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ARCHIV - 09.08.2023, Brandenburg, Neuglienicke: Munition aus russischer Produktion ist auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide zu sehen. Fast 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kommt die Beseitigung von Kampfmitteln Brandenburg noch immer teuer zu stehen. Im vergangenen Jahr erstattete das Land den Kommunen rund 517 000 Euro für die Entsorgung von Bomben und Munition. (zu dpa «Kriegsaltlasten kommen Brandenburg noch immer teuer zu stehen») Foto: Jens Kalaene/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Jens Kalaene

Granaten, Raketen, Munition: Mehr Kampfmittel in Brandenburg entdeckt als im Vorjahr

Kaum ein Monat vergeht in Brandenburg ohne einen Bombenfund aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Kosten für die Beseitigung der Blindgänger sind hoch – und die Räumung geht weiter.

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Fast 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges werden noch immer Zehntausende Kampfmittel in Brandenburg gefunden. In diesem Jahr seien landesweit rund 570 Tonnen geborgen worden, teilte das Innenministerium am Mittwoch mit. Damit sei gut ein Viertel mehr als im Jahr zuvor entdeckt worden. Über 90 Prozent davon seien vernichtet worden.

Noch immer schlummern die grausamen Zeugen der Weltkriege in Brandenburger Böden.

Innenminister Michael Stübgen (CDU)

Zugleich wurden fast 540 Hektar Landesfläche als frei von Kampfmittelverdacht erklärt. Noch immer stehen damit aber rund 580.000 Hektar unter Verdacht. Betroffen sind vor allem Oranienburg, Potsdam, die Oder-Neiße-Linie und die Region südlich Berlins.

580.000
Hektar Landesfläche stehen unter Verdacht.

Innenminister Michael Stübgen (CDU) sieht kein Ende der Funde: „Tonnen von gefundenen und vernichteten Kampfmitteln bedeuten nicht, dass unser Kampfmittelräumdienst künftig weniger zu tun haben wird. Denn noch immer schlummern die grausamen Zeugen der Weltkriege in Brandenburger Böden“, teilte Stübgen mit. „Die tickenden Zeitbomben zu beseitigen ist eine generationsübergreifende Aufgabe, die von Jahr zu Jahr leider auch immer gefährlicher wird.“

Unter den rund 570 Tonnen waren etwa 41.000 Granaten, 11.000 Raketen und Panzerabwehrraketen, 1900 Waffen oder Waffenteile, 1800 Stück Nahkampfmittel, 900 Stück Brandbomben, 200 Stück Minen, 1000 Stück Sprengbomben über 5 Kilogramm sowie 370 000 Stück Handwaffenmunition.

Millionen an die Kommunen für die Räumung

Die Beseitigung von Kampfmitteln kommt Brandenburg noch immer teuer zu stehen. Für die Kampfmittelräumung habe das Land bis Ende November insgesamt 15,4 Millionen Euro ausgegeben, teilte das Ministerium am Mittwoch mit. Im vergangenen Jahr erstattete das Land den Kommunen rund 517.000 Euro für die Entsorgung von Bomben und Munition. Das waren rund 292.000 Euro mehr als im Jahr zuvor, wie aus der Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage aus der SPD-Landtagsfraktion hervorgeht.

Mit rund 515.000 Euro ging nahezu der gesamte Betrag der Landesgelder im vergangenen Jahr an Oranienburg. Die Stadt war im Zweiten Weltkrieg wegen ihrer starken Rüstungsindustrie besonders häufig Ziel alliierter Bomberverbände. 2021 bekam Oranienburg rund 193.000 Euro für die Kampfmittelräumung erstattet.

Wie aus einer Übersicht des Innenministeriums hervorgeht, sind den Kommunen seit 2017 insgesamt fast 2,49 Millionen Euro für die Beseitigung von Bomben und Munition aus dem Zweiten Weltkrieg erstattet worden. Oranienburg erhielt davon rund 2,31 Millionen Euro. In diesem Jahr bekam die Stadt im Zusammenhang mit der Kampfmittelräumung rund 217 000 Euro für den Grundwasserschutz. In Oranienburg wurden seit 1991 bislang 229 Bomben entschärft.

Über 300 Millionen Euro für Kampfmittel-Beseitigung seit 1991

Seit 1991 gab Brandenburg mehr als 270 Millionen Euro allein an Landesmitteln für die Beseitigung der Kriegsaltlasten aus. Mit den Zuschüssen des Bundes waren es weit über 300 Millionen Euro. Erst seit 2016 erstattet der Bund Brandenburg einen Teil der Ausgaben für den Fund und die Entschärfung von Kampfmitteln der Alliierten. Bis dahin kam der Bund nur für sogenannte reichseigene Munition auf bundeseigenen Liegenschaften auf.

Künftig soll die Kostenerstattung in einem sogenannten Rüstungsaltlastenfinanzierungsgesetz geregelt werden. Der Gesetzentwurf ist bereits in den Bundestag zur Beratung eingebracht worden.

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