht wegen Beihilfe zu einer Geldstrafe in Höhe von 3800 Euro. Dagegen hat sie allerdings Einspruch eingelegt.

Das Verfahren gegen ihre ehemalige Kollegin wurde gegen Zahlung eines Geldbetrages an eine gemeinnützige Organisation eingestellt. Die 64-Jährige ist mittlerweile in Rente. Auch sie arbeitet nicht mehr auf der Deponie.

Eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten verhängte das Gericht dagegen für einen Mann aus Zossen, der sich als Abfallmakler betätigte und für die Bande den Müll beschaffte. Die Strafe gegen ihn wurde zur Bewährung ausgesetzt. Heute ist der 44-Jährige als Kraftfahrer tätig.

Auch den beiden Hauptangeklagten bleibt das Gefängnis erspart. Sie kamen mit jeweils einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung davon. Als Transportunternehmer und Kraftfahrer machen sie weiter zusammen Geschäfte.

Michael Billig

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