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Brandenburg: Hinweise auf „Carinhall“ werden getilgt

Groß Dölln - Die Hinweisschilder auf das frühere Anwesen „Carinhall“ des NS-Reichsmarschalls und Kriegsverbrechers Hermann Göring in der Schorfheide werden übermalt. Damit reagiert die Landesregierung auf Kritik von Bürgern aus dem In- und Ausland.

Groß Dölln - Die Hinweisschilder auf das frühere Anwesen „Carinhall“ des NS-Reichsmarschalls und Kriegsverbrechers Hermann Göring in der Schorfheide werden übermalt. Damit reagiert die Landesregierung auf Kritik von Bürgern aus dem In- und Ausland. Sie befürchten, dass die Stelle des pompösen Landsitzes zum Wallfahrtsort für Ewiggestrige werden könnte. „Wir haben eingesehen, dass bloße Hinweisschilder und Namen auf Findlinge für eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ungeeignet sind“, sagte Jens-Uwe Schade, Sprecher des Brandenburger Forstministeriums. „Wir lassen die Bezeichnung ,Carinhall’ überstreichen und durch ,Wucker’ ersetzen.“

So heißt die kleine Gemarkung mit einem See in der Nähe des im typischen NS-Stil errichteten Gebäudekomplexes. Göring hatte sein Reich abseits der großen Straßen vor dem Heranrücken der Roten Armee im April 1945 selbst zerstören lassen. Heute deuten nur noch Schutthaufen und zwei Torhäuser auf das zwischen 1933 und 1936 errichtete „Carinhall“ hin. Mit dem Namen wollte Göring an seine verstorbene erste Ehefrau erinnern. Seit der Wiedervereinigung ranken sich um den versteckten Ort des Waldhofes viele Spekulationen. Schatzsucher machten sich auf die Jagd nach zweifelhaften Trophäen. Auslöser war eine erfolgreiche Aktion von Polizeitauchern im Juli 1990, die aus dem Großen Döllnsee fünf Figuren aus dem ehemaligen „Carinhall“ fischten. Ein Hobby-Sucher grub eine Marmorsäule aus, die heute im Museum des Jagdschlosses Groß Schönebeck steht.

Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald wollte „Carinhall“, wo Göring sich selbst inszenierte und Staatsgäste empfing, mit Hinweisschildern entmystifizieren. Sie berief sich auf Historiker und beantragte für die Schilder vor drei Jahren erfolgreich Mittel. Heute bedauern Landespolitiker diesen „unsensiblen Umgang“ mit der Geschichte. Im Museum in Groß Schönebeck soll nun die schon vorhandene Ausstellung „Jagd und Macht“ erweitert werden, kündigte Ministeriumssprecher Schade an. Schließlich spiegle gerade die Schorfheide deutsche Geschichte wider. Vor Göring hatten die deutschen Kaiser und nach 1945 die DDR-Führer das Revier für ihre Belange abriegeln lassen.

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