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Angehende Polizistinnen und Polizisten nehmen an der feierlichen Vereidigung des Einstellungsjahrgangs 2018 an der Fachhochschule der Polizei in Oranienburg teil.

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild / Christoph Soeder

Fachkräftemangel bei der Brandenburger Polizei: Gewerkschaft will an Schulen um Nachwuchs werben

Die Polizei braucht jedes Jahr 400 neue Auszubildende. Aber immer weniger Leute bewerben sich bei der Behörde – deswegen fordert die GdP-Vorsitzende ein attraktiveres Berufsbild.

Für die Polizei ist es aus Sicht der Gewerkschaft zunehmend schwierig geworden, genügend Nachwuchs zu finden. „Wir haben weniger Bewerber, und die richtig Guten entscheiden sich nicht zuerst für den öffentlichen Dienst“, sagte die Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Anita Kirsten, der dpa in Potsdam. „Im April haben wir die 200 Einstellungen nicht voll bekommen.“

Aus Kirstens Sicht muss das Berufsbild der Polizei attraktiver werden. Zudem forderte sie auch, das Land müsse bei der Ausstattung etwa mit digitaler Technik aufholen.

Jährlich sind 400 Einstellungen geplant

Das Innenministerium teilte mit, der Fachkräftemangel mache auch vor der Polizei, die mehr als 8000 Bedienstete hat, nicht Halt. Für die Ausbildung von Polizeianwärterinnen und -anwärtern soll es wie bisher mindestens 400 Einstellungen jährlich geben. Die Ausbildung beginnt jeweils im April und Oktober.

Die höchsten Bewerberzahlen für eine Einstellung in den Polizeivollzugsdienst hatte es nach den Daten des Ministeriums im Jahr 2018 gegeben. Nach einem zunächst deutlichen Rückgang seien die Bewerberzahlen in den Jahren 2021 und 2022 zusammen genommen stabil, hieß es aus dem Innenressort.

Im vergangenen Jahr bewarben sich für den mittleren Polizeidienst (Dienstgrade wie Polizeiobermeister- und -hauptmeister ) 2109 Menschen, ein Jahr zuvor waren es 1877. Beim gehobenen Dienst (Polizeikommissar und höhere Dienstgrade) sank die Zahl dagegen deutlich von 2001 im Jahr 2021 auf 1761 im vergangenen Jahr. Im Jahr 2018 waren es insgesamt noch mehr als 5500 Bewerberinnen und Bewerber für den mittleren und gehobenen Dienst.

Wir haben an allen Ecken und Enden zu wenig Personal.

Anita Kirsten, Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP)

Das Innenministerium teilte mit: „Aktuell ergibt sich durch zahlreiche Altersabgänge ein erhöhter Einstellungsbedarf. Diesem stehen geburtenschwächere Absolventenjahrgänge gegenüber.“ Zudem starteten viele eine Bewerbung in unterschiedlichen Bundesländern. Auch die Corona-Krise nennt das Innenministerium als möglichen Grund für die schwierigere Nachwuchsfindung bei Jugendlichen: „Durch die Pandemie konnten sie sich auch nicht in gewohntem Maße auf Ausbildungsmessen informieren oder durch Schülerpraktika bereits erste berufliche Erfahrungen sammeln.“

Zum Stand 1. Juli arbeiten bei der Polizei in Brandenburg 8131 Bedienstete, im Jahresverlauf sollen es laut Innenministerium um die 120 mehr werden. Die Zahl der vorhandenen Personalstellen liegt aktuell höher: bei 8439.

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Zu wenig Flexibilität

„Wir haben an allen Ecken und Enden zu wenig Personal“, sagte die GdP-Landesvorsitzende Kirsten. „Wenn Kollegen unzufrieden sind mit der Arbeitsbelastung, können sie auch keine guten Werbeträger sein.“ Der Beamtenberuf sei zwar „immer solide, gerade die junge Generation nehme aber „enge Strukturen und mangelnde Flexibilität“ bei der Polizei wahr. Aus ihrer Sicht sollte eine Offensive an den Schulen zur Nachwuchsgewinnung ausgebaut werden. Die Gewerkschaft fordert mit Blick auf die anstehenden Tarifverhandlungen im Oktober auch eine höhere Besoldung.

Im dritten Ausbildungsjahr erhält etwa ein lediger, 19 Jahre alter Anwärter im mittleren Dienst (Polizeiobermeister) monatlich um die 1500 Euro. Nach der Ausbildung liegen die Bezüge bei um die 2700 Euro, das Einkommen erhöht sich je nach Dienstgrad und Dienstalter. Rund 20 Prozent der Polizeianwärter in Brandenburg brechen nach Ministeriumsangaben ihre Ausbildung vorzeitig ab. (dpa)

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