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In Kaltendorf leben etwa 80 Menschen. Dass einer von ihnen zwei Kinder getötet haben soll, sorgt für Entsetzen.

© dpa

Mutmaßlicher Mörder von Elias und Mohamed: Entsetzen in Kaltenborn

Ein 32-jähriger Mann aus Brandenburg hat gestanden, Mohamed und Elias umgebracht zu haben. Die Nachbarn in seinem Wohnort Kaltenborn (Teltow-Fläming) sind fassungslos.

Niedergörsdorf - Es ist gespenstisch still auf der Dorfstraße von Kaltenborn. Nur wenige Menschen sind zu sehen. Bei dem grauen Haus mit den Polizeiwagen vor der Tür sind die Rollladen heruntergelassenen. Vier Transporter der Berliner Polizei stehen dort, Beamte der Spurensicherung in weißen Overalls schlüpfen durch die Hoftür. Dahinter sind Stallungen zu sehen. Eine Beamtin wacht vor dem Anwesen. "Kein Kommentar" lautet ihre freundliche Antwort auf jede Frage der Reporter.

In dem Haus soll der 32-jährige Mann, der seit Freitag als Doppelmörder kleiner Jungen bekannt ist, mit seinen Eltern gelebt haben. Er hat laut Staatsanwaltschaft gestanden, den vierjährigen Mohamed aus Berlin und den sechsjährigen Elias aus Potsdam entführt und getötet zu haben. Zumindest bei Mohamed hat er auch einen sexuellen Missbrauch zugegeben. Am Donnerstag war er in Kaltenborn festgenommen worden. Seine Eltern hatten den mutmaßlichen Mörder auf Fahndungsbildern erkannt, mit ihm gesprochen und ihn der Polizei gemeldet.

Mit Spürhunden am Wohnhaus in Kaltenborn

Am Freitagmittag fährt ein weiterer Transporter an seinem Wohnhaus vor, zwei Beamte gehen mit Spürhunden auf den Hof. Wonach sie suchen? Weiterhin kein Kommentar. "Womöglich hat der da noch mehr Kinder versteckt", mutmaßt daher ein Anwohner. "Man möchte sich das gar nicht vorstellen." Ein kleines Zeichen der Anteilnahme ist vor dem Hoftor zu sehen: Dort hat jemand ein Grablicht und eine gelbe Rose abgelegt. 

"Ich kann das gar nicht fassen", sagt die 22-jährige Lucy Lasser, die direkt gegenüber wohnt. "Das war immer ein ruhiger und freundlicher Mensch." Niemals wäre sie darauf gekommen, dass ihr Nachbar der gesuchte Kindermörder sein könnte. "Auf diesen Phantombildern oder diesen Pixel-Aufnahmen hätte ich ihn nie erkannt."

"Kaum soziale Kontakte"

Ein scheuer Einzelgänger sei der 32-Jährige gewesen, sagt Lasser. "Er hat immer nachts gearbeitet und hatte, soweit ich weiß, kaum soziale Kontakte. Er war meist zu Hause." Abends sei er häufig mit seinen Eltern zum Essen gegangen. "Auf mich wirkten die immer wie eine harmonische Familie", meint sie. 

In Kaltenborn, einem kleinen Ortsteil von Niedergörsdorf (Teltow-Fläming) mit rund 80 Einwohnern, kümmere man sich nicht so viel um die Nachbarn, sagt Lasser. Für junge Leute sei sowieso nicht viel los. "Hier wohnen ja fast nur noch alte Leute", sagte die 22-Jährige.

"Sonst passiert das immer weit weg"

Auch bei den Bewohnern im Pflegeheim von Niedergörsdorf sind die Verbrechen das Thema des Tages. "Sie verfolgen das im Radio und sind sehr erschüttert", erzählt ein Mitarbeiter. "Sonst passiert das immer ganz weit weg - und jetzt mitten hier bei uns in der Gemeinde." Die Bewohner könnten das kaum fassen.

So geht es auch einem 32-jährigen Vater aus Niedergörsdorf, der seinen dreijährigen Sohn Till auf dem Arm hält. "Das ist grauenhaft, das kommt einem jetzt so nah", sagt er. "Ich habe Angst um meinen Sohn - heutzutage kann man die Kinder ja selbst hier auf dem Dorf nicht mehr alleine lassen." (dpa)

Klaus Peters

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