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Märkische Kurve. Viele brandenburgische Städte pflegen Partnerschaften mit Hertha, vor allem im Havelland gibt es viele Fans. Und der Dampfer, den die Fans hier in ihrer Kurve zeigen, schippert durch Brandenburg (siehe Kasten rechts). 

© Imago

Brandenburg: Hertha-Arena in Brandenburg?

Bundesligist hat Probleme in Berlin. Nun bietet Regierungschef Woidke Stadionbau im Umland an

Berlin/Potsdam - Natürlich drückt er auch den Cottbusern immer die Daumen. Aber er ist selbst schon lange bekennender Hertha-Fan. Er war früher bei vielen Spielen im Olympiastadion dabei. Und in seiner Lausitzer Kleinstadt Forst hat er einst sogar einen Fanklub für den Verein aus Berlin gegründet: Dietmar Woidke, 54 Jahre, Brandenburgs SPD-Regierungschef. Der sorgt nun mit einer Offerte für Furore. Woidke will den einzigen Fußball-Bundesligisten der Hauptstadtregion, der mit dem Senat aktuell wegen einer drastischen Mieterhöhung für das Olympiastadion über Kreuz liegt und mittelfristig ein neues Stadion bauen will, aus Berlin hinaus nach Brandenburg locken.

„Wir würden uns freuen, wenn Hertha sich dafür entscheiden sollte. Das Angebot steht“, sagte Woidke am Freitag den PNN. Er persönlich könne sich zwar immer noch kaum vorstellen, dass Hertha sich wirklich vom Olympiastadion trenne. Aber wer weiß, wohin sich das alles in Berlin entwickelt. Er sei jedenfalls gern zu Gesprächen mit Hertha-Manager Michael Preetz bereit. „Ich freue mich darauf.“ Die Herthaner wiederum sind zunächst einmal sauer über Berlin, stehen noch unter Schock, weil sie künftig mit 7,5 Millionen Euro doppelt so viel Miete für das Olympiastadion zahlen sollen. Eine Forderung, zu der Preetz am Freitag sagte, „die wir so nicht nachvollziehen können“. Vor diesem Hintergrund kommentierte Preetz das Woidke-Angebot so: „Mindestens haben wir das als freundlichen Hinweis zur Kenntnis genommen.“ Und die Betonung dabei lag auf dem mindestens ... Klar sei, dass es eine Lösung im Olympiastadion geben müsse. „Aber wir intensivieren auch andere Pläne.“

Es gibt also tatsächlich eine Chance, die Woidke nicht versäumen will. So legte er sich am Freitag schon mal ins Zeug, als er am Rande der Brandenburger Landwirtschaftsausstellung (Brala) von Journalisten danach gefragt wurde. Womit er Hertha locken will? „Was wir bieten können, das wissen auch viele Berliner Firmen bereits, die sich in den letzten zehn, zwanzig Jahren aus Berlin herausbewegt und vor den Toren der Hauptstadt investiert haben“, sagte er da. „Wir haben eine funktionierende Infrastruktur, eine wunderschöne Umgebung, motivierte Mitarbeiter und es gibt Hunderttausende Fans in Brandenburg.“ Auch international sei es ja mittlerweile üblich, dass Großstadien nicht mitten in der Stadt gebaut werden. Konkret verwies Woidke auf New York, wo das Stadion der Football-Mannschaft auch außerhalb liege.

Hertha wiederum bemüht sich schon lange, sich als berlin-brandenburgischer Verein zu profilieren. Man pflegt gute Kontakte zu Kommunen des Berliner Umlandes, etwa nach Ludwigsfelde oder Werder (Havel). Und das Havelland, der Bereich um Nauen, Falkensee, wo viele Berliner hingezogen sind, zählt zu seinen Mitglieder-Hochburgen.

Über einen konkreten Ort, der für ein neues Hertha-Stadion in Brandenburg infrage käme, wollte Woidke nicht spekulieren. Klar ist, dass er gut erreichbar an der S-Bahn oder dem Berliner Ring liegen muss, damit Fans gut anreisen könnten. Planspiele bei Hertha für ein Stadion außerhalb der Stadtgrenze sind auch nicht neu, es hatte sie 2008 schon einmal gegeben. Damals waren der Europark Dreilinden und das Autobahnkreuz Oranienburg im Gespräch. Verkehrsgünstig gelegen wäre auch der Bereich des neuen BER-Flughafens Schönefeld.

Die Berliner Betreibergesellschaft des Olympiastadions und Sportsenator Frank Henkel (CDU) wollten die Lockrufe aus der Mark – mitten im Poker mit Hertha um die Stadionmiete – bislang nicht kommentieren. Das Schweigen kann aber als Indiz gewertet werden, dass Berlin die Woidke-Offerte als unfreundlichen Akt ansieht. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Irritationen gegeben, wenn Brandenburg etwa versuchte, Firmen oder Berliner Lehrer – mit Verbeamtungszusagen – abzuwerben. Woidke selbst betonte, dass ein Brandenburger Hertha-Stadion ein „mittelfristiges Ziel“ wäre. „Persönlich wichtiger ist mir erst einmal, dass es Hertha in die Champions League schafft.“

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