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In einem Seniorenheim betreut ein Teilnehmer des Bundesfreiwilligendienstes einen Mann.

© Patrick Pleul/dpa

Freiwilligendienst in Brandenburg bedroht: Bundesregierung will 114 Millionen Euro einsparen

Schon jetzt fehlen Trägern die finanziellen Mittel, um Einsatzstellen mit Freiwilligen zu besetzen. Soziale Einrichtungen kritisieren die Pläne des Bundes.

Altenheimen und Krankenhäusern in Brandenburg droht der Verlust junger Menschen, die freiwillig ein Jahr in sozialen Einrichtungen helfen. Die Bundesregierung will im Haushalt für die kommenden Jahre 114 Millionen Euro bei den Jugendfreiwilligendiensten einsparen.

Brandenburg ist davon besonders betroffen. „Schon jetzt reichen beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) in Brandenburg die finanziellen Mittel nicht aus, um alle internen und externen Einsatzstellen mit Freiwilligendienstleistenden zu besetzen“, sagt Cindy Schönknecht, Sprecherin des ASB in Brandenburg.

„Denn im Vergleich zu anderen Bundesländern, wie beispielsweise Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Sachsen oder Sachsen-Anhalt, genießen die Träger in Brandenburg keine Landesförderung.“ Der Landesarbeitskreis Freiwilligendienste fordere daher, eine Landesförderung im Haushalt 2025/2026 einzuführen.

Die Freiwilligendienste dienen nachweislich und effektiv der Fachkräftegewinnung. Bis zu zwei Drittel der Freiwilligen bleiben der Sozialbranche verbunden.

Andrea Asch, Vorständin des Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (DWBO)

Ähnlich äußert sich die Vorständin des Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (DWBO), Andrea Asch. „Die Freiwilligendienste dienen nachweislich und effektiv der Fachkräftegewinnung“, sagte sie dieser Zeitung. „Bis zu zwei Drittel der Freiwilligen bleiben der Sozialbranche verbunden.“ Doch schon seit Jahren würden die Zuschüsse des Bundes nicht einmal die Ausgaben der Einsatzstellen decken.

„Wir fordern die Abgeordneten des Bundestages auf, die Kürzungen zurückzunehmen und die Freiwilligendienste finanziell besser auszustatten“, sagte Asch. Würden die Kürzungspläne beschlossen, würden motivierte junge Menschen ausgebremst, weil durch die Kürzungen für den Jahrgang 2024/25 jeder zweite Platz für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und im Bundesfreiwilligendienst (BFD) sogar zwei von drei Stellen wegfielen.

Freiwilligendienste aus allen Einsatzbereichen betroffen

Für Nadine Schröder, Geschäftsführerin des katholischen Trägers „IN VIA“, der in Berlin, Brandenburg und Vorpommern Plätze bei Freiwilligendiensten vermittelt, ist die Situation mittlerweile „hochgradig kritisch“. „Etablierte Einsatzstellen vor Ort werden durch fehlende Mittel entfallen, Klienten verlieren Aufmerksamkeit und Zuwendung durch die Freiwilligen“, sagt Schröder. „Das betrifft Freiwilligendienste in allen Einsatzbereichen, wie Kitas, Schulen, Sportvereine, in Kulturbereichen oder auch in der Pflege“.

Unterstützung erhalten die Anbieter von Freiwilligendiensten von der CDU-Landtagsabgeordneten Roswitha Schier. „40 Prozent der Freiwilligen wechseln hinterher in die sozialen Berufe“, sagte die Sozialpolitikiern. Dort gebe es heute einen großen Fachkräftemangel: Jeder Interessent, der sich dafür werben lasse, sei deswegen wichtig. Die Forderung nach einer eigenen Landesförderung für die Freiwilligendienste „sollte man sich auf jeden Fall gründlich ansehen.“ Allerdings gebe es in Brandenburg derzeit einen beschlossenen Doppelhaushalt für die Jahre 2023 und 2024. „Das wäre also frühstens etwas für die nächste Legislaturperiode.“

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