zum Hauptinhalt

Stahlgigant in Lichterfeld: Elektronik-Festival soll altem Bergbau-Giganten weitere Fans bringen

Der Bergbau-Gigant war Anfang der 90er Jahre nur kurz in Betrieb. In seinem "zweiten Leben" hat er mehr Glück. Seit 2002 kamen mehr als eine dreiviertel Million Besucher auf die alte Förderbrücke F 60.

Lichterfeld (dpa/bb) - Der Stahlkoloss der alten F60-Förderbrücke in Lichterfeld (Elbe-Elster) zieht nicht nur Freunde von Bergbau-Großgeräten an. Dort kommen auch Musik- und Autofans aus ganz Deutschland sowie Sportler auf ihre Kosten. "Wir sind eines der erfolgreichsten Tagesausflugsziele in Brandenburg geworden", sagte der Geschäftsführer der F 60 Concept GmbH, André Speri am Donnerstag. Auf dem Gelände des sogenannten Besucherbergwerkes startet an diesem Freitagabend für Fans der elektronischen Musik das erste "Aerophilia-Festival".

Etwa 70 DJs wollen bis zum Montag auf vier Bühnen mit House-Musik ordentlich einheizen. Das Festival soll die Attraktivität der alten Förderbrücke F 60 - die auch scherzhaft "Liegender Eiffelturm" genannt wird - erhöhen. Renner für Touristen aus Deutschland und vielen anderen Ländern sind die Führungen über die 500 Meter lange und bis 80 Meter hohe Brücke. "Pro Jahr haben wir etwa 65 000 Besucher, seit 2002 sind es 774 000", berichtete Speri.

Hinzu kämen die Gäste der Veranstaltungen im Jahr, zu denen neben Musikkonzerten auch Läufe um den Bergheider See, Treffen von Fans getunter Autos und Ausstellungen gehören. Die reizvolle Kulisse dafür bildet die Stahlkonstruktion, die während der Nachtstunden freitags und samstags durch Leuchtstreifen markiert und teils angeleuchtet wird. Über Lautsprecher sind die Arbeitsgeräusche, Quietschen und Knarren des einstigen Bergbauriesen zu hören. Die Licht-Klang-Installation stammt von dem Berliner Künstler Hans Peter Kuhn, der die F 60 auch im Dunkeln erlebbar machen wollte.

Der Stahlgigant war nur kurz von Februar 1991 bis Juni 1992 in Betrieb und wurde dann stillgelegt, weil die Grube Klettwitz-Nord nicht privatisiert wurde. Das 11 000 Tonnen schwere Gerät wurde wieder aus der Grube herausgefahren und steht jetzt am Rand des gefluteten Bergheider Sees. Um den Erhalt des schwergewichtigen Erbes der Kohleproduktion, das zur Energieroute der Lausitzer Industriekultur gehört, kümmert sich der Förderverein Besucherbergwerk F 60.

"Alle drei Jahre ist ein Korrosionsschutz fällig, und die Anlage muss regelmäßig kontrolliert werden", berichtete der Marketingchef des Vereins, Olaf Umbreit. Der Vereins-Etat betrage derzeit 380 000 Euro für das zehnköpfige Personal sowie für die Betriebskosten. Der Verein erwirtschaftet mit seiner Tochtergesellschaft F 60 Concept GmbH die Einnahmen aus Eintrittsgeldern sowie aus Vermietung und Verpachtung von Flächen und Räumen für Veranstaltungen. "Wir schreiben zurzeit eine schwarze Null", betonte Umbreit. Er sehe noch weitere Entwicklungschancen, wenn um den Bergheider See wie geplant Badestrände, ein Campingplatz und Ferienhäuser entstehen.

Peter Jähnel

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false