zum Hauptinhalt
Soja wird von Südamerika auch nach Brandenburg gebracht, um es hier an Tiere zu verfüttern.

© Roberto Perra/dpa

Erbsen statt Soja: Freie Wähler in Brandenburg fordern eine Eiweißstrategie

Allen Klimaschutzerwägungen zum Trotz verfüttern Brandenburger Landwirte Soja, für dessen Anbau der südamerikanische Regenwald abgeholzt wurde. Die Freien Wähler wollen andere Anreize setzen.

Soja aus Südamerika wird auch in Brandenburg als Eiweißfutter für Rinder und Schweine verwendet. Das Viehfutter wird also um die halbe Welt gefahren. Und allen Klimaschutzerwägungen zum Trotz beziehen heimische Landwirte damit Futtermittel, die zuvor auf Flächen angebaut wurden, für die der tropische Regenwald gerodet wurde. „Dieser Futtermittelimport wird zu Recht kritisiert“, sagt die Uckermärker Landtagsabgeordnete Christine Wernicke (BVB/Freie Wähler).

Die kleinste Fraktion des Brandenburger Landtags greift deswegen nun einen Punkt auf, der sich so auch im Koalitionsvertrag der Brandenburger Kenia-Koalition findet: Jüngst forderten die Freien Wähler eine „Eiweißstrategie“ für Brandenburg. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es sie bereits seit vielen Jahren: Hier wird der Anbau von Leguminosen, etwa Lupinen, Hülsenfrüchten, Klee und Luzernen, gezielt finanziell gefördert.

Es ist im Interesse von niemandem, am Import großer Mengen ausländischen Sojas festzuhalten.

Henrik Wendorff, Präsident des Brandenburger Landesbauernverbands

„Wir wollen so ein Förderprogramm auch für Brandenburg, um es Betrieben zu ermöglichen, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten“, sagte Wernicke. Bei einer Mindestanbaufläche von 5 Prozent der Betriebsfläche soll es den Vorstellungen der Freien Wähler zufolge 100 Euro Zuschuss pro Hektar und Jahr geben, wenn sich der Betrieb verpflichtet, auf diesen Flächen mindestens 5 Jahre lang Leguminosen anzubauen. „Wir treten auch weiter dafür ein, dass für den Anbau von Leguminosen das Umbruchverbot für Dauergrünland aufgehoben wird.“ Wernicke verwies dabei ausdrücklich auch auf ein in Neubrandenburg geplantes Werk zur Verarbeitung von Eiweißpflanzen. Es könnte auch für das nördliche Brandenburg ein Abnehmer werden.

Zuspruch vom Landesbauernverband

Unterstützung erhielten die Freien Wähler am Dienstag vom Präsidenten des Landesbauernverbands, Henrik Wendorff. „Wir sehen in einer Eiweißstrategie des Landes eine Chance, stärker als bisher im Anbau von Eiweißpflanzen tätig zu werden“, sagte er auf Nachfrage dieser Zeitung. Schon heute stünden fast die Hälfte aller in Deutschland angebauten Eiweißpflanzen in den neuen Bundesländern. „Wichtig ist auch, dass dadurch weniger Soja verfüttert werden würde“, sagte Wendorff. Ein stärkerer Anbau von Leguminosen würde dazu beitragen, regionale Stoffkreisläufe zu schließen. „Es ist im Interesse von niemandem, am Import großer Mengen ausländischen Sojas festzuhalten.“

Dagegen verweist der stellvertretende Pressesprecher des Potsdamer Landwirtschaftsministeriums, Sebastian Arnold, darauf, dass Brandenburg beim Anbau von Eiweißpflanzen bundesweit bereits zu den Vorreitern gehöre. Eine deutliche Ausweitung der Anbauflächen sei weiter wünschenswert. Deswegen stünden schon heute mehrere Förderrichtlinien, etwa für die Anschaffung von Technik zur mechanischen Unkrautbekämpfung oder wassersparenden Beregnung zur Verfügung. „Das MLUK erarbeitet außerdem auf Basis eines Landtagsbeschluss eine Ackerbaustrategie, die den Humusaufbau im Boden wie auch die Stärkung der Versorgung mit regionalen Lebensmitteln zum Ziel hat.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false