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Besonders in Cottbus wird Karneval gefeiert, aber auch in einigen anderen Orten in der Region.

© picture alliance / Bernd Settnik / Bernd settnik

Freie Wähler wollen Narren fördern: Karneval soll Kulturgut in Brandenburg werden

Die Brandenburger Karnevalisten stehen vor großen Herausforderungen. Nun wollen die Freien Wähler helfen.

Mit einem fröhlichen „Br andenburg, Helau!“ begrüßte Fred Witschel, der Präsident des Karnevalsverbands Berlin-Brandenburg, am Dienstag die Journalisten im Presseraum des Brandenburger Landtags. Und dem Abgeordneten Mathias Stefke (BVB/Freie Wähler) überreichte er als Erstes einmal eine Narrenkappe in den blau-gelben Farben seiner Fraktion – nicht als Zeichen der Ironie, sondern als Geste der Anerkennung.

Denn Brandenburgs Freie Wähler wollen eine stärkere Förderung des Karnevals im Land erreichen. „Wir fordern die offizielle Anerkennung und Förderung des Karnevals als Kulturgut in Brandenburg“, sagte Stefke. Einen entsprechenden Antrag will die kleinste Oppositionsfraktion im Brandenburger Landtag am nächsten Mittwoch, dem Aschermittwoch, in den Potsdamer Landtag einbringen. Und Stefke will dazu sogar eine Büttenrede halten.

Die Energiekrise setzt den Vereinen sehr zu

Tatsächlich ist Brandenburgs Narren derzeit nicht nur zum Lachen zumute. „Wir stehen in der Energiekrise vor großen Herausforderungen“, sagte Witschel. „Die Mieten für Veranstaltungsräume sind kaum bezahlbar, Strom- und Gaspreise steigen in unermessliche Dimensionen.“ Der Karneval könne aber nicht nur von Sponsorengeldern leben. Zwar gebe es für die Jugendarbeit in begrenztem Umfang Fördermittel über den Landesjugendring.

Der Brandenburger Landtagsabgeordnete Matthias Stefke (Fraktion BVB/Freie Wähler, l-r), Fred Witschel, Präsident des Karnevalsverbands Berlin-Brandenburg und Peter Vida, Brandenburger Fraktionschef BVB/Freie Wähler.

© dpa / Klaus Peters

„Aber in der Coronakrise gab es für unsere Brandenburger Vereine keine Unterstützung“, sagt Witschel. „Ein Antrag des Karnevalsvereins Blankenfelde auf Corona-Hilfen wurde von der Investitionsbank des Landes Brandenburg mit den Worten abgelehnt, der Karneval sei keine Kultur.“

134 Karnevalsvereine in Berlin und Brandenburg

Das schmerzt die Brandenburger Karnevalisten. Immerhin 15.000 Menschen sind in den 134 Karnevalsvereinen in Berlin und Brandenburg organisiert. 20 der Vereine sind in Berlin ansässig, die übrigen in Brandenburg. „Und zwar nicht nur in der Lausitz“, sagt Witschel. „Es gibt keine Region im Land, die der Lausitz in irgendeiner Weise nachsteht“.

Doch in der Lausitz finden mit dem Cottbuser „Zug der fröhlichen Leute“ und der vom RBB übertragenen Karnevalsgala „Heut steppt der Adler“ tatsächlich die bekanntesten Karnevalsveranstaltungen der Region statt.

Wir stehen in der Energiekrise vor großen Herausforderungen. Die Mieten für Veranstaltungsräume sind kaum bezahlbar, Strom- und Gaspreise steigen in unermessliche Dimensionen.

Fred Witschel, Präsident des Karnevalsverbands Berlin-Brandenburg

Und im Unterschied zum Karneval im Rheinland werden sie ausschließlich von Ehrenamtlichen organisiert. „Wir haben im Karneval keinen einzigen hauptamtlichen Mitarbeiter“, sagt Witschel. „Das ganze Programm wird von Ehrenamtlichen gestaltet und oft ein Jahr im Voraus organisiert.“ In Brandenburg sei der Karneval noch ein „Brauchtum weit weg vom Kommerz.“ Die Vereine seien gern gesehene Gäste bei Dorf- und Stadtfesten und würden „Freude in den Alltag bringen“.

Koalitionsfraktionen wollen Antrag gründlich prüfen

Wenn nur das leidige Geld nicht wäre. Man wünsche sich, dass die Landesregierung im Etat einen fünf- bis sechsstelligen Betrag für die Förderung der Karnevalsvereine bereitstelle, sagte der Abgeordnete der Freien Wähler, Matthias Stefke. Vertreter der Koalitionsfraktionen kündigten am Dienstag an, den Antrag von BVB/Freie Wähler zumindest gründlich prüfen zu wollen. „Die Karnevalsvereine können auch bei den Kommunen Unterstützung bekommen“, sagte allerdings der SPD-Fraktionsvorsitzende Daniel Keller. „Es könnte klug sein, das mit der kommunalen Ebene zu klären.“

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